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Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Titel: Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
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konnten ihm das verscheuchte Publikum nicht zurückbringen. So ungefähr sahen meine Gedanken aus, als der Gorilla sich langsam in Bewegung setzte und mit dem wiegenden Gang eines Affen quer über die leere Tanzfläche walzte.
    »Phil«, sagte ich leise.
    Mein Freund sah über die Schulter zu mir. Ich deutete mit einer leichten Kopfbewegung in den Saal. Nun schwenkte auch Phil mit seinem Hocker herum, bis er den Gorilla entdeckt hatte.
    »Ist der aber schön«, brummte Phil. »So richtig geeignet, Frauen das Gruseln beizubringen.«
    Ich nahm einen Schluck von meinem Whisky. Wir kannten Tommy seit einer Reihe von Jahren; er war ein sauberer, ordentlicher Geschäftsmann, der nie mit der Polizei Ärger bekam, und wenn der Gorilla etwa krakeelen wollte, hätten wir Tommy gern geholfen, den Burschen loszuwerden. Aber die Dinge entwickelten sich anders, als ich sie mir vorgestellt hatte.
    Während der Gorilla noch langsam und wiegend herankam, stemmten sich an einem Tisch in der Nähe der Bar plötzlich zwei dickleibige, schwergewichtige Männer hoch, die wie Zwillinge gleich gekleidet waren. Ihre Anzüge, ihre Krawatten, die rosafarbenen Oberhemden, ja selbst die mit auffälligen Steppnähten verzierten Schuhe waren völlig gleich. Nur ihre Gesichter unterschieden sich voneinander im Ausdruck: der eine grinste blöde, der andere stierte finster. Sie wankten sichtlich betrunken auf die Bar zu.
    »Sa-Sa-Saftladen«, lallte der Grinsende. »Wo— wo — hicks! — wo sind die Wei-Weiber, die hier ma-massenweise herumsi-si-hitzen sollen?«
    Bei der Sorte Publikum war es kein Wunder, daß die richtigen Kunden zu Hause blieben oder anderswo hingingen. Weder Phil noch ich kamen zu diesem Zeitpunkt auf die Vermutung, daß sich hier ein abgekartetes Spiel zutrug.
    Inzwischen war der Gorilla herangekommen. Er klatschte die Linke in Bill Holdens Rücken und grunzte in tiefem, undeutlichem Tonfall: »Das ist hier mein Platz!«
    Nun schwenkten auch unsere beiden Kollegen mit ihren Hockern herum. Ich fing einen fragenden Blick von Stevens und Holden auf und schüttelte unmerklich den Kopf. Ein G-man hat sich nicht mit Betrunkenen anzulegen, und Krakeelern geht man besser aus dem Weg. Holden verstand sofort und rutschte auf den nächsten Hocker.
    »Ich denke«, sagte ich ruhig, »daß mehr als genug Platz für uns alle ist.« Der Gorilla reckte den Affenschädel vor. »Paßt dir was nicht?« grunzte er.
    Holden widmete ihm einen warnenden Blick, bevor er sein Whiskyglas hob.
    »Drecksau«, brummte der Gorilla und umschlang Holdens Glas mit seiner Pranke, um es ihm wegzunehmen.
    Ich wollte etwas sagen, aber meine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Die beiden schwergewichtigen Zwillinge hatten mich erreicht. Aus der Nähe sah ich, daß ihre Ohren zerschlagen waren und daß ihre Gesichter von vielen kleinen Narben geziert waren. Die Kerle mußten mehr Schlägereien in ihrem Leben gehabt haben, als sie Haare auf den Köpfen hatten.
    »Da, das ist der Lump, der mir gestern in der U-Bahn auf den Fuß getreten ist!« lallte der Grinsende und zeigte auf mich.
    »Was?« röhrte der Finstere. »Sie haben meinen Freund belästigt?«
    »Unmöglich«, sagte ich ruhig. »Ich war gestern den ganzen Tag nicht ein einziges Mal in einer U-Bahn.«
    Ich warf einen raschen Blick hinüber zu Bill Holden. Der Gorilla hatte ihm tatsächlich das Glas weggenommen und trank es gerade mit lautem Schlürfen aus.
    »Hilfe!« kreischte im selben Augenblick eine schrille Mädchenstimme.
    Auf der anderen Seite der Tanzfläche zappelte ein Mädchen in den Armen eines Burschen, der einen kaffeebraunen Anzug trug und mit Gewalt versuchte, das Mädchen zu küssen. Unter seinem harten Griff zerriß gerade ihre dünne Nylonbluse.
    »Phil«, sagte ich.
    »Okay«, erwiderte mein Freund, stieß sich von seinem Hocker ab und lief schnell über die Tanzfläche. Von krakeelenden Männern kann man sich fernhalten. Wenn sie aber anfangen, handgreiflich gegen Mädchen oder Frauen zu werden, sieht die Sache anders aus.
    Ich stieß mich von meinem Hocker ab.
    »Robert«, sagte ich, »Bill! Wir gehen.«
    »Okay, Jerry«, erwiderten die beiden Kollegen und stellten ihre Gläser zurück auf die Theke, nachdem der Gorilla Bill das leere Glas wieder in die Hand gedrückt hatte.
    »Der Lu-Lump will sich drücken!« lallte der Grinsende neben mir. Und dabei brachte er es fertig, pausenlos weiterzugrinsen. »Aber erst bezahlst du mi-mir das Schuheputzen!« Er packte mich mit seiner großen Faust

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