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Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine

Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine

Titel: Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß ihn seine Nachbarn anstarrten. Er öffnete den Mund, als wollte er schreien. Aber er brachte keinen Ton heraus. Gehorsam trat er zwei, drei Schritte von der Schlange am Schalter weg. Da kam auch schon die nächste Anweisung von der Galerie herab: »Ziehen Sie den Revolver des Wächters aus der Halfter und stecken Sie ihn ein! Wenn Sie Mätzchen machen wollen, versuchen Sie’s!«
    Carson ging zu dem alten Mann, der bleich und mit hochgereckten Armen mitten in der Halle stand. Er brachte es nicht fertig, ihn anzusehen. Zu seiner Überraschung hörte er plötzlich den Alten flüstern: »Tun Sie genau, was man Ihnen sagt, Mister, wenn Sie am Leben bleiben wollen! Ausdrücklicher Rat vom FBI! Keinen Widerstand leisten! Es hat keinen Zweck, Sir, glauben Sie mir! Von da oben könnep die mit Maschinenpistolen ein Blutbad anrichten!«
    Er hatte es schnell und leise hervorgestoßen. Carson griff nach dem Kolben des schweren Revolvers, zog ihn aus der Halfter und ließ ihn in seine linke Kitteltasche gleiten. Das Gewicht zerrte seinen Kittel einseitig herab.
    »Keinen Widerstand!« wiederholte der Wächter noch einmal. »Die legen Sie glatt um!«
    Erstaunt sah Carson den beschwörenden Blick des Alten. Gerade hier hatte er mit Widerstand gerechnet, ihn halb erhofft, und nun geschah das Gegenteil. Er kam aus dem Staunen nicht heraus.
    »Der Mann in dem Kittel! Gehen Sie zum Kassenschalter! Los, los!«
    Carson fühlte, wie sie ihn alle beobachteten. Seine Bewegungen waren unendlich langsam, jedenfalls kam es ihm so vor. Eine Woge von Sympathie und Mitleid schlug ihm entgegen. Alle bedauerten ihn, daß er vor ihren Augen den Befehlen der Gangster nachkommen mußte, bedroht von wer weiß wie vielen Schußwaffen, die in jedem Augenblick abgefeuert werden konnten.
    »Klettern Sie über den Schaltertisch!« gellte die Stimme.
    Carson tat es. Der Kassierer hatte die Hände hoch emporgereckt und trat ängstlich aus dem Wege.
    »Packen Sie alle Scheine in die Aktentasche des Kassierers! Beeilen Sie sich!«
    Die Tasche stand neben dem Zahlschrank. Carson kippte ihren Inhalt auf die Schreibtischplatte und stopfte Geld hinein, Bündel über Bündel.
    »Verlassen Sie die Bank mit der Tasche und überqueren Sie die Straße! Sie werden draußen erwartet!« hallte die scharfe Stimme von der Galerie herab.
    Carson kletterte über den Schaltertisch zurück. Er tat zwei Schritte und blieb schlagartig stehen. Eine unheimliche Ruhe hatte ihn überfallen. Was wäre, wenn er sich weigerte, mit dem Geld nach draußen zu gehen? Wenn er es den Gangstern und dieser teuflischen Blondine nicht auslieferte? Carson wußte plötzlich — es ist mir egal. Alles ist mir egal. Sollen sie mich doch abknallen. Was ist mein Leben denn noch wert. Nichts. Absolut nichts.
    Es waren nur Sekunden gewesen, die Carson gezögert hatte. Doch sie hatten genügt, die anderen Bankkunden noch mehr zu entsetzen. Wie durch einen Schleier erkannte Carson, daß alle auf ihn starrten. Und jeder Blick schien ihn anzuflehen: Tu, was man dir sagt!
    Es war der Wächter, der das Schweigen brach: »Worauf warten Sie denn noch, Mister? Sie haben doch gehört, wasi Sie tun sollen! Wollen Sie es denn erst zu einem wahnsinnigen Blutvergießen kommen lassen? So gehen Sie doch endlich!«
    Wie in einem Trancezustand setzte sich Carson in Marsch. Bei jedem Schritt klappte der schwere Revolver in seiner Kitteltasche gegen den linken Oberschenkel. Carson nahm die Tasche in die rechte Hand und zog mit der Linken den Kittel hoch. Seine eigenen Schritte dröhnten überdeutlich in seinen Ohren. Er kam bis zu den breiten Schwingtüren. Niemand hielt ihn auf. Er drückte den Türflügel mit dem Knie zur Seite. Niemand hinderte ihn. Er stieg die Stufen der Freitreppe hinab und wartete, daß Lärm, und Geschrei hinter ihm zusammenschlagen würden. Aber es blieb still wie auf einem Friedhof.
    ***
    »Ziemlich ruhig heute«, sagte der sedisundzwanzigjährige Patrolman Nick Steaborn zu seinem Streifenführer, während er das Lenkrad drehte und nach rechts abbog. »Von mir aus kann es so bleiben. In einer Stunde ist Feierabend.«
    Sergeant Bill Stefanopolous, dem man die griechischen Vorfahren auf den ersten Blick ansah, rieb sich über das markante Kinn.
    »Ja«, brummte er, »wirklich ziemlich ruhig. In unserem Bezirk hat es heute noch nicht einmal einen Verkehrsunfall gegeben. Die Leute werden doch nicht schlagartig vernünftig?«
    Nick Steaborn lachte. »Mal den

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