Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner
Waffe auf uns gerichtet und sagte mit belegter Stimme: »Schön ruhig, ihr beiden!« Sekundenlang schwieg er. Vielleicht wußte er nicht, was er mit uns anstellen sollte. Vielleicht hatte er auch nur Angst.
»Werfen Sie die Waffe auf die Straße!« befahl er Behan, der hinter mir lag. Nach den Geräuschen zu urteilen, kam Behan seinem Befehl nach.
»Arme und Beine spreizen!« befahl der Cop dann. »Und flach auf dem Boden liegenbleiben!« Er machte es ganz geschickt. So konnten wir ihm am wenigsten gefährlich werden. Jedenfalls für den Moment. Seine schwankende Stimme verriet, daß er sich nichts sehnlicher als einen erfahrenen Kollegen herbeiwünschte.
Ich schien ihn besonders zu interessieren, denn er kam zögernd und unsicher näher, ohne jedoch seine berechtigte Vorsicht zu vernachlässigen. Er beugte sich vor. »Wo haben Sie Ihre Waffe?« fragte er, mit dem Versuch, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen.
»Unter der Jacke!« antwortete ich kalt aber wahrheitsgetreu.
Jetzt saß er in der Klemme. Er kam in seiner Erregung nicht darauf, Hilfe herbeizurufen.
»Soll ich sie herausholen?« fragte ich und machte Anstalten, mich auf den Rücken zu wälzen.
»Nein!« Seine Stimme bekam einen hysterischen Anstrich. »Bewegen Sie sich nicht von der Stelle.« Er wurde mit dem Problem einfach nicht fertig. Ich starrte in sein verkrampftes bleiches Gesicht, über das sich der Schweiß in Strömen ergoß. Er war noch so jung!
»Wollen wir hier übernachten?« zischte Behan hinter mir, dem die Unsicherheit des jungen Cop auch nicht entgangen war.
»Ruhig!« befahl der Junge. »Kein Wort!« Seine Angst war jetzt offensichtlich. Er fürchtete, wir könnten uns flüsternd verständigen, wie wir ihn überwältigen wollten. Er machte einen drohenden Schritt auf mich zu. Seine blankgewichsten Schuhe standen in unmittelbarer Reichweite. Der Junge tat mir leid. Schrecklich leid sogar, wenn ich daran dachte, welche Angst er ausstand.
Es war das Werk von Sekunden. Er wurde von den Beinen gerissen, ehe er schreien konnte. Dann kam etwas auf ihn zu und explodierte an seinem Kopf. »Verzeihung, mein Junge!« sagte ich bedauernd.
»Wollen Sie ihm noch ein Entschuldigungsschreiben in die Tasche stecken?« fauchte Behan aufgebracht.
»Das können Sie mir gleich überreichen, Gentlemen!« sagte eine kalte Stimme in unserem Rücken. Der Klang der Stimme ließ uns unaufgefordert die Arme heben.
»Nehmen Sie den Ganoven die Waffen ab, Burns!« ertönte die befehlsgewohnte Stimme erneut. Eine fachkundige Hand klopfte mich ab, erleichterte mich um meine Magnum und gab mir schließlich einen aufmunternden Stoß, die Hände in die vorschriftsmäßige Höhe zu bringen.
»Blank bis auf die Fingernägel, Lieutenant!« beschloß Burns seine erfolgreiche Untersuchung. »Drehen Sie sich um!« forderte er uns schließlich auf.
Lieutenant Marlowe musterte uns schweigend. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Er mochte vielleicht knapp über dreißig zählen und gehörte zweifellos zu den Leuten, die ihr Handwerk verstanden, und was für uns noch schlimmer war: Mit ihm war wohl kaum gut Kirschen essen. Mir schien, sein ausdrucksloser Blick studierte länger, als mir lieb sein konnte, mein Gesicht. Er wiegte sich auf den Fußballen, dann fragte er, ohne mich aus den Augen zu lassen: »Sind diese beiden Figuren alles, was wir hier aufgelesen haben, Burns?«
Burns räusperte sich betreten. »Jawohl, Lieutenant!«
»Bringen Sie die Leute ins Präsidium, Burns. Ich möchte sie in einer halben Stunde vernehmen.«
»In einer halben Stunde, Lieutenant!« echote Burns erleichtert.
In Marlowes Mundwinkel fraß sich ein säuerliches Lächeln. »Helfen Sie dem jugendlichen Helden auf die Füße«, sagte er abschließend, wandte sich ab und ging mit ausgreifenden Schritten auf die Straße zurück.
Burns schmückte unsere Handgelenke mit soliden Handschellen, dann traten auch wir in Begleitung einiger Cops den Rückzug an. Auf der Straße hatten sich einige Neugierige angesammelt, die uns mit aufgerissenen Mäulern angafften. Burns setzte uns in den Streifenwagen, der uns zur Wache bringen sollte. Hupend bahnte sich der Wagen einen Weg durch das Spalier sensationslüsterner Müßiggänger. Langsam rollte der Wagen auf die Kreuzung zu, und meine Aufmerksamkeit wurde von einem dunklen Nash-Cornett gefesselt, der mit abgeblendeten Lichtern am Straßenrand parkte. Im Vorüberrollen sah ich das grinsende Gesicht meines Freundes Phil Decker.
***
»Fangen
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