Jerry Cotton - 0527 - Der Killer mit dem Dekollete
Aussichten für Miß Morteen.«
Wir standen auf. Mr. High begleitete uns bis zur Tür, und das ist etwas, das er nur selten tut.
»Welche Männer wählen Sie aus, Phil?« fragte er.
»Wenn Sie einverstanden sind, Sir«, sagte Phil mit einer gewissen Förmlichkeit, »möchte ich Stephen Hill und Harold Molloy wählen.«
Der Chef dachte einige Sekunden lang nach. »Ich bin einverstanden«, entschied er. »So wie die Dinge jetzt stehen, sind Harold und Stephen die besten Männer für diesen Einsatz.«
Wie gewöhnlich wollten Phil und ich das Hauptquartier gemeinsam verlassen. Als der Lift im Erdgeschoß stoppte, fiel mir ein, daß ich besser allein ging. Ich erklärte meinem Freund die Situation. Er blieb zurück.
Langsam fuhr ich nach Hause. Natürlich dachte ich an Jane. Sie befand sich in einer scheußlichen Situation,'und sie tat mir leid. Für eine Frau muß es schrecklich sein, sich in der Gewalt von drei üblen Gangstern zu wissen, deren Handlungen unberechenbar waren.
Ich achtete nicht sonderlich auf den Verkehr, aber schließlich fiel mir doch, auf, daß die Scheinwerfer eines Wagens hartnäckig im Blickfeld meines Rückspiegels blieben.
Ob es ein Zufall war?
Ich gab Gas, fuhr dann wieder langsamer und bog schließlich in eine nahezu unbelebte Seitenstraße ein. Gespannt blickte ich in den Rückspiegel. Auch der fremde Wagen nahm die Kurve.
Ich trat auf die Bremse. Das fremde Fahrzeug stoppte in kurzem Abstand hinter mir. Ich sprang aus dem Jaguar.
Bei dem anderen Wagen handelte es sich um einen roten Mercury. Der Schlag auf der Fahrerseite wurde geöffnet. Der Fahrer stieg aus. Ich erkannte Jerome Larsom.
»Überrascht, mich schon wieder zu sehen?« fragte er. Er hielt beide Hände in den Taschen seines Trenchcoats. »Wir wollten uns überzeugen, wie du reagierst. Zuerst folgte dir Duff. Er rief mich an und berichtete, du wärst auf dem kürzesten Weg ins FBI-Hauptquartier gefahren. Du hast dich so lange in eurem Laden aufgehalten, daß ich selbst kam, um dir auf den Zahn zu fühlen.« Er senkte den Kopf und sah mich von unten an. »Hast du deine Leute informiert?« fragte er leise.
»Ich habe mich über dich und deine Freunde informiert. Ich habe im Archiv nachgelesen, welche Prachtexemplare aus dem Unterweltdschungel ihr seid. Chicago sucht dich wegen vieler Morde.«
Er lachte. »Genau aus diesem Grunde bin ich hier in New York eingestiegen. Früher oder später hätten eure Leute in Chicago einen Trick gefunden, mich vor ein Gericht zu schleifen. Ich werde mich aus den Staaten absetzen, bevor der Boden unter meinen Füßen zu brennen beginnt. Klar, daß ich vorher noch einen großen Coup landen möchte. Ein dickes Dollarpolster macht das Leben in Südamerika oder irgendwo im alten Europa leicht und angenehm.«
Larsom legte mir eine Hand auf die Schulter, als wären wir die besten Freunde. »Sieh ein, daß ich dir eine faire Chance biete, G-man! Ich verlasse die Staaten. Mir kann es gleichgültig sein, was du danach deinem Boß erzählst. Ich bin nicht gezwungen, dich und das Girl umzulegen. Wenn dieser Fall glatt abgewickelt worden ist, werden wir dich und dein Mädchen laufen lassen, und mir soll es auf ein Trinkgeld von zehn- oder zwanzigtausend Dollar nicht ankommen.«
Er probierte so etwas wie einen treuherzigen Blick, aber es gelang ihm schlecht.
»Ihr laßt mir ohnedies keine Wahl«, antwortete ich und zuckte die Achseln. »Da ich Jane nicht verlieren will, muß ich mich auf dein Wort verlassen.«
Er nahm die Hand von meiner Schulter. »Soc hat vergessen, dir dein Eigentum zurückgeben.« Er holte aus der Trenchcoattasche meinen 38er Smith and Wesson. »Ich weiß nicht, ob es beim FBI irgendeine Art von Waffenkontrolle gibt, aber sicherlich wäre es peinlich für dich, wenn einer deiner Bosse feststellen würde, daß du deine Kanone nicht mehr hast.«
Er zeigte ein dünnes Grinsen. »Am Ende käme er noch auf den Gedanken, du hättest das Schießeisen verkauft. Bei euren erbärmlichen Gehältern wäre es nicht verwunderlich.«
Er hielt mir die Waffe am Griff hin. Ich nahm sie. Ich ließ das Magazin aussch'wenken und sah, daß die Kugeln in der Kammer steckten. Ich drückte das Magazin in den Verschluß. Mit dem Daumen schob ich den Sicherungshebel zurück.
Der Lauf des 38er zielte auf Larsoms Magen. Mein Zeigfinger lag am Drücker.
Langsam wich das Grinsen aus Larsoms Gesicht. »Von den Morden, die Chicagos Polizei auf mein Konto setzt«, sagte er kalt, »hat Sockol drei
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