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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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vorfinden möchten.» Jedes Mal, wenn ich so ein Schild las, dachte ich genervt: Bin ich Innenarchitekt?
    Aber jetzt, wo ich das erste Mal in meinem Leben wirklich über Jesu Worte nachdachte, kam ich zu dem Schluss: Vielleicht war genau das der Weg! Wenn ich zu Swetlana nett war, dann würde sie vielleicht auch nett zu mir sein und sich ändern. Und dann könnte ich sie vielleicht aufrichtig lieben. Kein allzu realistisches Szenario, zugegeben, aber Träumen war doch wohl erlaubt.
    Und vielleicht, ja vielleicht dürfte ich dann irgendwann sogar nochmal von Joshua und mir träumen.

42
    Unterdessen
    Pastor Gabriel saß im Mondlicht auf der Bank des Pfarrgartens. Der Messias ruhte im Gästezimmer, und aus der Ferne hörte man, wie der Turnschuhpfarrer seine schreckliche E-Gitarre spielte. Dass es sich bei dem Song merkwürdigerweise um
This is the end of the world as we know it
handelte, erkannte Gabriel
nicht. Es war ein furchtbarer Tag für ihn gewesen. Er hatte seine geliebte Silvia aus dem Haus geworfen, und auch wenn sie mehrfach beteuerte, dass sie nicht des Satans sei, und wütend schrie, dass sie ganz in der Nähe eine exzellente geschlossene Psychiatrie kenne, die sie Gabriel empfehlen könne, glaubte er ihr nicht. Er glaubte ihr auch nicht, als sie weinen musste und damit sein Herz erweichen wollte. Und erst recht nicht, als sie ihm mit tränenerstickter Stimme gestand, dass sie ihn mittlerweile wirklich liebe.
    Er wandte den Blick vom Mond und starrte in den dunklen Garten. Er fühlte sich einsamer als je zuvor, er hatte Silvia verloren.
    In diesem Moment begann der Dornbusch vor ihm spontan zu brennen.
    Diese Begegnung hatte ihm gerade noch gefehlt.
     
    «WARUM IST MEIN SOHN NICHT AUF DEM
WEG NACH JERUSALEM?»
, wollte der brennende Dornbusch wissen. Seine imponierende Stimme war nicht wirklich laut, dennoch hatte man das Gefühl, sie würde die ganze Welt erfüllen.
    Gabriel wäre am liebsten geflohen. Aber da Gott ja omnipräsent war, würde er ihm wohl überall erscheinen: als brennende Palme auf den Malediven, als brennender Tannenbaum in Norwegen oder brennender Bonsai in Japan. Es gab kein Entrinnen. Also riss sich Gabriel zusammen und überlegte, wie er seinem Herrn am besten beibringen konnte, dass dessen Sohn Satan auf den Leim ging.
    «Ähem, Herr, wie soll ich sagen, es gibt da eine Komplikation   …»
    «KOMPLIKATION?»
Der Tonfall klang nicht so, als ob der brennende Dornbusch derzeit eine hohe Toleranz gegenüber
Komplikationen hatte. Und schon gar nicht gegenüber der Komplikation, die Gabriel ihm nun schildern musste.
    «Tja, nun, das ist nicht einfach zu erklären» , stammelte Gabriel.
    «DANN ERKLÄRE ES UMSTÄNDLICH»
, bot der Dornbusch an.
    Gabriel wollte am liebsten alles für sich behalten, wusste er doch, dass der brennende Dornbusch manchmal zu Überreaktionen neigte, da musste man nur mal die ägyptischen Pharaonen fragen. Doch Gabriel wusste auch, dass er dem Allmächtigen nichts verheimlichen konnte. So erklärte er mit zitternder Stimme, was sich zwischen Jesus und Marie bis dato zugetragen hatte, dabei sparte er keine Details aus:
    «…   und Salsa ist ein Tanz, bei dem man die Hüften eng aneinander bewegt   …»
    Der brennende Dornbusch schwieg und blickte – je länger der Vortrag andauerte – desto wütender drein. Am Ende von Gabriels Bericht war er so zornig, wie ein brennender Dornbusch nur zornig sein kann. Gabriel konnte die wütende Kälte, die der lodernde Dornbusch ausstrahlte, kaum ertragen. Aber er war auch etwas verwirrt: Gott war doch auch der Allwissende, warum gab es plötzlich Dinge, die ihm entgangen waren?
    Er wollte gerade tapfer diese Frage stellen, da flammte der brennende Dornbusch meterhoch auf, und seine Stimme er klärte streng:
«WENN MEIN SOHN SICH NICHT
MORGEN ABEND AUF DEM WEG NACH JERUSALEM
BEFINDET, WERDE ICH DIESER MARIE
PERSÖNLICH ERSCHEINEN.»

43
    Zumindest im Schlaf konnte ich noch von Joshua träumen: Wir beide machten Hand in Hand eine wunderschöne Bergwanderung, und als wir auf den sonnigen Gipfel gelangten, blickten wir uns tief in die Augen, unsere Lippen näherten sich, und wir hätten uns auch beinahe geküsst, wenn nicht Swetlana aufgetaucht wäre. Sie saß auf einem Hengst, der mich ansah und sagte: «Ich bin dein Vater.»
    Entsetzt wachte ich auf. Als ich mich wieder beruhigt hatte, sah ich auf mein Handy, das ich auf stumm geschaltet hatte, und entdeckte, dass ich vierzehn Anrufe in Abwesenheit hatte. Sie waren

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