Jerry Cotton - 0578 - Sie schossen mit silbernen Kugeln
dafür in Betracht kommen, galvanische Versilberungen vorzunehmen«, fuhr ich fort. »Bis jetzt liegt kein Ergebnis vor.«
»Was ist über Ed Shapiro bekannt?« fragte Mr. High.
»Darum habe ich mich gekümmert«, berichtete Phil. »Shapiro gehörte bis vor etwa drei Monaten zu einer Gang, die sich auf Wechselgeldautomaten spezialisiert hatte. Vielleicht hat es ihm nicht gefallen. Als die Gang vor drei Wochen von der City Police hochgenommen wurde, war Shapiro nicht mehr dabei. Wie lange es her ist, daß er sich von der Gang getrennt hat, konnte nicht ermittelt werden.«
»Was sagt der Boß jener Gang?«
»Bill Plotter, so heißt der Bursche, behauptet, niemand zu kennen. Nicht einmal die Komplicen, die mit ihm gefaßt wurden. Und seine Männer reden sich genauso heraus«, winkte Phil ab.
»Sie 'wollen einer Klage wegen Bandenverbrechens entgehen«, nickte unser Chef.
»Zwei V-Leute haben mir noch etwas geflüstert«, berichtete Phil weiter. »Einer von ihnen sagt, Shapiro sei bei irgendeiner Gang drüben in Brooklyn. Welche, konnte er nicht sagen.«
»Und der andere V-Mann?« fragte Mr. High gespannt.
»Der behauptet, vor vier Wochen mit Shapiro gesprochen zu haben. In Los Angeles, wo er angeblich eine eigene Gang hat. Rauschgift.«
»Anfrage in Los Angeles«, ordnete Mr. High an.
»Schon erledigt«, meldete Phil. »Ergebnislos!«
Das Telefon auf Mr. Highs Schreibtisch schlug an.
»Ein was?« fragte Mr. High verwundert, wobei er mich mit einem schnellen Blick streifte. »Na gut, geben Sie es her…«
Er wandte sich an mich.
»Haben Sie sich bei Ihrem Girl nicht entschuldigt, Jerry?«
»Bei meinem Girl?«
»Ja. Sie ist am Telefon und verlangte von der Zentrale Jerry. Da Sie der einzige Jerry im Hause sind…« Er drückte mir den Hörer in die Hand. »Cotton!« knurrte ich aufgebracht.
Sie hatte eine Lache, die mich lebhaft an Magazine erinnerte, die nur im Schwarzhandel verkauft werden. »Hallo, Jerry!«
»Wer ist dort?«
Sie gab einen gurrenden Ton von sich. »Ist doch egal, du wirst mich noch früh genug kennenlernen.«
»Lassen Sie die Scherze. Ende…« Doch bevor ich auflegen konnte, war sie noch einmal da. »Mein Gott«, hauchte sie, »wenn du so…«
Ich gab Mr. High ein Zeichen, den Verstärker einzuschalten. Irgendwie erschien es mir wichtig, daß es Zeugen für das Gespräch gab.
»…viel Wert auf Namen legst, dann nimm an, ich sei Ursula Andress.«
»Dann bist du falsch verbunden, Baby, denn ich bin Little Joe von der Bonanza-Ranch!«
»Witzbold«, lachte sie. »Doch Scherz beiseite. Ich muß dich treffen, G-man. Heute abend um zehn in der kleinen Bar in der 17. Straße, gleich unter der Hochstraße am Hudson.«
»Ich kenne die Bar nicht!«
»Ich habe sie dir beschrieben, und du wirst sie finden. Sicher wirst du es nicht bereuen. Es gibt süße Mädchen dort, und ich werde dir auch gefallen.«
Mr. High warf mir einen schnellen Blick zu, den ich richtig verstand. Ich legte nicht auf, sondern behauptete: »Mag sein, daß du ein süßes Kind bist, aber ich habe gerade eine unglückliche Liebe hinter mir und möchte mich ausruhen.«
»Ich werde dich trösten«, lachte sie, »und wenn es meine Reize nicht fertigbringen, so können wir ja ein wenig plaudern. Über Tankwagen zum Beispiel.«
»Über Tankwagen?«
»Das ist doch dein neuestes Hobby, oder?«
Kein Zweifel, sie war der Lockvogel jenes Mannes oder jener Männer, die wir suchten. Und sie mußte sich verteufelt sicher fühlen, daß sie glaubte, mit mir spielen zu können.
»Ich habe verschiedene Hobbys, Baby. Wir können uns ja mal darüber unterhalten«, sagte ich und bemühte mich, eine gewisse Unschlüssigkeit spüren zu lassen.
»Um zehn«, antwortete sie. »Und sorg dafür, daß deine Freunde nicht ihre Nase in deine Privatangelegenheiten stecken. Daß du allein kommst, ist selbstverständlich.«
Es knackte, und das Gespräch war zu Ende.
»Na, Playboy?« fragte Phil und rieb tatendurstig die Hände.
»Das ist eine Falle, Jerry«, gab Mr. High zu bedenken. »Ich stelle anheim, ob sie hingehen, und ich überlasse Ihnen, wen Sie mitnehmen.«
»Ich gehe hin und nehme niemand mit!«
***
Es war nur eine Drei-Mann-Band, aber sie spielte »Black Magic« in einer Weise, daß ich minutenlang vergaß, in welcher Eigenschaft ich in diesen Laden gekommen war.
Die Beleuchtungseffekte ersetzten glatt eine LSD-Reise. Ich habe zwar dieses Zeug noch nie geschluckt, aber ich kann mir vorstellen, daß die Welt danach auch nicht
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