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Jerry Cotton - 0544 - Atombomben gegen Manhattan

Jerry Cotton - 0544 - Atombomben gegen Manhattan

Titel: Jerry Cotton - 0544 - Atombomben gegen Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinterher! Darauf bin ich spezialisiert, mein Junge!«
    Lydia sang. Sie verstand ihr Handwerk, wenngleich sie, streng genommen, wenig Eigenpersönlichkeit in ihrem Vortrag entwickelte und sich damit zufriedengab, eine Stilmischung von Doris Day und Dinah Shore zu bringen.
    Phil und ich saßen in der Bar unweit des Eingangs, mit dem Rücken zur Wand. Vor uns hatten wir einen Whisky stehen. Wir beobachteten abwechselnd die ein treffenden Gäste und die singende junge Frau. Auf der kleinen Bühne, umrahmt von vier farbigen Musikern, wirkte sie wie ein junges Mädchen, grazil, liebenswert und sehr attraktiv. Es fiel schwer, daran zu denken, daß sie einmal mit einem gefährlichen Gangster verheiratet gewesen war. Es fiel fast noch schwerer, sich vorzustellen, daß dieser Gangster noch lebte und daß sie dazu beigetragen hatte, sein verbrecherisches Abtreten von der Bühne des Lebens zu kaschieren.
    Oder saßen wir mit unseren Verdächtigungen auf dem falschen Dampfer? Nein, Hurst lebte, davon war ich überzeugt. Phil blickte auf seine Uhr. »Soll ich mal anrufen?« fragte er halblaut. Ich nickte. Wir hatten Mr. High versprochen, uns in gewissen Abständen zu melden.
    Phil erhob sich und verschwand. Ich nippte an meinem Glas und musterte abermals die Gesichter der Gäste. Es war das übliche Nachtklub-Publikum: ein Drittel Halbwelt, ein Drittel neugierige, brave Bürger, die sich einmal amüsieren wollten, und ein Drittel Stammgäste, die man an ihren gelangweilten, angeödeten Gesichtem erkannte, oder an der Vertrautheit, in der sie sich mit dem Personal unterhielten.
    Ich zuckte leicht zusammen, als Lydia plötzlich einen falschen Ton sang. Sie schien den Fehler gar nicht bemerkt zu haben. Ich sah jedoch, daß einige Musiker sie verblüfft anschauten. Eine Reflexbewegung ließ mich den Kopf herumnehmen. Ich bemerkte, daß sich der Vorhang am Eingang leicht bewegte. Irgend jemand war soeben hindurchgegangen, vielleicht hatte auch nur ein Neugieriger den Kopf ins Lokal gesteckt.
    Ich stand auf, weil ich plötzlich zu wissen glaubte, was es mit dem falschen Ton der Sängerin für eine Bewandtnis hatte. Lydia Craig hatte dem Neuankömmling damit eine Warnung zukommen lassen. Er hatte prompt verstanden und war sofort umgekehrt.
    Ein Ober hielt mir auf dem Weg zum Ausgang am Jackenärmel fest. »Sie haben das Zahlen vergessen, Sir«, sagte er höflich, aber mit einem deutlichen Unterton drohenden Spottes.
    »Ich bin sofort zurück!«
    »Genau wie Ihr Freund, was?« spottete der Ober. Ich mußte zugeben, daß er im Recht war. Er kannte weder Phil noch mich und schien zu befürchten, daß wir ihn um die Zeche prellen wollten. Ich drückte ihm eine Fünf-Dollar-Note in die Hand und sagte: »Bin gleich zurück!«
    Der kleine Vorraum des Lokals war leer bis auf die Garderobiere, die hinter einem winzigen Tresen saß und strickte. »Kennen Sie den Gast, der gerade weggegangen ist?« erkundigte ich mich bei ihr.
    Die Frau war blaß. Sie trug eine dicke Brille. »Nein, Sir«, antwortete sie, »aber ich habe ihn hier schon gesehen. Er kommt ziemlich regelmäßig zu uns.«
    »Wie heißt er?«
    »Keine Ahnung, Sir.«
    »Können Sie ihn mir beschreiben?«
    »Ich sehe etwas schlecht«, meinte sie entschuldigend und deutete auf ihre dicken Brillengläser. »Mit dem Erkennen von Einzelheiten hapert es bei mir…«
    Ich eilte die Stufen zum Ausgang hinauf und stand Sekunden später neben dem goldlivrierten Portier, einem stämmigen Rausschmeißertyp mit Boxernase. »Wohin hat sich mein Freund gewandt?« fragte ich und blickte die Straße hinauf und hinab. Der Portier musterte mich aus kleinen nichtssagenden Augen. »Ihr Freund?« echote er.
    »Ja, der Mann, der gerade gegangen ist!« sagte ich ungeduldig.
    »Ich habe niemand gesehen!« behauptete er. Er zeigte mir eine Zigarette, die er in der hohlen Hand hielt und fügte grinsend hinzu: »Die habe ich mir soeben angesteckt! Der Chef sieht’s ja nicht gern, wenn ich rauche, aber wenn ich…« Ich hörte nicht mehr auf das, was er sagte, und eilte quer über die Straße. Ich hatte den roten Ford entdeckt. Ein Mann mit Sonnenbrille schloß gerade die Tür auf. Ich erreichte ihn in dem Moment, als er einsteigen wollte.
    Er zuckte - herum, als ich ihn auf die Schulter tippte. »Ja, was ist?« fragte er.
    Ich war enttäuscht, als ich sein Gesicht sah. Er trug eine große Sonnenbrille, die es schwermachte, ihn richtig zu erkennen, aber das wenige, was ich registrierte, paßte nicht auf den Mann,

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