Jerry Cotton - 0544 - Atombomben gegen Manhattan
dauert das Vergnügen?«
»Eine Woche. Während dieser Zeit müssen Sie verbunden im Bett liegenbleiben. Eine zweite Woche muß ich Sie dann noch unter Beobachtung bei mir behalten.«
»Wo wird die Operation vorgenommen?« wollte ich wissen. »Hier im Haus?«
»Sie fragen zuviel!« meinte er. »Erst muß ich das Geld haben, dann unterhalten wir uns über die Details.«
»Einverstanden«, sagte ich und stand auf. »Ich fahre zum Hotel und hole die Bucks. Nur noch eine Frage. Ich bin gebeten worden, einer jungen Dame eine Nachricht zu überbringen. Sie heißt Lydia Craig und wohnt seit einigen Jahren in New York. Können Sie mir zufällig sagen, wie und wo ich sie finden kann?«
»Schauen Sie doch mal ins Telefonbuch!« meinte Fletcher und erhob sich.
»Zu blöd, daran hätte ich doch gleich denken können!« sagte ich und schlug mir mit der flachen Hand an die Stirn. »Aber Craigs gibt’s in dieser großen Burg doch sicherlich wie Sand am Meer! Da Lydia aus Chicago stammt, genau wie Sie, hielt ich es für möglich…« Er unterbrach mich, »Was wollen Sie von der Frau?« fragte er barsch.
»Sie kennen sie also!«
»Das habe ich nicht behauptet.«
Ich grinste. »Sie sprechen von einer Frau, Meister. Das kommt genau hin. Lydia Craig ist kein Mädchen mehr, und das wissen Sie!«
»Mir fällt auf, daß Sie sich widersprechen«, sagte Fletcher stirnrunzelnd. »Einerseits erklären Sie, niemals Namen zu nennen, und andererseits haben Sie während Ihres kurzen Besuches schon zwei ausgepackt…«
Ich wies, um ihn abzulenken, auf ein etwa faustgroßes Leseglas, unter dem einige Briefmarken lagen. »He, was ist denn das für eine Sorte! Die sehe ich zum erstenmal.«
»Sie stammen aus der Republik Natanika«, sagte er. »In Zentralafrika.«
»Darf ich sie mal ansehauen? Ich bin nämlich leidenschaftlicher Sammler!«
Ich nahm die Marken unter dem Leseglas hervor. Sie stellten Motive der Entwicklungshilfe dar. Ein Dammbau, die Konstruktion eines Stahlwerkes, eine Diesellok auf der Fahrt durch den Urwald. »Würden Sie mir die Marken verkaufen?« fragte ich.
Er nahm mir die Marken aus der Hand. Sie waren noch nicht von dem Umschlagpapier abgelöst worden, so daß man die Poststempel deutlich ablesen konnte. Die Marken waren in einem Ort namens- Natanika entwertet worden, und zwar vor vier, fünf oder sechs Wochen.
»Sie sammeln selbst?« fragte ich und beobachtete, wie er die Marken wieder unter das Glas legte.
»Nein«, antwortete er, »aber ich habe ein paar Kunden, die scharf darauf sind. Ich möchte Sie jetzt bitten zu gehen. Wenn Sie mit dem Geld zurückkehren, unterhalten wir uns weiter!«
»Okay«, sagte ich und ging zur Tür. Als ich die Hand auf den Türknauf legte, ertönte hinter mir ein scharfes »Stop!« Ich wandte mich um.
Fletcher hielt eine Pistole in der rechten Hand. Es war eine Luger. Durch den aufgesetzten Schalldämpfer hatte sie imponierende Ausmaße angenommen.
»Nehmen Sie die Hände hoch und kommen Sie her!« sagte Fletcher drohend. »Ich habe noch ein paar Wörtchen mit Ihnen zu reden. Es bleibt Ihnen überlassen, ob ich das auf die übliche Weise oder mit dieser Kanone tun werde!«
***
Langsam nahm ich die Hände hoch. Ich durchquerte den Raum und blieb dicht vor dem Schreibtisch stehen. »Sie haben eine nette Art der Kundenbehandlung!« sagte ich. »Was soll dieser Blödsinn?«
Fletcher grinste spöttisch. »Als Gesichtschirurg muß ich mich davon überzeugen, wie meine Klienten auf gewisse Ereignisse reagieren. Das Zucken eines Augenlids, die Art, wie jemand die Mundwinkel senkt — das alles ist für die weitere Behandlung von großer Bedeutung!«
Ich ließ die Hände sinken. »Stellen Sie schon die Fragen, die Ihnen auf der Zunge brennen!«
»Hoch mit den Greifern!« schnauzte er.
Ich gehorchte. Fletcher lachte leise. »Draußen im Salon herrscht eine Menge Betrieb. Die Damen lieben nun mal den Klatsch. Ihr pausenloses Geschnatter und das Summen der Trockenhauben würde den Knall des Schusses glatt übertönen. Dieser Dämpfer ist ein Spitzenfabrikat.«
»Ich verstehe selbst ein wenig davon«, spottete ich, »oder meinten Sie, daß wir in Chicago mit Steinschleudern und Katapulten arbeiten?«
Er lachte abermals. »Es ist seltsam«, meinte er, »aber irgendwie gefallen Sie mir. Gleichzeitig scheue ich vor Ihnen zurück. Sagen Sie mir erst einmal, was Sie von Lydia Craig wollen.«
»Sorry, Meister, aber das geht Sie einen Dreck an!«
»Packen Sie aus, junger Freund. Sonst
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