Jerry Cotton - 2908 - Die Fackel der Vergeltung
Stunden festzuhalten. Und davon werden wir jetzt Gebrauch machen.«
Er zitterte am ganzen Körper und einen Moment lang dachte ich, dass er mich anspringen würde. Aber dann gewann sein Verstand offenbar die Oberhand und er beruhigte sich. Widerwillig kam er unserer Aufforderung nach, zog sich an. Phil packte für ihn ein paar Sachen ein, während ich ihn im Auge behielt. Anschließend brachten wir ihn zum Wagen und fuhren gemeinsam zum FBI Field Office.
***
»Meinst du, dass er’s war?«, fragte ich Phil.
»Bin mir nicht sicher«, antwortete er. »Könnte gut sein. Es passt vieles zusammen, er hatte die Möglichkeit und besitzt ebenfalls ein Motiv. Aber das macht ihn noch nicht zum Täter.«
»Aber wenn wir ihn hier festhalten und es keine weiteren Brände gibt, spricht das eindeutig gegen ihn.«
»Wobei es sein kann, dass er den für heute Nacht geplanten Brand bereits vorbereitet hat«, meinte Phil.
»Möglich«, sagte ich. »Aber wahrscheinlich noch nicht den für morgen. Wir können ihn also lange genug festhalten, um seine Unschuld zu beweisen. Und in der Zwischenzeit nimmt die Crime Scene Unit seine Wohnung unter die Lupe und findet vielleicht ein paar eindeutige Beweise.«
»Vielleicht gesteht er ja auch«, meinte Phil.
Wir betraten das Verhörzimmer, in dem Donchester bereits wartete. Er nieste, als wir eintraten, und putzte sich dann die Nase.
»Die Luft der Klimaanlage ist nicht gut für meine Atemwege«, beschwerte er sich.
»Ich glaube, Sie haben ganz andere Probleme«, sagte ich, nahm Platz und breitete ein paar Fotos vor ihm aus. »Das sind die Schäden, die Sie angerichtet haben. Alle verursacht durch Feuer.«
Dann legte ich noch das Foto der Leiche des Nachtwächters hinzu. »Und das ist der Mann, der das zweite Feuer, das Sie in New York gelegt haben, nicht überlebt hat. Er wird nie wieder nach Hause kommen und seine Familie wird ihn nie wieder sehen.«
Donchester verzog das Gesicht. »Das ist schrecklich und ich finde das verabscheuungswürdig, aber ich habe mit alldem nichts zu tun. Das müssen Sie mir glauben.«
»Mit einem Geständnis könnten Sie das Strafmaß erheblich reduzieren«, meinte Phil in freundlichem Tonfall.
»Das Strafmaß?«, stieß Donchester aus und schaute auf. »Ich habe nichts verbrochen und deshalb auch keine Strafe verdient. Die letzten Tage habe ich in meiner Wohnung verbracht, das ist alles. Und verdammt noch mal, jetzt will ich meinen Anwalt sprechen!«
Wir versuchten noch einmal, ihn zur Kooperation zu bewegen, aber er blieb hart. Seinen Anwalt hatten wir bereits vorher kontaktiert, er traf kurz darauf ein und beriet sich mit seinem Mandanten. Das war für uns nicht von Vorteil, denn danach sagte Donchester kein Wort mehr.
»Tja, er hatte seine Chance zu gestehen«, meinte Phil.
»Bin gespannt, ob die Crime Scene Unit etwas findet«, sagte ich. »Aber wie auch immer – wir behalten ihn in Untersuchungshaft.«
Phil schaute auf die Uhr. »Und was machen wir? Sollen wir uns den nächsten Verdächtigen vornehmen?«
»Auf jeden Fall«, sagte ich. »Falls Donchester wirklich unschuldig ist, läuft der Täter noch immer frei herum. Wer steht als Nächstes auf unserer Liste?«
Phil schaute nach. »Ein gewisser Anthony Mulligatany, ein Künstler, Maler oder so, aus Albany, der momentan eine Ausstellung in Jersey City hat. Vorletztes Jahr während der Fire Prevention Week hatte er eine Ausstellung in Boston und im letzten Jahr in Washington. Er passt also zumindest zeitlich ins Schema.«
»Ah ja, Mulligatany, ich erinnere mich, das ist doch der Typ, dessen Atelier vor ein paar Jahren gebrannt hat und der daraufhin eine Forderung in Millionenhöhe an die Versicherung gestellt hat, die aber abgeschmettert wurde, weil der Brand aufgrund seiner eigenen Fahrlässigkeit entstanden sein soll. Außerdem wurde ihm gesagt, dass seine Bilder keine Millionen wert wären.«
»Ja, manch ein Künstler nimmt so was sehr persönlich – abhängig von der geistigen Verfassung von Mister Mulligatany kann das ein gutes Motiv sein«, meinte Phil.
»Fahren wir los!«, sagte ich und setzte mich in Bewegung.
***
Bis nach Jersey City waren es einige Meilen. Unterwegs rief Phil bei der Ausstellung an und ließ sich bestätigen, dass Mister Mulligatany dort war. Dabei unterließ er es, sich als FBI-Agent zu erkennen zu geben. Schließlich wollten wir den Verdächtigen nicht warnen.
Kurz bevor wir Jersey City erreicht hatten, breitete die Nacht ihr dunkles Tuch über der Stadt
Weitere Kostenlose Bücher