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Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Titel: Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Hausecke bückte ich mich. Nein, das konnte keine Munitionskiste gewesen sein. Die sah anders aus. In dieser Kiste waren vielleicht einmal Orangen gewesen oder andere Früchte. Munition für die Polizei ganz bestimmt nicht.
    Ich sah mich langsam um. Dabei entdeckte ich die dunklen Flecken im Gras. Ich strich mit dem Zeigefinger darüber hinweg. Das Gras war noch naß vom Regen, aber der Regen war nicht stark genug gewesen, um das abzuwaschen, was hier an ein paar Grashalmen klebte. Und das verdammt nach Blut aussah.
    Langsam stemmte ich mich hoch. Jetzt betrachtete ich die Gegend genauer. Und dabei entdeckte ich das niedergedrückte Gras. Es sah nach einer Schleifspur aus, die auf ein Gebüsch zuführte.
    Ich lief hin und riß die Zweige auseinander.
    Phil lag auf der Seite. Rings um seinen Kopf hatte sich eine Blutlache ausgebreitet. An seiner rechten Schläfe gab es eine tiefe, fast sechs Zentimeter lange Wunde. Ich kniete nieder. In meinem Magen lag ein kalter Klumpen von Sorge, Angst und sinnloser Wut.
    Ich mußte mich zusammennehmen, um die Finger leise und doch kräftig genug auf die Halsschlagader zu drücken. Ein schwacher Puls war zu fühlen. Ich sprang auf und spurtete nach vorn, überquerte die Straße und riß das Mikrofon des Sprechfunkgerätes in meinem Jaguar an mich.
    »Cotton an Leitstelle«, krächzte ich atemlos. »Notruf! Ich wiederhole: Notruf! Cotton an Leitstelle! Bitte, melden!«
    »Leitstelle. Sprechen Sie, Jerry! Tonband läuft!«
    »Phil ist schwer verletzt. Kopfschuß. Schickt sofort einen Rettungswagen. Verständigt das Medical Center. Gebt Phils Blutgruppe durch, damit sie sich schon auf eine Bluttransfusion vorbereiten können. Aber macht Tempo! Verflucht, beeilt euch!«
    Eine männliche Stimme plärrte aus dem Lautsprecher und sagte irgend etwas, das mich wohl beruhigen sollte. Ich hörte kaum hin, bis die Stimme aufgeregt wurde und ein paarmal das Wort »Adresse!« endlich in mein Bewußtsein drang. Ich entschuldigte mich’ und gab die Adresse durch.
    Dann riß ich das Verbandspäckchen aus meiner Rocktasche, überlegte es mir, stopfte es zurück und riß den Kasten der Autoapotheke an mich. Als ich schon zwei Schritte vom Jaguar weg war, fiel mir etwas ein. Ich machte kehrt und schaltete das Rotlicht ein. Jetzt konnten sie den Jaguar schon von weitem sehen.
    Ich lief wieder über die Straße. Ich bin kein Arzt, aber es gibt keinen G-man, der nicht einen Kursus in Erster Hilfe absolviert hätte. Trotzdem kniete ich ratlos neben Phil. War es überhaupt ratsam, ihn zu bewegen? Es sah wie eine Schußverletzung aus, aber wie tief war sie gegangen? Steckte womöglich ein Geschoß in seinem Schädel? Und wenn es so war, was durfte man dann unternehmen?
    Ohne seine Lage zu verändern, suchte ich ihn nach einer blutenden Wunde ab, bei der ich hätte versuchen können, die Blutung zu stillen. Es war keine zu finden, und das Blut auf seinem Gesicht trocknete schon.
    Wo blieb der Rettungswagen? Ich sah in zwei Minuten fünfmal auf die Uhr. Dann hörte ich entfernt das Kreischen einer auf- und abschwellenden Sirene. Ich sandte ein stummes Stoßgebet zum Himmel.
    Ein junger Arzt in einem kurzen weißen Kittel erschien mit zwei Trägern. Er schob sich das Stethoskop in die Ohren und machte sich an die Arbeit.
    »Der Puls ist sehr schwach«, brummte er. »Offenbar großer Blutverlust. Das passiert oft bei Kopfverletzungen. Vorsichtig anpacken!«
    Phil kam auf die Trage, wurde festgeschnallt und weggebracht. Ich wollte gerade in den Jaguar steigen, um dem Krankenwagen nachzufahren, als eine schwarze Lincoln-Limousine mit kreischenden Bremsen stoppte. Mr. High, unser Distriktchef, stand schon auf der Straße, kaum daß der schwere Wagen richtig zum Stillstand gekommen war.
    »Ich fahre mit zum Krankenhaus, Chef«, sagte ich und zeigte auf den Rettungswagen, der gerade anfuhr.
    Mr. High bedachte mich mit einem einzigen forschenden Blick, dann nickte er.
    »Okay. Ich auch.«
    Ich sprang in den Jaguar. Der Krankenwagen fuhr mit Rotlicht und gellender Sirene. Hinter mir kam der Lincoln vom Chef. Ich konnte im Rückspiegel nicht erkennen, wer ihn steuerte, aber der Wagen klebte an mir wie eine Klette. Trotzdem ging es mir zu langsam.
    Im Medical Center, vielleicht dem größten Unfallzentrum der Welt, lief alles den Routinegang. Phils Trage verschwand zwischen weißen Flügeltüren. Mr. High und ich spazierten im Flur hin und her. Ich nahm mich zusammen und erzählte das Wenige, was ich wußte. Daß

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