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Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition)

Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition)

Titel: Jesus von Nazareth: Prolog - Die Kindheitsgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt XVI.,
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als Grundlage aller wahren Heilung des Menschen unberührt.
    Der Mensch ist ein Wesen in Beziehungen. Und wenn die erste, die grundlegende Beziehung des Menschen gestört ist – die Beziehung zu Gott  –, dann kann nichts Weiteres mehr wirklich in Ordnung sein. Um diese Priorität geht es in Jesu Botschaft und Wirken: Er will den Menschen zuallererst auf den Kern seines Unheils hinweisen und ihm zeigen: Wenn du da nicht geheilt wirst,dann wirst du trotz aller guten Dinge, die du findest, nicht wirklich geheilt.
    In diesem Sinn liegt in der Auslegung von Jesu Namen, die Josef im Traum geschenkt wird, schon eine grundlegende Klarstellung, wie Heil des Menschen zu denken ist und worin daher die wesentliche Aufgabe des Heilsbringers besteht.
    Auf die Ankündigung der jungfräulichen Empfängnis und Geburt Jesu durch den Engel an Josef folgen bei Matthäus noch zwei ergänzende Aussagen.
    Zunächst zeigt der Evangelist, dass damit geschieht, was die Schrift vorhergesagt hat. Dies gehört zur Grundgestalt seines Evangeliums: bei allen wesentlichen Ereignissen einen „Schriftbeweis“ zu führen – sichtbar zu machen, dass Worte der Schrift auf diese Geschehnisse gewartet, sie von innen her vorbereitet haben. Matthäus zeigt so, dass die alten Worte in der Geschichte Jesu Wirklichkeit werden. Aber er zeigt zugleich, dass die Geschichte Jesu wahr ist, nämlich aus dem Wort Gottes hervorgehend, von ihm getragen und gewirkt.
    Nach dem Schriftzitat führt Matthäus die Geschichte zu Ende. Er berichtet, dass Josef vom Schlaf aufstand und tat, was ihm vom Engel des Herrn geboten war. Er nahm Maria als seine Frau zu sich, „erkannte“ sie aber nicht, ehe sie den Sohn geboren hatte. So wird noch einmal unterstrichen, dass der Sohn nicht von ihm, sondern vom Heiligen Geist gezeugt ist. Schließlich fügt der Evangelist hinzu: „Er gab ihm den Namen Jesus“ (Mt 1,25).
    Wiederum wird uns hier ganz praktisch Josef als „Gerechter“ gezeigt: Seine innere Wachheit für Gott, die ihn die Botschaft annehmen und verstehen lässt, wird ganzvon selbst zu Gehorsam. Hatte er vorher mit seinen eigenen Möglichkeiten gegrübelt, weiß er nun, was er als das Rechte zu tun hat. Als Gerechter folgt er den Weisungen Gottes, wie der Psalm 1 es sagt.
    Nun aber müssen wir dem von Matthäus vorgelegten Schriftbeweis zuhören, der – wie könnte es anders sein – Gegenstand ausgiebiger exegetischer Debatten geworden ist. Der Vers lautet so: „Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns“ (Mt 1,22 f; Jes 7,14). Versuchen wir, diesen Satz des Propheten, der durch Matthäus zu einem großen christologischen Grundtext geworden ist, zunächst in seinem ursprünglichen historischen Zusammenhang zu verstehen und dann zu sehen, wie sich darin das Geheimnis Jesu Christi spiegelt.
    Ausnahmsweise können wir den Jesaja-Vers recht genau datieren: Er spielt im Jahr 733 v. Chr. Der assyrische König Tiglat-Pileser III. hatte eine beginnende Aufstandsbewegung der syrisch-palästinensischen Staaten in einem Überraschungsfeldzug zurückgeschlagen. Nun schlossen sich die Könige Razon von Damaskus/Syrien und Pekach von Israel zu einer Koalition gegenüber der assyrischen Großmacht zusammen. Da sie König Ahas von Juda nicht zum Beitritt zu ihrem Bündnis bewegen konnten, entschlossen sie sich, gegen den Jerusalemer König zu Felde zu ziehen, um sein Land in ihre Koalition einzubeziehen.
    Ahas und sein Volk gerieten – verständlicherweise – in Furcht vor dem feindlichen Bündnis; das Herz des Königsund des Volkes zitterte, „wie die Waldbäume im Sturm zittern“ (Jes 7,2). Dennoch blieb Ahas, der offensichtlich ein klug und kalt berechnender Politiker war, bei der vorher eingeschlagenen Linie: Er wollte nicht einem anti-assyrischen Bund beitreten, dem er angesichts der gewaltigen Überlegenheit der Großmacht offensichtlich keine Chancen einräumte. Stattdessen schloss er einen Schutzvertrag mit Assyrien ab, was ihm einerseits Sicherheit gewährte und sein Land vor Zerstörung rettete, andererseits als Kaufpreis die Anbetung der Staatsgottheiten der Schutzmacht abverlangte.
    Tatsächlich ist es nach dem Abschluss des Vertrags, den Ahas trotz der Warnung des Propheten Jesaja mit Assur einging, zur Errichtung eines Altares nach assyrischem

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