Jerry Cotton - 0536 - Todesurteil fuer Phil Decker
Minuten kam Polliter zurück. Schnell wandte er sich an Phil.
»Wir reden später weiter. Ich habe jetzt keine Zeit«, murmelte er. Dann gab er seinen Leuten einen Wink. Verdrießlich kamen Sie aus ihrer Ecke zurück. Die Polliter-Gang verschwand aus dem Kakadu.
Fünf Minuten vergingen. Zehn. Eine Viertelstunde. Ein paar Gäste kamen und gingen wieder.
Phil blieb allein.
»Mach wenigstens mal Musik!« rief er dem Wirt zu.
Ambrose setzte einen Plattenspieler in Betrieb.
Phil gefiel die Platte nicht. Er stand auf und wollte die hinteren Räume des Lokals aufsuchen. Er kam bis durch den grünen Vorhang, der die Türen zu den Toiletten vom Lokal trennte. Gerade wollte er die Toilettentür öffnen, als ihn ein harter Schlag über den Schädel traf. Phil versank in tiefe Dunkelheit.
Drei Minuten später wurde ein anscheinend Betrunkener in einen Wagen im Hof des Kakadu verladen.
***
»Viertel vor elf! Das ist nett von Ihnen«, freute sich unser Kollege John Smith.
Nick, der Bowlingsbahninhaber, machte ein Gesicht, als habe er Essigessenz zum zweiten Frühstück getrunken.
Smith legte ihm ohne Rücksicht auf seinen Seelenzustand drei Fotos auf den Schreibtisch. »Wer davon ist Jan Coralla?«
Ein paar Sekunden schwankte Nick, ob er die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Dann war ihm wohl klargeworden, daß das FBI schlauer war als er. Er tippte auf das richtige Bild.
»Wann zum letzten Male gesehen?« fragte Smith.
»Gestern«, gab Nick zu.
»Sehr brav!« lobte John Smith. »Was hat er da getan?«
»Er war auf der Bowlingbahn«, sagte Nick im Brustton der Überzeugung. »Ist doch klar.«
»Ja, ist klar«, sagte Smith und machte sich einen Vermerk.
»Seit wann kennen Sie Coralla?« fragte er nach einer Pause weiter.
Nick dachte angestrengt nach und fand auch eine salomonische Antwort: »Schon länger. Genau weiß ich es nicht.«
»Wußten Sie, daß er von der Polizei gesucht wird?«
»Nein. Woher soll ich denn das wissen?« fauchte Nick.
John Smith ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ungerührt setzte er die Vernehmung fort. Was sein muß, muß sein. Auch wenn es manchmal nach langweiliger Routine aussah.
Was unsere Fahrbereitschaft dagegen zweimal wöchentlich veranstaltete, war wirklich Routine: Die Kraftfahrzeughallen wurden mit Wasser ausgespritzt. Das steht in irgendeiner Vorschrift. Und deshalb wird es gemacht.
Auch an jenem Vormittag mußte das gemacht werden. Kurz nach elf.
Es war die Zeit, als mein Kollege John Smith mit der Vernehmung des Bowling-Club-Unternehmers Nick fertig wurde.
»Sie wissen, daß Sie die hier gemachten Aussagen möglicherweise vor Gericht wiederholen müssen?« fragte John Smith abschließend.
»Ja, Sir«, erwiderte Nick förmlich.
»Wenn Ihnen noch etwas einfällt, was von dem abweicht, was Sie hier unterschrieben haben, können Sie Ihre Aussage jederzeit berichtigen oder ergänzen«, belehrte Kollege Smith den Bowlingbahnmann.
»Okay«, sagte Nick.
John Smith erhob sich. »Ich danke Ihnen dafür, daß Sie so rasch gekommen sind.«
Nick erhob sich auch. »Schon gut«, sagte er. Sein Gesicht drückte das Gegenteil aus.
»Der Lift ist gleich rechts hinter dem zweiten Fenster«, erklärte Smith noch.
Nick raunzte einen kurzen Gruß und verließ John Smiths Dienstzimmer. Er wandte sich nach rechts, ging am ersten Fenster vorbei und dann am zweiten. Der Lift war vor ihm.
In diesem Moment erst fiel ihm auf, was er eben fast unbewußt registriert hatte. Er ging die drei Schritte zum zweiten Fenster zurück und schaute hinunter in den großen Innenhof des Distriktgebäudes. Dort standen verschiedene Autos. Und einen Wagen schoben zwei Mechaniker gerade aus einer der großen Hallen heraus. Nick war Bowling-Fachmann, aber kein Kraftfahrzeugexperte. Trotzdem wußte er sofort, um welchen Wagen es sich handelte. Man braucht schließlich kein Fachmann zu sein, um einen roten Jaguar zu erkennen.
***
Es war halb zwölf an jenem Vormittag, als ich ein komisches Gefühl bekam. Seit über einer Stunde telefonierte und sprach ich mit allen möglichen Leuten aus der City Police und aus unserem Haus. Und seit einer halben Stunde telefonierte ich auch mit Informanten. Es half alles nicht. Wyatt Brungs war wie vom Erdboden verschwunden.
Ausgerechnet jetzt, nachdem Phil wieder im Einsatz war. Wir mußten Brungs unter Kontrolle behalten. Phil war allein und ohne Verbindung zu uns unterwegs, abgesehen von seinen üblichen Kontrollanrufen. Das war nicht etwa leichtfertig. Phil
Weitere Kostenlose Bücher