Jerry Cotton - 0532 - Der tote Boss gab die Befehle
vor.«
Wir bogen in einen Feldweg ein. Von weitem sah ich ein weites, ebenes Feld. Davor ein paar Gebäude, grau, verwahrlost und windschief.
Ich hielt vor einer Holzbaracke. Was mir sofort auffiel, war die Landebahn. Sie befand sich in einem tadellosen Zustand. »Sieht nicht so aus, als ob hier niemand startet und landet«, sagte ich nachdenklich.
Wir stiegen aus. Vor der Baracke erkannte ich frische Reifenspuren. Sie verloren sich zwischen den Gebäuden. Dahinter erstreckte sich eine Grasfläche.
Ich wußte nicht, was mich zu dem Flugplatz hinzog. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, daß mit diesem Platz nicht alles in Ordnung war. Eben weil er in Ordnung war, zumindest das Rollfeld.
Während Phil auf die Baracke zuging, blieb ich im Wagen und beobachtete die Gegend. Phil klopfte an die Barackentür. Nach einer Weile ging sie auf, und ein Mann mit einer Beinprothese kam heraus.
Mein Freund überstürzte ihn mit einem Redeschwall. Langsam ging ich hinüber.
»Das ist mein Freund Jeremias«, stellte mich Phil vor.
Ich zwang mich zu einem freundlichen Grinsen.
»Mr. Morley ist der Flugplatzverwalter«, erklärte Phil weiter. »Er ist ganz allein hier«, setzte er betont hinzu. »Ich habe ihm schon erzählt, daß wir hinüber zum See wollen. Aber wir müssen auch künftig mit dem Wagen fahren. Die Landebahn ist völlig unbrauchbar, nicht wahr, Mr. Morley?«
Der Verwalter hatte einen schiefen Blick, mit dem er mich ungeniert betrachtete.
»Präriehunde«, sagte er. »Sie haben das ganze Feld unterminiert. Wir mußten den Betrieb einstellen.«
»Ach«, sagte ich und gab mir den Anschein, als ob ich seine faustdicke Lüge schluckte. Hier im Osten gibt es nämlich keine Präriehunde. »Das ist natürlich ein unangenehmer Verlust für Sie. Sie haben sicher viel Geld in die Anlage gesteckt.«
»Gehört mir nicht«, gab Morley einsilbig zurück. »Bin nur der Verwalter. Vielleicht nur noch ein oder zwei Monate. Dann ist auch für mich Feierabend.«
Phil spielte den neugierigen, übereifrigen Touristen. »Sicher haben Sie nichts dagegen, wenn wir uns den Flugplatz ansehen. Flugplätze haben etwas Geheimnisvolles für mich. Genauso wie Bahnhöfe.« Und Phil marschierte einfach los, ohne die Einwilligung des Einbeinigen abzuwarten.
Aber da kam Leben in den Mann. Er rannte so schnell hinter Phil her, wie Ich es ihm niemals zugetraut hätte. Unsanft faßte er ihn an der Schulter.
»Stop!« sagte er hart. »Das ist Privatgrund. Sie können hier nicht einfach herumlaufen, wie Sie wollen.«
»Warum nicht?« fragte Phil naiv und lächelte freundlich. »Ich will mich auch gern erkenntlich zeigen.« Er griff in die Tasche und holte einen Zehndollarschein hervor, den er dem Mann hinhielt.
Ich hatte Phil schon lange nicht mehr so großzügig gesehen.
Aber Morley reagierte ausgesprochen unfreundlich. »Ich brauche Ihr Geld nicht«, knurrte er. »Verschwinden Sie!« Das waren genau die Worte, die uns zum Bleiben veranlaßten. Er hätte es nicht dümmer anstellen können.
Während sich Phil mit Morley herumstritt und die Aufmerksamkeit des Mannes ablenkte, schlich ich um die Baracke herum. Kurz dahinter befand sich ein Flugzeugschuppen, der von den übrigen Gebäuden abstach, weil er verhältnismäßig gut erhalten war.
Die kleine Tür in dem hohen Hallentor war nur angelehnt. Ich warf einen Blick hinein. Ganz vorn stand eine zweisitzige Sportmaschine, dahinter ein Reiseflugzeug.
Ich ging schnell wieder zurück.
Morley drehte sich gerade um und starrte mich mit einem bösen Blick an.
»Wo haben Sie ’rumgeschnüffelt?« fuhr er mich an. »Wenn Sie nicht sofort verschwinden, rufe ich die Polizei. Das ist Hausfriedensbruch!«
Jetzt hielt ich den Zeitpunkt für gekommen, die Katze aus dem Sack zu lassen. Ich hielt ihm meinen Stern unter die Nase, die darauf ganz weiß und spitz wurde.
Morley zitterte. Das schlechte Gewissen war so deutlich von seinem zerklüfteten, unrasierten Gesicht abzulesen, daß es einer Bestätigung eigentlich nicht mehr bedurfte. Und als Phil ihn auch noch nach dem Sportwagen fragte, schien er in sich zusammenzufallen.
Gerade diese Reaktion machte mich stutzig. Morley war ein harter Mann, der nicht so leicht zu erschüttern war. Seine Verschlagenheit war deutlich von seinem Gesicht abzulesen. Er war nicht der Typ, der so schnell aufgab.
»Ich… ich habe keinen Wagen«, antwortete er schnell. »Und… einen Sportwagen schon gar nicht.«
»Ich habe nicht behauptet, daß der Wagen Ihnen
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