Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet
brutales dunkles Gesicht unter einem rasierten Schädel. Dann schmetterte mir ein Hieb das Feuerzeug aus der Hand. Sofort erlosch die Flamme.
Während ich zur Seite wegtauchte, hörte ich das Klirren. Ich stolperte. Ich prallte gegen die Wand. Ich warf mich herum. Etwas streifte mich. Ich schlug in die Dunkelheit. Meine Faust landete auf einer Schulter. Die Wirkung war gleich Null. Ich rechnete damit, daß der Mann mich packen wollte und steppte deshalb zur Seite. Doch das war falsch. Denn wie Schraubstöcke schlossen sich die Arme des Gegners um mich. Ich wurde zusammengequetscht. Meine Rippen knackten. Der Kerl besaß ungeheure Kraft. Er konnte mich knicken wie ein Schilfrohr. Meine Arme waren an den Körper gepreßt. Es war aussichtslos, sie gebrauchen zu wollen.
Mit knapp zwei Metern war der Kerl ein Stück größer als ich. Sein Atem stieß gegen meine Augen. Das gab mir die Möglichkeit zum Maßnehmen. Ich schmetterte dem Kerl meine Stirn ins Gesicht und traf sein Nasenbein. Brüllend ließ mich der Kerl aus seiner Umklammerung.
Ich taumelte zurück, Auch mich durchfuhr ein heißer Schmerz. Auf unsicheren Beinen stakste ich zur Wand.
Der Kerl brüllte immer noch. Als er nach Luft schnappte, veränderte sich das Brüllen in ein Grunzen. Aber er war wieder unterwegs. Er suchte mich. Wahrscheinlich fischte er mit ausgebreiteten Armen durch die Dunkelheit.
Ich schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Der Kerl war jetzt in einer anderen Ecke. Als ich die Haustür aufriß, fiel graues Licht herein. Es war wenig genug, aber für mich von Vorteil. Denn immerhin konnte ich den Kerl schemenhaft erkennen. Und um mit ihm fertig zu werden, mußten meine Schläge genau treffen.
Ich wich bis zur Schwelle zurück. Als er kam, drehte ich mich etwas zur Seite. Dann rammte mein Ellbogen wie ein Pfahl seine Brust — im selben Moment, da seine Hände nach meinem Hals griffen.
Der Kerl schwankte zwar, hielt sich aber. Dann wurde er zum zweitenmal von mir getroffen. Es war ein blitzschneller, harter Stoß — und der Kerl brach lautlos zusammen.
Aufatmend lehnte ich mich an die Wand. Mein Atem pfiff. Die Rippen schmerzten, als wären sie gebrochen.
Der Koloß lag auf dem Gesicht.
Dunkle Stoppeln bedeckten seinen Schädel. Die Ohren waren klein und verknorpelt. Das Genick wirkte stabil wie ein Amboß.
Licht, dachte ich, Licht brauchte ich. Kein Baum ist umgefallen. Der Kerl hat mich gehört und im Keller die Sicherungen aus dem Schaltkasten gedreht.
An der Kellertür fand ich nach kurzem Suchen mein Feuerzeug. Es funktionierte. Ich blickte zurück. Der Kerl rührte sich nicht.
Ich stieg die alte Steintreppe hinunter. Der Keller roch modrig. Unten führte ein schmaler Gang durch die Breite des Hauses. An der Wand hing der Schaltkasten, Es war, wie ich vermutet hatte. Ich schob die Sicherungen hinein und drehte sie fest: Im Treppenhaus ging wieder das Licht an.
Die Tür zu einem Kellerraum stand offen. Ich sah hinein und entdeckte Splitter auf dem Boden unter dem Fenster. Die Scheibe war herausgebrochen. Aber der Kerl hatte die Läden von innen verriegelt.
Ich ging zurück, diesmal den Revolver in der Faust. Zu lange durfte ich den Koloß nicht allein lassen.
Als ich im Parterre ankam, war er verschwunden. Witternd blieb ich an der Kellertür stehen. Ich erwartete wieder eine Gemeinheit. Aber es gab kein Versteck, in dem er sich verbergen konnte. Auf der Treppe war er nicht. In die Apartments konnte er nicht. Also hatte er sich verdrückt. Ich ging zur Haustür und sah hinaus.
Trotz der Dunkelheit erkannte ich weit hinten, auf der anderen Seite des Platzes, eine dunkle Gestalt. Sie lief. Jetzt hatte sie den Waldrand erreicht. An dieser Stelle wuchsen die Bäume bis ans Ufer. Der Koloß verschwand. Aber es dauerte nur Sekunden, dann hörte ich das Röhren eines Motors. Sch ein werf erstrahlen stachen in die anbrechende Nacht. Der Wagen machte einen Satz und schoß aus seinem Versteck unter den Tannen hervor. Die Reifen kreischten. Der Wagen wurde in eine enge Kurve gerissen. Er preschte die Straße hinauf. Für mich gab es keine Möglichkeit, ihn einzuholen.
Ich löschte die Lampen, trat ins Freie und schloß die Haustür ab. Ich klappte den Mantelkragen hoch und drückte mir den Hut auf die Ohren. Dann stemmte ich mich gegen den Wind, der mir ins Gesicht schlug. Ich marschierte wütend die Straße hinauf. Daß sich der Koloß für Hatching interessierte, war sonnenklar. Aber warum?
Ich mußte ihn kriegen. Wahrscheinlich
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