Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner

Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner

Titel: Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
wir also noch einmal von vorn an, Shibell.« sagte Lieutenant Marlow'e geduldig und fächelte sich mit meinem gefälschten Paß Kühlung zu. Er saß lässig, mit weit von sich gestreckten Beinen, in seinem hölzernen Sessel. Der gelockerte Knoten seiner Krawatte hing tief auf der zerknitterten Hemdbrust. Er entnahm einer zerdrückten Schachtel eine Zigarette, dann warf er mir die angebrochene Packung zu. »Bedienen Sie sich!«
    Ich sog den Rauch tief in die Lungen. Wenn durch meinen Auftrag nicht soviel auf dem Spiel gestanden hätte, wäre ich direkt bereit gewesen, die Situation zu genießen. Wie viele Verbrecher hatte ich während meiner Dienstzeit beim FBI auf dem Stuhl vor meinem Schreibtisch sitzen sehen. Nun waren die Rollen vertauscht, aber das konnte Marlowe nicht wissen.
    »Was haben Sie also in Los Angeles zu suchen, Shibell?« fragte Marlowe, ohne die geringste Hoffnung auf eine erschöpfende Antwort. So ging das nun schon seit einer Stunde.
    »Ich heiße John Shibell und wünsche meinen Anwalt zu sprechen.« leierte ich meinen Spruch herunter. Ich hatte mir diese Taktik zurechtgelegt, weil sie die einzige Chance für mich bedeutete, unerkannt aus dieser vertrackten Situation herauszukommen.
    Marlowes Blick stieg zu der rissigen, von Wasserflecken entstellten Decke empor, als könnte er dort des Rätsels Lösung entdecken. »Unerlaubter Waffenbesitz!« begann er mit gleichbleibender Freundlichkeit meine Vergehen aufzuzählen. »Tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten. Und es ist eine Frage der Zeit, wann mir Ihre übrigen Vorstrafen bekannt sind. Was versprechen Sie sich davon? Gut, Sie reden nicht mit mir!« kam er meiner Antwort, die er sich seit einer Stunde anhören mußte, zuvor. Sein Blick kehrte von der unansehnlichen Decke zurück.
    »Warum haben Ihre Freunde nur für Behan versucht, eine Kaution zu stellen, Shibell?« überfiel er mich plötzlich wie aus der Pistole geschossen.
    Ich schwieg und sah mit nachdenklichen Augen dem kräuselnden Zigarettenrauch nach.
    »Wir werden Behan laufenlassen«, köderte er mich. »Aber Sie, Shibell, Sie wird man hängenlassen. Man ist nicht an Ihnen interessiert.« Er seufzte. »Versuchen wir also den Gaul von hinten aufzuzäumen.« fuhr er hartnäckig fort.
    »Wann sind Sie nach Los Angeles gekommen, Shibell? Mit welchen Leuten, außer Behan, sind Sie zusammengetroffen? Nennen Sie mir Namen. Wo sind Sie abgestiegen?«
    Der Lieutenant angelte, ärgerlich über die Störung, nach dem schrillenden Telefon.
    »Marlowe!« meldete er sich. Er lauschte schweigend in den Hörer. Seine Lippen wurden plötzlich so schmal wie der Rücken einer Messerklinge. Langsam zog er seine gestreckten Beine zurück, als befürchte er jeden Moment einen unsichtbaren Angriff.
    »Diese Nacht? Ich teile Ihre Befürchtungen nicht, Sir!« sträubte sich der Lieutenant scharf. Maßloses Erstaunen spiegelte sich unvermutet auf seinen Zügen wider.
    »Aber das ist doch unmöglich!« protestierte er stockend.
    Ich hatte das Gefühl, als wären Lieutenant Marlowe plötzlich sämtliche Felle davongeschwommen.
    »Jawohl! Sie können heraufkommen!« sagte er, um Fassung ringend, und legte mit spitzen Fingern den Hörer auf die Gabel zurück. In seinen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Mitleid und Bewunderung, als sein Blick sich prüfend an mein Gesicht heftete.
    Wir übten uns in der Kunst des Anstarrens, bis nach kurzem Anklopfen zwei Männer ins Zimmer traten. Sie betrachteten mich, als wäre ich der uneheliche Sohn einer Mondkuh, dann steckten sie mit Marlowe die Köpfe zusammen und flüsterten. Einer steckte meinen Paß und meine Magnum in die Tasche, dann schnauzte er: »Stehen Sie auf, Shibell!«
    Lieutenant Marlowe schaute mit wehmütigen Augen auf den Bogen Papier, der ihm in die Hand gedrückt wurde. Die Echtheit der amtlichen Stempel schien ihn zu überraschen, wenn seine Besorgnis auch weniger dem Schreiben als dem Interesse galt, das mir ohne Zweifel von zweiter Seite entgegengebracht wurde. »Hoffentlich haben Sie mehr Glück mit ihm als ich, meine Herren!« meinte er zweideutig und glaubte sich, damit für den entrissenen Braten entschädigt.
    Mir schien, als grinsten die beiden auf niederträchtige Weise, und mir war nicht besonders wohl, als ich zwischen ihnen das Haus verließ. Vor der Tür wartete ein Wagen mit laufendem Motor. Sie drängten mich rauh auf den Rücksitz. Schnell nahm der Wagen Fahrt auf. Der Fahrer griff unter das Armaturenbrett, zog ein Mikrofon hervor

Weitere Kostenlose Bücher