Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
gekleidet, Wache am Jachthafenplatz vor dem Haus Nr. 7. Es gäbe dort nur dieses alte Pensionshaus, erklärte man mir. Die anderen Grundstücke seien im Bebauungsplan vorgesehen, aber zum Kummer der Gemeinde habe sich noch kein Interessent gefunden.
    Ich bedankte mich für die Auskunft, ließ die beiden einen Moment meinen Schlitten bewundern und fuhr dann hinunter zum Jachthafen. Die Straße fiel steil ab. Auf einer Blautanne saß ein mächtiger Kolkrabe. Er sah mir nach, bis ich auf dem Platz am Jachthafen stoppte. Es gab einen langen, gemauerten Kai und hölzerne Anlegestege, die sich weit in die Bucht hineinschoben. Auf dem schwarzgrünen Wasser dümpelten vier Drachenboote; die Segel waren gerefft, die Persenninge über den schlanken Bootskörpern festgehakt. Rauher Wind peitschte das Wasser. Gegen den Kai klatschten Wellen. Weiße Schaumkronen flitzten heran. Die Sicht reichte bis zum Horizont.
    Ich sah mich um. Das Haus stand am Rande des Platzes etwas zurückgesetzt. Seine Rückfront stieß an den Fuß eines bewaldeten Hügels. Tannen überragten das dreistöckige Gebäude. Es war alt und reparaturbedürftig. Sechs ausgetretene Steinstufen führten zur Haustür empor.
    Vor dem Haus stand ein Wagen der Polizei. Ich hielt neben ihm, stieg aus, ging um den Wagen herum, öffnete die rechte Vordertür und glitt auf das Polster.
    »Mein Name ist Cotton. Ich komme vom FBI.«
    »Freut mich.« Lieutenant March lächelte.
    »Daß Sie in Zivil sind, Lieutenant, finde ich prima. Hatching hätte nicht geahnt, daß Sie zur Polizei gehören, und sich nicht abschrecken lassen. Da Sie aber in einem Streifenwagen sitzen, verderben Sie den ganzen Effekt.«
    March legte sein Lausbubengesicht in bekümmerte Falten. »Sie haben recht, Mr. Cotton. Zu meiner Verteidigung muß ich sagen, daß ich erst seit zwei Stunden den Wagen benutze. Hatching hat sich die ganze Zeit nicht blicken lassen, und da dachte ich, es käme nicht mehr darauf an.«
    »Er kann aber noch kommen. Deshalb würde ich sagen: Sie bringen Ihren Wagen weg, ich schaffe meinen Wagen beiseite. Dann kümmere ich mich um Hatchings Versteck. Wer wohnt in dem Haus?«
    »Niemand. Es gehört einem Geschäftsmann aus Brooklyn. Er hat die alte Bude in Apartments unterteilt. Einige sind vermietet. Andere stehen leer. Bei gutem Wetter kommen die Mieter am Wochenende zum Segeln hierher. Aber ich glaube, seit einiger Zeit hat sich niemand blicken lassen. Es ist auch schon verdammt kalt auf dem Wasser.«
    »Wie komme ich ’rein?«
    »Hier.« Er griff in die Tasche und zog ein Bund mit mindestens zehn Schlüsseln hervor. Bis auf einen waren alle flach und schmal und paßten nur zu Sicherheitsschlössern. Die Ausnahme war ein unförmiges Ding. Ich nahm an, daß es zur Haustür gehörte.
    »Es kommt vor«, erläuterte March, »daß die Leute ihren Schlüssel vergessen. Deshalb hat der Hauseigentümer die Zweitschlüssel beim alten Fitzsimmons gelassen. Der kümmert sich um die Bude. Schließt die Fenster, stellt im Winter die Heizung an, bessert kleine Schäden aus und fegt ab und zu die Böden. Dafür kriegt er zwanzig Dollar im Monat.«
    »Okay!« Ich steckte das klirrende Bund in die Tasche. »Bringen wir jetzt die Wagen weg.«
    Ich stellte meinen Jaguar in die Garage der Polizeistation. Das war auf jeden Fall besser, als ihn auf der Straße zu lassen. Denn Hatching kannte den Schlitten.
    Ich trabte zurück. Es war kalt und windig. Ich trug einen schwarzen Trenchcoat mit eingeknöpftem Futter. Ich war froh, daß ich den Mantel mitgenommen hatte.
    Diesmal benutzte ich nicht die steile Straße, sondern schlug einen Bogen, lief durch den Wald, stieg den Hügel hinunter und näherte mich dem Haus von hinten. Das Schloß der Hintertür hatte Rost angesetzt. Spinnennetze, in denen Staub und Tannennadeln hingen, waren vor die Türnische gespannt. Sämtliche Läden waren geschlossen.
    Ich blieb stehen und horchte. Der Wind heulte. Die See schwappte. Einer der Holzläden klapperte. Die Wipfel der Bäume rauschten. Unter den Tannen lag die Dämmerung. In spätestens einer halben Stunde brach die Nacht an. Eine bessere Gelegenheit, sagte ich mir, heimlich ins Haus zu schlüpfen, kann es für Hatching nicht geben. Aber wenn er kommt, werde ich schon da sein.
    Im Schutze der Hauswand ging ich langsam nach vorn. Ich spähte nach allen Seiten. Aber ich konnte niemand entdecken. Dann stand ich an der Tür. Sie hatte zwei Schlösser: ein modernes Yale-Schloß, das sich mit jedem der flachen

Weitere Kostenlose Bücher