Jerry Cotton - 0540 - Terror im Highway-Hotel
daß Ihnen die Namen einfielen, wenn Sie die Gästekartei durchblätterten. Wir sind dann durch die Ereignisse anderweitig beschäftigt worden. Aber jetzt möchte ich doch gern die Namen und die Zimmernummern der drei erfahren.«
»Ich mache mich gleich an die Arbeit«, versprach das Mädchen. »Aber es kann zehn Minuten dauern.«
»Das macht nichts. Ich will in der Bar etwas trinken. Jemand hatte eine Bombe innen an den Türknauf meines Zimmers gehängt. Ich hatte Glück. Melden Sie Ihren zuständigen Leuten, daß ein bißchen aufgeräumt werden muß.« Karin Hale bekam große Augen. Sie sah mich erschrocken an.
»Kein Grund zur Aufregung«, meinte ich halblaut. »Ich lebe ja, nicht wahr? Also bis dann!«
Ich bummelte durch die Halle zu der kleinen Bar. Sie war gemütlich und recht intim gehalten, mit einem runden Dutzend von Nischen, die sich vor der hufeisenförmigen Theke aneinanderreihten. Steve saß unweit der Tür und hatte schon einen Whisky für mich bestellt. Ich nahm einen großen Schluck und spürte das wohlige Feuer in mir.
»Was hat dich bewogen, hier aufzukreuzen?« fragte ich ihn. »Du solltest doch erst einmal als eine Art Verbindungsmann oben im Wald die Stellung halten?«
»Du hast dich nicht zur vereinbarten Zeit gemeldet.«
Ich tastete über meinen schmerzenden Kiefer und grinste ein bißchen mühsam.
»Zur vereinbarten Zeit ging hier alles drunter und drüber«, erwiderte ich so leise, daß von den Gästen in der Bar niemand unsere Unterhaltung verstehen konnte. »Außerdem war ich heute abend eine Ewigkeit lang damit beschäftigt, meine fünf Sinne wieder zusammenzukriegen.«
»Sie haben dich ziemlich hart durch die Mangel ‘gedreht, was?« fragte Steve anteilnehmend.
Ich betrachtete nachdenklich mein Whiskyglas.
»Bis zum vierzehnten Schlag habe ich mitgezählt. Was dann noch kam, weiß ich nicht. Und diese Rechnung steht noch offen. Darüber wird zur gegebenen Zeit verhandelt. Es war so…«
Ich gab ihm einen Bericht von allem, was mir an diesem Abend widerfahren war, weil es nicht schaden konnte, wenn ein Kollege über alles informiert war. Anschließend erzählte Steve, was sich bei ihm getan hatte. Ich hörte von dem Überfall auf die Tankstelle, von den beiden Männern der Highway Patrol und davon, wie Steve im Weizenfeld einen schwerverletzten Mann gefunden hatte. Er hielt ihn für einen der Gangster.
»Glaube ich nicht«, widersprach ich leise. »Wenn er einen Overall trug, gehört er zum Tankstellenpersonal. Ich möchte eher annehmen, daß er die Höllenmaschine irgendwo in der Nähe der Tankstelle fand, sie ins Feld brachte, wo sie nicht allzuviel Unheil anrichten konnte, und daß er nicht mehr schnell genug wegkam.«
»Das ist natürlich auch möglich«, gab Steve zu. »Ich habe einen Hubschrauber angefordert und wollte bis zu dessen Eintreffen bei dem armen Kerl bleiben, aber der Hotelarzt hat mir das abgenommen. Die haben hier nämlich einen eigenen Arzt.«
»Hoffentlich ist es das letzte, was er heute nacht zu tun bekommt«, meinte ich düster. »Ich bin allerdings nicht davon überzeugt. Die Kerle drehen mit einem Tempo auf, das verdammt waghalsig ist. Sieht so aus, als wollten sie Anderson schnellstens kleinkriegen.«
»Je waghalsiger sie werden, desto eher geben sie sich Blößen.«
»Hoffentlich«, brummte ich. »Aber vielleicht erreichen sie ihr Ziel doch.« Steve sah mich überrascht an.
»Wieso?«
»Ich hatte zu tun, Anderson zu bändigen, als er erfuhr, daß seine Enkelin von den Gangstern ermordet wurde. Jetzt sitzt er in seinem Zimmer und macht sich die bittersten Vorwürfe. Vielleicht steigert er sich in eine Stimmung hinein, in der er bereit ist, seine fünf Hotels den Halunken vom Syndikat für ein Butterbrot in den Rachen zu werfen.«
Ich trank meinen Whisky aus.
»Was hast du jetzt vor?« erkundigte sich Steve.
»Die Zimmer von drei Burschen durchsuchen, die mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen sind. Und wenn ich bei einem auch nur ein Stück Kupferdraht finde, mit dem man für Höllenmaschinen herumbasteln könnte, dann ist der Junge reif.«
»Hast du einen Durchsuchungsbefehl?« fragte Steve.
Ich schüttelte den Kopf, grinste aber dabei.
»Zum erstenmal brauche ich keinen«, sagte ich zufrieden.
»Wieso?«
»Ich bin seit ungefähr einer Stunde persönlicher Beauftragter von Mr. Anderson«, antwortete ich zufrieden. »Sonderbeauftragter für Sicherheit sozusagen. Und ich habe von Mr. Anderson Generalvollmacht, jedes Zimmer in
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