Jerry Cotton - 2929 - Rien ne va plus
das Ihr Ernst?«, hakte ich nach.
Ein merkwürdiges Geräusch kam von meinem Wärter, der möglicherweise die Lust an diesem Frageduell verlor. Er wandte sich abrupt um und eilte zur Tür. Ich setzte an, um ihn vom Verlassen des Raumes abzuhalten, doch das hatte er auch gar nicht vor.
Als die Neonröhren an der Decke flackernd zum Leben erweckt wurden, schloss ich geblendet die Augen. Als ich aber Schritte hörte, die sich meinem Stuhl näherten, zwang ich mich, die Lider wieder zu öffnen.
»Sie?«, fragte ich ungläubig.
Das Gesicht meines Wärters war jetzt genauso gut ausgeleuchtet wie in den Stunden zuvor am Pokertisch. Rick Laird starrte mich finster an und schüttelte dabei immer wieder den Kopf, so als wenn er etwas nicht richtig einordnen könnte.
»Sie arbeiten nicht für Chang, oder?«, fragte er.
Es wurde Zeit, mich ganz offiziell vorzustellen.
»FBI! Special Agent Jerry Cotton. Ich ermittle gegen Fred Chang«, sagte ich.
Obwohl Laird ein professioneller Spieler war, der meistens seine Emotionen unter Kontrolle hatte, konnte ich jetzt die Verblüffung an seinem Gesicht ablesen.
»FBI?«
Er flüsterte die drei Buchstaben ungläubig. Nicht weil Laird vor Ehrfurcht fast verstummt wäre. Vielmehr schien er mit dieser Möglichkeit überhaupt nicht gerechnet zu haben und benötigte jetzt einige Zeit, um die Situation neu einzuschätzen.
»Allerdings. Machen Sie mich los und erklären Sie mir endlich, was Sie mit dieser Entführung eigentlich bezwecken wollten«, erwiderte ich.
Als Laird tatsächlich ein Taschenmesser zückte und mir damit die Fesseln abnahm, staunte ich nicht schlecht. Die ganze Sache wurde immer mysteriöser und ich wollte unbedingt erfahren, was der Hintergrund für Lairds Handeln gewesen war.
»Ich habe Sie für einen gedungenen Falschspieler gehalten, den Chang auf Robins angesetzt hat«, erklärte er.
Die Antwort war dermaßen absurd, dass ich dieses Mal laut loslachen musste. Es wurde Zeit, dass Laird und ich uns einmal gründlich austauschten. Möglicherweise konnte sich diese Entführung sogar zu einem echten Glücksfall entwickeln. In den Tiefen meines Gehirns entwickelte sich eine Idee, wie ich sie zu unserem Vorteil nutzen könnte.
***
Laird fuhr mich persönlich zur Federal Plaza, wo ich umgehend ins Büro des Chefs eilte. Es wunderte mich überhaupt nicht, dass Assistant Director High auch zu dieser späten Stunde dort anzutreffen war.
»Schön, Sie unversehrt wiederzuhaben«, sagte er.
Ich konnte an den Gesichtern meiner Kollegen ablesen, wie gespannt sie auf meine Geschichte waren. Phil und Zeery hatten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mich aufzuspüren. Doch bis zu meinem Anruf waren sie völlig ahnungslos gewesen, wer mich entführt oder wohin man mich verschleppt hatte.
»Danke, Sir. Ich muss gestehen, dass es die verrückteste Entführung meiner Laufbahn gewesen ist«, erwiderte ich.
Dann berichtete ich umfassend, was Rick Laird mit mir gemacht hatte.
»Laird? Auf ihn wäre ich im Leben nicht gekommen«, rief Phil aus.
Nach und nach breitete ich dann meinen Plan aus, bei dem mich Laird unterstützen sollte. Die ersten Reaktionen waren wie erwartet. Weder Mr High noch meine Kollegen waren sehr angetan davon, mit einem Glücksspieler gemeinsame Sache zu machen.
»Laird verfolgt im Grunde das gleiche Ziel wie wir. Er will Chang davon abhalten, die Spieler in seinem Club auszunehmen«, sagte ich.
Bei dem Gespräch mit ihm war mir bald aufgegangen, dass Rick Laird eine Art Ehrenkodex vertrat, der für einen Außenstehenden ein wenig bizarr wirkte.
»Laird sieht sich nicht als kriminell an. Er spielt lediglich Poker mit Gleichgesinnten, wobei es allerdings um größere Summen geht«, erklärte ich.
»Eben – Glücksspiel, und das ist nun einmal in unserer Stadt verboten«, warf Zeerookah ein.
Das war mir natürlich bewusst und ich verstand auch die Hemmungen meiner Kollegen, dennoch verteidigte ich meine Absprache mit Rick Laird.
»Solche Runden werden genauso oft auf privater Basis organisiert und da bleiben wir außen vor. Diese Clubs, so wie Chang und die anderen Triaden sie betreiben, verfolgen jedoch darüber hinaus ganz andere Ziele«, erklärte ich.
Zuerst hatte ich mich auch gegen Lairds Argumentation gewehrt. Allein die Tatsache, dass ich mit meinem Entführer friedlich beisammensaß und über diese Dinge sprach, entbehrte nicht einer gewissen Ironie.
»Glücksspiele bleiben illegal, und das ist auch Laird bewusst. Was er uns aber
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