Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben
Mordversuch?«
»Erst müssen wir die Burschen haben«, sagte ich. »Was hast du inzwischen erreicht?«
»Nichts«, antwortete Phil. »Meine Suche war genauso negativ wie die Arbeit unserer Kollegen. Als die Froschmänner in den Panzerwagen eindrangen, waren die Geldboxen bereits verschwunden. Es ist, als wären sie weggezaubert worden.«
»Der See ist groß, seine Ufer sind dicht mit Bäumen und Büschen bewachsen«, sagte ich. »Wer sich dort auskennt, brauchte nur zu warten, bis die Hubschrauber außer Sicht waren, um dann die Beute an Land zu bringen.«
»Die Seeufer sind abgesucht worden, ohne Erfolg.«
»Ich wette, am Ufer liegen mindestens zweihundert Privatgrundstücke. Vielleicht arbeitet einer der Grundstücksbesitzer mit den Gangstern Hand in Hand?«
»Jedenfalls sind die siebenhunderttausend Dollar verschwunden«, sagte Phil. »Ein hübsches Sümmchen, nicht wahr?«
»Gar nicht so übel«, gab ich zu, »aber die Väter des Unternehmens Neptun werden daran keine rechte Freude haben. Immerhin weiß ich, wie wir unter Umständen an die Kerle herankommen — und auch an June Forster. Sie war gestern abend in der Tuxedo-Bar.«
»Soll das heißen, daß sie mit den Burschen gemeinsame Sache macht?«
»Es sieht fast so aus. Ich hole jetzt den Chevy ab. Er steht in der Nähe der Tuxedo-Bar. Wie du weißt, war ich leider außerstande, ihn für die Rückfahrt zu benutzen. Bei dieser Gelegenheit werde ich mir die Adressen einiger Kellner und des Mixers besorgen. Ich habe mit diesen Leuten noch ein Hühnchen zu rupfen.«
Ein Taxi brachte mich zur 54. Straße. Das Büro des Lokals lag eine Etage über der Bar. Eine bebrillte, altjüngferlich aussehende Dame saß darin an einer nicht wesentlich jüngeren Underwood-Schreibmaschine. Die Frau blickte mich über die Brille hinweg an und unterbrach dabei ihre Tipparbeit. »Was kann ich für Sie tun?« fragte sie mich.
»Eine ganze Menge, schöne Frau«, sagte ich. Ich hatte nicht vor, sarkastisch zu sein, aber mir steckte noch immer der Ärger über das Erlebte in den Knochen. Für mich stand es fest, daß einige Angestellte der Bar mit den Neptun-Burschen befreundet waren. Ein Kellner dieses Lokals hatte mir den mit einem Betäubungsmittel versetzten Drink serviert.
Ich hielt meine Dienstmarke hoch, um klarzumachen, daß ich nicht hergekommen war, um Getränke zu verkaufen. »Wem gehört das Lokal?« fragte ich.
Die Frau stand auf und trat näher. Sie legte den Kopf zur Seite, um die Dienstmarke zu prüfen, und wirkte dabei wie ein hagerer, mißtrauischer Vogel. »Es gehört dem E. Y. T.«, antwortete sie. »Unser Geschäftsführer heißt Spookles.«
Ich hatte schon von dem Konzern gehört. Er nannte sich ENTERTAIN YOURSELF TRUST und besaß einige Dutzend Nachtlokale in allen größeren Städten des Landes.
»Wo finde ich Mr. Spookles?« fragte ich.
»Er wohnt im Hause, eine Etage über dem Büro, Sir, aber jetzt schläft er noch.«
Drei Minuten später schlief er nicht mehr. Ich hatte ihn herausgeklingelt. Spookles erschien mit wirrem Haar, kleinen Augen und unrasiertem Kinn im Türrahmen. Er verknotete knurrend den Gürtel seines Morgenmantels und fragte mich wütend, was um alles in der Welt mir das Recht gäbe, ihn zu nachtschlafener Zeit aus den Federn zu holen. Ich wies ihn darauf hin, daß es immerhin schon zehn Uhr war. Ich erkannte, wen ich vor mir hatte. Es war der Mixer. Vermutlich übte er aus wirtschaftlichen Erwägungen in der Bar eine Doppelfunktion aus — vielleicht sogar eine dritte, falls mein Verdacht sich bewahrheiten sollte. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und blinzelte verstört, als ich ihm meine Marke zeigte.
Wir unterhielten uns in dem mittelgroßen und unaufgeräumt wirkenden Wohnzimmer miteinander. Ich hatte das Gefühl, daß wir nicht allein in der Wohnung waren, und fragte Spookles, ob ich damit richtig läge.
»’ne Freundin«, meinte er grinsend. »Soll ich sie Ihnen vorstellen? Sie schläft noch.«
»Ist es zufällig June Forster?« klopfte ich auf den Busch.
Seine Augenbrauen gingen hoch. »Ich bin doch nicht verrückt, Mann! Sehe ich so aus, als ob ich mich mit Teenagern abgebe?«
»Jetzt haben Sie sich in die Nesseln gesetzt, Spookles«, sagte ich. »Sie wissen also, wie alt June ist, und trotzdem haben Sie ihr wiederholt das Betreten des Tuxedos gestattet.«
»Soviel ich weiß, wird sie in einer Woche achtzehn«, verteidigte er sich. »Wollen Sie mir daraus einen Strick drehen?«
»Nicht daraus«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher