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Jessica

Jessica

Titel: Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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krempelte sich die Ärmel ihres Baumwollkleides hoch, holte einige Holzscheite aus dem Schuppen neben der Hintertür und machte damit ein Feuer im Ofen, der in einer Ecke des Raumes stand. Nachdem es im Zimmer etwas wärmer geworden war, ging Jessica ein paarmal um die alte Druckerpresse herum, um sie sich genauer anzusehen.
    Nach einiger Zeit begann das Ding, einen gewissen Sinn zu machen. Sie setzte die Typen ein, füllte Tinte in die Rollen und begann, an dem großen Rad zu drehen, das sich seitlich an der Maschine befand. Aber das Papier, das auf einer großen Walze lag, zerknüllte und blockierte damit die Maschine.
    Jessica murmelte etwas vor sich hin, zog sich Michaels Schürze über und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit der Aufgabe, die sie vor sic h hatte. In einer Woche, schwor sie sich lautlos - aber heftig - würde sie eine Ausgabe der Gazette herausbringen, wie bescheiden sie auch sein mochte.
     
    Er blieb auf dem Bürgersteig der Hauptstraße stehen und achtete nicht auf den eisigen Wind, der hier fegte, weil er nur Augen dafür hatte, wie Jessica sich im Büro über die alte Maschine beugte. Sie war von Kopf bis Fuß voller Druckerschwärze, und Gage kam es so vor, als habe er noch nie ein hübscheres Bild gesehen.
    Er hätte wohl hineingehen und ihr zeigen sollen, wie man mit der schweren Maschine umging - sein Großvater gab immerhin eine der größten Zeitungen Kaliforniens heraus, und er war an der Seite seines Halbbruders in einem Imperium von Druckerschwärze und Tinte groß geworden aber die Wahrheit war, dass er Angst hatte, sich ihr zu nähern, weil seine Gefühle ihn verunsicherten. Sein hoch entwickelter Verstand sagte ihm, dass Jessica die falsche Frau für ihn war, herrisch und launisch. Er war schon einmal auf diese Sorte Frau hereingefallen, und jedermann sah, wohin ihn das gebracht hatte. Was er brauchte, war eine süße, sanfte Frau, die seinen Schutz brauchte.
    Doch sein Herz war da ganz anderer Meinung.
    Gage stand einige Zeit still da, hin und her gerissen zwischen Mut und Feigheit, und ging dann weiter. Die Vernunft hatte über seine zärtlichen Gefühle triumphiert, aber er wusste nicht genau, ob er darüber erleichtert war, denn ein Teil von ihm, der wagemutig und leichtsinnig war, blieb bei Jessica Zurück.
     
    Es wurde schon dunkel, als Jessica es schließlich aufgab, ein vorzeigbares Stück Schrifttum zu produzieren. Das hätte ihr für den Anfang ja gereicht. Enttäuscht stieg sie die Treppe wieder nach oben. Alma, gesegnet sollte sie sein, hatte ein einfaches Abendessen aus Eiern und Toast fertig, und die Babys schliefen fest in seliger Unschuld. Ein Glück, dachte Jessica, dass sie nicht wussten, dass sie auf Gnade und Ungnade einer altjüngferlichen Tante angewiesen waren, die ihnen nicht mehr zu bieten hatte als zerknülltes Zeitungspapier.
    »Sieh dich nur an«, sagte Alma mit einem Auflachen und führte Jessica zum Ti sch, wo sie einen vollen Teller vor sie hinstellte. »Wirklich, unter all der Druckerschwärze würde dich niemand erkennen.«
    Jessica war plötzlich so müde, dass es sie schon anstrengte, nur die Gabel zu heben. Und eine Unterhaltung schaffte sie jetzt schon gar nicht.
    »Was du brauchst«, fuhr Alma fröhlich fort, »ist ein schönes, heißes Bad. Wäre das nicht eine feine Sache?«
    Allein bei der Vorstellung hätte Jessica am liebsten geweint. Wie lange war es her, dass sie zuletzt so einen Luxus genossen hatte? Seit sie das Haus in St. Louis verlassen hatte, wo sie mit den Dienstboten ein Badezimmer gemeinsam benutzt hatte, hatte sie nicht mehr gebadet.
    J essica nickte nur, u m Alma zu zeigen, dass sie sie geh ört hatte, und unterdrückte dann ein aufkommen d es Schluchzen, indem sie sich einen Bissen Ei in den Mund schob.
    Mit alarmierender Entschlossenheit war Alma plö tzli ch auf den Beinen. »Es gibt nicht Besseres als ein schönes, heißes Bad, um sich zu beruhigen. Wenn ich nach Hause gehe, muss ich wissen, dass du gesund und kräftig bist, um dich gut um die Bab ys kümmern zu können.«
    Jessica wollte protestieren — Alma war nicht mehr jung, egal, wie viel Energie sie im Moment haben mochte -, denn es war eine anstrengende Sache, die Wanne hervorzuziehen und mit heißem Wasser zu füllen.
    Aber Alma war von ihrem Ziel nicht abzubringen, und als Jessica aufgegessen und den Abwasch erledigt hatte, hatte Alma sc h on eine Kupferwanne vor den Ofen gezogen, in dem ein großes Feuer brannte. Nachdem Alma das Trinkwasser und zwei Töpfe vom

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