Jerry Cotton - 2908 - Die Fackel der Vergeltung
seine Schwester brachte uns wieder nach unten.
»Ich hoffe, wir haben Ihnen helfen können«, sagte sie.
»Ja, das haben Sie«, sagte ich.
Wir verließen das Gebäude und gingen zurück zum Jaguar. Zur Sicherheit kontaktierte Phil den Arzt von Rocco Guilamento, um sicherzustellen, dass er in seinem Zustand wirklich ans Bett gefesselt war.
»Damit können wir ihn von der Liste streichen«, sagte Phil und schaute auf die Uhr. »Wir könnten das Mittagessen vorziehen.«
»Warum nicht«, erwiderte ich.
Wir fanden ein gemütliches Restaurant mit wirklich gutem Essen, und nach einer Stunde zahlten wir und machten uns wieder auf den Weg. Wir hatten fast den Jaguar erreicht, als Phil einen Anruf erhielt. Da wir mitten auf der Straße standen, wo viele Passanten waren, aktivierte er die Freisprecheinrichtung des Handys nicht.
»Jawohl, Sir, wird erledigt«, sagte er am Schluss und beendete das Gespräch.
»Und? Was wollte Mister High?«, fragte ich.
»Es ist wieder ein anonymer Hinweis eingegangen«, antwortete Phil. »Ich sag dir die Details im Wagen.«
Wir stiegen ein und Phil aktivierte den Bordcomputer und schaute auf sein Smartphone. Offenbar hatte Mr High ihm Informationen zukommen lassen.
Phil lehnte sich im Beifahrersitz zurück. »Der Hinweis betrifft einen gewissen Bill Oulders, der sich in einem Blog anerkennend über den Feuerteufel geäußert hat. Mister Highs Recherchen haben ergeben, dass Oulders seine letzte Arbeitsstelle verloren hat, weil er aus Unachtsamkeit einen Brand verursacht hat. Darüber hinaus kennt er sich offenbar mit Feuer aus. Er war vor ein paar Jahren bei der Feuerwehr von Boston.«
»Das passt«, sagte ich. »Wobei ich das mit den anonymen Hinweisen eher skeptisch betrachte. Vielleicht können wir herausfinden, woher sie stammen. Aber das erledigen wir später. Was hast du noch über Oulders?«
»Zunächst einmal habe ich hier seinen Blog«, meinte Phil. »Und es stimmt – für ihn ist der Feuerteufel von Boston ein Held, weil er sich gegen das Establishment auflehnt. Schräge Einstellung, aber eine solche Meinung ist in unserem Land nicht strafbar. Dann habe ich noch etwas zu seiner Person: Er ist vierunddreißig, nicht verheiratet, hat keine Kinder. Ist ein paar Mal wegen Handgreiflichkeiten verhaftet worden, neigt also wohl zu körperlicher Gewalt, wenn auch nicht mittels Waffen. Es geht da mehr um Schlägereien. Und last but not least: Er wohnt in Brooklyn.«
»Da waren wir schon eine ganze Weile nicht mehr«, sagte ich. »Statten wir ihm einen Besuch ab. Vielleicht landen wir ja einen Treffer.«
Phil nannte mir die letzte bekannte Adresse von Oulders und ich fuhr los.
***
Die Nostrand Avenue, in der Oulders wohnen sollte, befand sich etwa acht Meilen von unserem momentanen Standort entfernt. Um die Uhrzeit war das keine Strecke. Wir erreichten unser Ziel ohne Probleme.
Die Gegend selbst war nichts Besonderes. Die Häuser sahen heruntergekommen aus und das Erscheinungsbild der Passanten war insgesamt nicht viel besser.
Wir stiegen aus und gingen zum Eingang des Hauses, in dem Oulders gemeldet war. Es war ein zweistöckiges Haus mit nur einer Klingel, neben der der Name des Gesuchten stand.
Phil klingelte. Es erfolgte keine Reaktion.
»Mister Oulders, wir sind vom FBI, machen Sie bitte die Tür auf!«, sagte Phil in der Hoffnung auf eine Reaktion.
Dann hörten wir etwas, das von der Rückseite des Hauses kam, ein Geräusch, als ob etwas umgeworfen worden war.
»Versucht er abzuhauen?«, fragte Phil und lief los.
Ich folgte ihm und konnte gerade noch einen Schatten erkennen, der nach rechts verschwand.
Phil hatte ein paar Yards Vorsprung und ich folgte ihm. Als wir auf dem Hof angekommen waren, sahen wir den Flüchtigen etwa siebzig Yards entfernt.
»Bleib dran, ich hole den Wagen«, sagte ich und lief zurück zum Jaguar.
Mit quietschenden Reifen nahm ich die Verfolgung auf. Bis zur nächsten Kreuzung waren es nur ein paar Sekunden. Ich bremste kurz, drehte das Lenkrad und bog links ab, in die Richtung, in der ich Oulders vermutete. Und tatsächlich, wenige Augenblicke später kam er zwischen zwei Häusern hervor und wollte über die Straße laufen. Ich beschleunigte den Wagen, um ihm den Weg abzuschneiden. Wenn ich die Geschwindigkeit richtig abschätzte, würde er mir genau vor den Wagen laufen.
Ich hatte ihn fast erreicht, als er den Jaguar kommen sah. Als ich die Höhe seiner Laufrichtung erreicht hatte, bremste ich scharf. Er segelte über die Motorhaube
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