Jerry Cotton - 0544 - Atombomben gegen Manhattan
Maschine ganz nahe war. Sie flog ziemlich tief. Hurst empfand es als beruhigend, daß nur ein Mann in dem Helikopter saß. Trotzdem zögerte er, das Signal zu geben. Er bückte über die weite Wasserfläche und bemerkte die Segel- und Motorboote, die sich in Küstennähe tummelten. Keines dieser Schiffe konnte ihm gefährlich werden. Seine Jacht war schneller… mit der Einschränkung, daß die Jacht ihm nicht gehörte, sondern eigens zu diesem Zweck gestohlen worden war.
Elmer Barry Hurst verstand etwas von Schiffsmotoren. Er wußte, daß es augenblicklich kaum ein Boot gab, das es an Geschwindigkeit mit dieser Privatjacht aufzunehmen vermochte — die Küstenfahrzeuge der Wasserpolizei und des Zolls mit inbegriffen.
Hurst gab sich einen Ruck. Er griff nach dem Mikrofon der Funksprechanlage. »Hören Sie mich?«
»Ja.«
»Binden Sie die Koffer an Ihre Seenotausrüstun’g, und werfen Sie den ganzen Krempel herunter, sobald ich das Signal gebe!«
»Ich bin nicht befugt, das aufblasbare Boot auszusetzen«, antwortete der Pilot. »Das ist gegen die Vorschriften.«
»Es ist auch gegen die Vorschriften, Manhattan in die Luft fliegen zu lassen!« sagte Hurst sarkastisch. »Aber genau das wird passieren, wenn Sie meinen Anordnungen nicht Folge leisten!«
»Okay«, meinte der Pilot nach einigen Sekunden des Schweigens. »Ich tue, was Sie sagen.«
Hurst blickte auf seine Uhr, dann schaute er in die Höhe. Er sah den Mann in der Kanzel hantieren. Offenbar hatte er den Autopiloten eingestellt. Nach drei Minuten fragte Hurst: »Sind Sie soweit?«
»Ja.«
»Achten Sie auf mein Signal, und versuchen Sie, die Kanister möglichst in unmittelbarer Bootsnähe in das Wasser zu werfen!« befahl Hurst. Gleichzeitig ließ er den Scheinwerfer dreimal aufblitzen.
Der Hubschrauber zog eine Kurve und kam dann, tiefer gehend, direkt auf die Jacht zu. Hurst sah, daß der Plexiglaseinstieg des Helikopters zur Seite geschoben war. Der Pilot gab den Kanistern einen Fußtritt. Sie flogen aus der Maschine und fielen mitsamt der knallgelben Seenotausrüstung ins Wasser. Sofort nach dem Aufschlag pumpte die Automatik das Gummiboot auf. Die Kanister sackten zunächst einige Yard tief ab, aber dann wurden sie durch das sich mit Luft füllende Schlauchboot wieder nach oben getragen.
Hurst erreichte die Kanister binnen weniger Sekunden. Er warf die Strickleiter über Bord und kletterte hinab. Es war nicht schwer, die Kanister von dem Boot zu lösen. Minuten später hatte er die heiße Fracht an Bord. Er schaute hoch, als er wieder auf der Jacht stand. Der Hubschrauber flog in westlicher Richtung davon.
Hurst setzte sich in den Schalensitz des Cockpits und gab dem Boot volle Pulle. Die Jacht raste in einem weiten Bogen auf das Land zu. Hinter sich ließ sie eine elegante, schaumgekrönte Heckwelle zurück.
Als Phil und ich über der Bucht eintrafen, hatte sie sich bereits aufgelöst.
***
»Hallo, Mr. Arwell!« sagte Mr. High erstaunt. Er ging dem Besucher entgegen und drückte ihm die Hand. »Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie fast eine halbe Stunde warten ließ — aber ich mußte eine wichtige Aktion leiten. Sie wurde erst jetzt beendet.«
»Erfolgreich, wie ich hoffe«, meinte Lester Arwell und wunderte sich über das schlechte Aussehen seines alten Bekannten. Er hatte Mr. High als einen vitalen und elastischen Mann in Erinnerung, als den Prototyp eines Intellektuellen, der seine Energien zu zügeln und zu beherrschen versteht. Im Moment sah Mr. High aber nur müde und abgespannt aus.
Mr. High spürte den Blick seines Besuchers. »Ich bin, um die Wahrheit zu sagen, seit achtundvierzig Stunden nicht ins Bett gekommen«, entschuldigte er sich.
»Dann wende ich mich besser an einen Ihrer Mitarbeiter«, meinte Arwell. »Ich dachte nur gleich an Sie, weil ich Sie als einen meiner Bankkunden ganz besonders hochschätze — und weil Sie, wenn ich richtig informiert bin, innerhalb des FBI eine hohe Position bekleiden.«
»Nehmen Sie doch Platz«, bat Mr. High und beugte sich über die Sprechanlage seines Schreibtisches. »Wie wäre es mit einer frischen Portion Kaffee, Helen?«
Die Männer setzten sich. Mr. High lächelte dem Besucher aufmunternd in die Augen. Es war klar, daß Lester Arwell sich nicht in das District Office bemüht hatte, um mit Mr. High über Bankgeschäfte zu sprechen.
»Sie wissen vermutlich nicht, daß ich eine Tochter habe«, begann Arwell. »Sie heißt Linda und ist entführt worden.«
»Wann?«
»Vor vier
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