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Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner

Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner

Titel: Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner Kostenlos Bücher Online Lesen
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pflegte, und sagte mit sarkastischem Unterton: »Sie werden es nicht glauben, mein Freund, aber wir haben auch ohne Ihre bewundernswerte Aufdringlichkeit nicht die Absicht, Ihr Etablissement als Verdurstete zu verlassen.«
    Der Salzknabe kannte Quizfragen nur aus den Fernsehsendungen der Kinderstunde. Er hüstelte diskret, strich sich affektiert über den Pomadenscheitel und beugte sich diensteifrig über mich, damit ich mich von der billigen Qualität seines Parfüms überzeugen konnte. Er produzierte ein Grinsen. »Wie waren Ihre Wünsche, Sir?« erkundigte er sich mit samtweichem Timbre.
    »Sie sollen verschwinden!« antwortete ich schlicht, meinen Wunsch erklärend.
    Er verschluckte sich fast an seinem hüpfenden Adamsapfel, warf mir einen vernichtenden Blick zu und stakste mit hölzernen Beinen in Richtung Bar davon. Sein Selbstbewußtsein schien einen deutlichen Knacks davongetragen zu haben.
    Lazaro Capucine hatte das Intermezzo lächelnd verfolgt. Sein Ausdruck veränderte sich nicht, als ich ihn barsch fragte: »Wie geht es nun weiter, Mister?«
    Mit ruhigen Bewegungen legte er das Besteck zurück, tupfte mit aufreizender Lässigkeit die Serviette gegen die Lippen und fragte, während ein schalkhaftes Lächeln in seine Augen trat: »Warum müssen Sie sich nur wie ein Elefant im Porzellanladen benehmen, Shibell? Ein Mann Ihrer Intelligenz könnte darauf verzichten, sich wie ein grobschlächtiger Pferdeknecht zu geben.« Lazaio schien keine Antwort von mir zu erwarten, denn er deutete mit knapper Handbewegung zur Tanzfläche hinüber und sagte mit gleichbleibend freundlicher Stimme: »Sehen Sie, Shibell, Mario mit seiner Band. Die junge Dame ist eine Neuentdeckung von ihm. Sie hat eine ausgezeichnete Stimme, wie Sie gleich selber hören werden. Ich fürchte nur, daß Mario sie auf die Dauer nicht halten kann, denn bei dem verblüffenden Talent Sandras wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis ihr ein interessanter Vertrag angeboten wird.«
    »Ich bezweifele, daß sie selbst einen Vertrag von der 20th Century Fox annehmen wird«, lachte ich säuerlich.
    Lazaro warf mir einen forschenden Blick zu.
    »Es ist das Mädchen, das mit Mario in der Lomitas Avenue war«, erklärte ich ihm. »Sie haben scheinbar nur Schauspieler in Ihrer Gruppe, Capucine!« sagte ich mit bissigem Hohn.
    Er verbarg geschickt seine Überraschung. Eine kleine Unmutsfalte blieb auf seiner Stirn zurück und bestärkte mich in dem Verdacht, daß er von dem Zusammentreffen Sandras mit seinem Bruder nichts gewußt hatte.
    »Ist sie ein Mitglied Ihrer Organisation?« stieß ich sofort nach.
    »Hören Sie, Shibell«, wich er meiner Frage aus, »sie singt.«
    Lazaro hatte um keinen Deut übertrieben. Sandra Thorn konnte das Recht für sich in Anspruch nehmen, als versierte Sängerin zu gelten. Sie sang mit heiserer, brüchiger Stimme. Ihre rauhe Sinnlichkeit ging unter die Haut, als sie, von Mario meisterhaft begleitet, Gershwins »Summertime« interpretierte.
    »Habe ich Ihnen zuviel versprochen, Shibell?« flüsterte Lazaro lächelnd. Ich sah den winzigen Funken der Begeisterung in seinen Augen aufglühen und fragte mich, ob sein Beifall ausschließlich Sandras Begabung galt.
    »Ihr Brüder hat ohne Zweifel eine glückliche Hand bewiesen«, sagte ich anerkennend. »Neben ihrer Begabung versteht sie es, sich ausgezeichnet zu verkaufen.« Ich machte absichtlich eine kleine Kunstpause und fuhr dann ungerührt fort: »So nennt man es wohl in Fachkreisen. Und das erscheint mir als ein wichtiger Faktor im Showgeschäft.«
    Ich fühlte den prüfenden Blick Capucines auf mir ruhen, dann fragte er mit leichtem Zweifel in der Stimme: »Sie sind nicht zufällig aus der Branche, Shibell?«
    Ich schmunzelte amüsiert. »Meine Mutter pflegte mir als Kind ein Stück Kolophonium unter das Kopfkissen zu legen. Mit dem Erfolg, daß mein Kunstverständnis heute so weit reicht, daß ich hin und wieder einen Geigenkasten spazierenführe. Mit dem Inhalt könnte ich allerdings auf keinem Konzertpodium der Welt auf treten. Ich könnte mir vorstellen«, fuhr ich fort und zeigte auf Sandra Thorn, die gerade auf unseren Tisch zukam, »daß Sie nicht abgeneigt wären, mit Ihrem Bruder vierhändig zu musizieren.«
    »Ich hätte mir denken können, daß Sie schon im Laufställchen mit einer Maschinenpistole gespielt haben, Shibell«, gab Lazaro bissig zurück. Er trat mit weltmännischer Gewandtheit Sandra Thorn entgegen, die unseren Tisch erreicht hatte. »Nehmen Sie bitte

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