Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab
wurde mit Selbstgeißelungen verbracht. In der
Sache ist man genauso wenig voran gekommen, als hätte man dieselben Stunden am Badesee gelegen.
Blockaden können viele Ursachen haben. Häufig schützen Sie uns vor Angstzuständen und Überforderung. Bestimmt kennen Sie aus Ihrem Umfeld Fälle, bei
denen Ihnen dieserSchutzmechanismus vollkommen plausibel erscheint. Die Freundin, die an einem Wochenende Ihre Steuererklärung schaffen
will. Der Bekannte, der erst einen Abend vorher die wichtige Präsentation für den Chef vorbereitet. Die Sekretärin, die bis morgen die Abrechnung fertig
haben muss, wobei ihr noch die Hälfte der Unterlagen fehlt …
Sobald für Sie fest steht, dass Sie in einer Blockade stecken, die Ihnen das Anfangen unmöglich macht, könnten Sie etwas Neues ausprobieren. Während
man sich bisher noch eine Weile selbst gequält hat oder die Flucht in eine angenehmere Tätigkeit wählte, bietet sich hier ein Orts- und Rollenwechsel
an. Gehen Sie an einen angenehmen Platz und nehmen Sie sich etwas zum Schreiben mit. Sie wechseln in die Rolle des Beraters und betrachten Ihr Projekt nun
von außen. Sollten Sie die Möglichkeit haben, dies gemeinsam mit einer Person Ihres Vertrauens zu tun, umso besser. Notieren Sie sich Antworten auf
folgende Fragen:
Wie viel Prozent der Aufgabe wurden schon erfüllt?
Unter welchen Rahmenbedingungen war es möglich, diese Prozentzahl zu erreichen?
Wie kann ich diese Rahmenbedingungen wiederholen?
Wie viel Zeit habe ich für die messbaren Arbeitsfortschritte gebraucht? (Zum Beispiel bei Texten: Wie lange brauche ich für eine Seite?)
Passt dieser Erfahrungswert über meinen realistischen Zeitbedarf zur Bewältigung der Aufgabe zu meiner bisherigen Zeitplanung? Wie viel Zeit werde ich
wirklich brauchen, um es überhaupt bis zum geplanten Termin schaffen zu können?
Wie kann ich mir den nächsten Arbeitsschritt so realistisch definieren, dass ich ein Erfolgserlebnis habe? Ich habe Erfolg, wenn ich nach 45 Minuten
das messbare Ziel XY erreicht habe.
Die schriftlichen Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme geben Orientierung wie ein Pflock in der Realität. Es ist
manchmal nicht leicht, sich mit den Grenzen des Möglichen zu konfrontieren. Je nachdem, wie wichtig einem das Ziel ist, erhöht sich die Motivation, den
mühsamen Weg in den Grenzen des Möglichen zu gehen. Starker Trost: Die Lorbeeren des Erfolges bleiben Ihnen ein Leben lang erhalten, während die Strapazen
im Vorfeld mit der Zeit verblassen.
Belohnungen
Die Aussicht auf eine Belohnung motiviert unser Handeln. Es ist unglaublich, welche Opfer die Teilnehmer von Casting-Shows wie Deutschland sucht den Superstar unbezahlt auf sich nehmen, weil sie die Hoffnung auf den Hauptgewinn antreibt.
Belohnungen sind nicht zufällig ein zentrales Element der Lerntheorie. Belohntes Verhalten wird verstärkt, bestraftes Verhalten abgeschwächt. Diese
Wirkung entfaltet sich am besten, wenn die positive Konsequenz unmittelbar nach der gewünschten Leistung erfolgt.
In der Hausapotheke gegen Aufschieberitis gehört die empfohlene Tagesdosis an Belohnungen zur Grundausstattung. Passend zu den fein dosierten
Arbeitseinheiten, sollten auch adäquate Belohnungen eingeplant werden. Es muss nicht immer ein Schallplattenvertrag sein. Das Belohnungszentrum in unserem
Gehirn reagiert auf viel bescheidenere Reize (Schokolade, Musik, Kaffee, Kino, Fernsehen, Telefonieren, Internetsurfen usw.)
Auf den Lern-Seminaren, die ich an der Uni gebe, bin ich erstaunt, wie schwer es den meisten fällt, sich für einen Meilenstein zu belohnen. »Was soll
der Blödsinn? Ich belohne mich, wenn alles vorbei ist«, höre ich als typische Antwort. Der Wissenschaftsautor Stefan Klein (Klein 2008)ist aufgrund seiner Recherchen überzeugt, dass sich selbst Konzentrationsstörungen bei Kindern mit einem punktgenauen
Belohnungs-Management verflüchtigen würden. Anscheinend stehen wir hier den Zirkustieren näher als wir glauben …
Den konsequenten Gegenpol zu den Belohnungen bilden die Sanktionen, die weiter unten beschrieben sind.
Checklisten
Checklisten sind die Geheimwaffe gegen Chaos. Man kennt das: Trotz flüchtiger Vorbereitung, hat man die Hälfte vergessen. Am Flughafen
fehlen die Pässe, im Restaurant fehlt das Portemonnaie und bei der Einreise fehlt das Visum.
Die berühmteste Form der Checkliste ist die Einkaufsliste. Kleiner Aufwand, große Wirkung. Doch auch bei allen erdenklichen Gelegenheiten sparen
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