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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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aufs Land geschickt, um meine Konstitution zu verbessern. Ich - ich bin etwas schwach auf der Brust."
    Er hob die Brauen und blickte auf eine lässige Art und Wei- se an ihr herab, die sie erröten ließ. „Ich kann an diesem Teil Ihrer Anatomie keine Fehlbildung erkennen, wie im Übrigen auch an keinem anderen Teil von Ihnen. So betrachtet erschei- nen Sie mir bei vollkommen guter Gesundheit zu sein."
    „Ach wirklich?"
    „Wirklich", bestätigte er herzhaft und sinnierte dann an- genehm erregt weiter. „Natürlich ist es dunkel, und dieses Negligé verhüllt mehr, als es zeigt. Ich nehme an, ich könnte eine Kerze anzünden und Sie etwas gründlicher untersuchen. Niemand soll behaupten, dass ich mir ein vorschnelles Urteil bilde."
    „Ich glaube kaum, dass wir so weit gehen müssen", stotterte sie.
    „Nein? Schade. Nun, soweit ich das beurteilen kann, sehen Sie jedenfalls gut aus. Im Dunkeln zumindest. Auch im Re- gen, wie ich mich erinnere."
    Es war das seltsamste, zweischneidigste Kompliment, das Chloe je bekommen hatte, und es gab ihr das Gefühl, als hätte sie den Boden unter den Füßen verloren, bevor sie überhaupt wieder auf die Beine gekommen war. Sie war noch nie einem Mann begegnet, der die gesellschaftlichen Gepflogenheiten so dreist ignorierte wie dieser hier, außer vielleicht ihren eige- nen Brüdern.
    „Ich neige zufälligerweise zu Hustenanfällen", erklärte sie.
    Er untersuchte einen Kratzer an seinem Handgelenk. „Und zu Kussanfällen, wie ich gehört habe. Hinter geparkten Kut- schen. Ts, ts, Lady Chloe", murmelte er.
    „Woher ..." Chloe war zu atemlos, um weiterzusprechen.

Dominic ließ ihr ein paar Sekunden Zeit, bevor er hoch- blickte und ihr Gesicht erforschte. „Ah, sehr gut. Da habe ich Sie kalt erwischt, nicht wahr? Nun, Ihre kleinen gesell- schaftlichen Sünden sind nichts im Vergleich zu meiner er- eignisreichen Vergangenheit. Also hat die junge Dame eine Vorliebe für gestohlene Küsse, ja? Das werde ich mir wohl merken müssen. Für den Augenblick darf jedoch keine Frau, auch wenn sie so reizend und vorlaut ist wie Sie, mich von meinem Ziel abbringen."
    „Ach wirklich", erwiderte sie indigniert.
    „Ich hörte, dass Sie wegen unanständigen Verhaltens im Park nach Chistlebury verbannt wurden." Seine Stimme klang beinah schulmeisterlich - beinah. „Mitten am Nachmit- tag. Was haben Sie sich nur dabei gedacht?"
    Chloe vergaß ihren Ärger. Stattdessen war sie ziemlich be- eindruckt. Zunächst durch seine zweifelhaften Methoden der Informationsbeschaffung. Und außerdem, weil sie ihm wich- tig genug war, dass er über sie Nachforschungen angestellt hatte. Es sei denn natürlich, er war ein krimineller Wahnsin- niger und würde sie am Ende töten. Dieser Gedanke weckte aufs Neue all ihre früheren Ängste.
    „Woher können Sie - woher können Sie von diesem Zwi- schenfall gewusst haben?", fragte sie neugierig. „Ich meine, warum sollte mein Benehmen einen Mann, den ich kaum ken- ne, auch nur im Geringsten interessieren?"
    Er fuhr sich mit dem Zeigefinger über das Kinn. „Während ich Nachforschungen anstellte, um meinen Mörder zur Stre- cke zu bringen, habe ich mich mit jedem verdächtigen Vor- fall und jedem Menschen in diesem Dorf befasst, auch mit Ihnen."
    „Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass ich irgend- etwas mit dem Angriff auf Sie zu tun hatte?"
    „Natürlich nicht", gab er mit gerunzelter Stirn zu. „Aber Sie sind beide ungefähr zur selben Zeit hier angekommen."
    „Das war Zufall!", rief sie nachdrücklich.
    „Ja. Offensichtlich ein unglücklicher Zufall für Sie."
    Er musste sie nicht an die mögliche Gefahr erinnern, die ihr drohte. Seit dem Augenblick, als sie ihn gefunden hatte, hatte sie keine ruhige Sekunde mehr gehabt. Sie blickte zur Tür des

Ankleidezimmers und dann vorsichtig wieder zu ihm zurück. In Gedanken begann sie, die Einzelteile zusammenzusetzen. Wie konnte sie nur hier stehen und sich so ruhig mit einer ... Leiche unterhalten? Nur ihre von Etikette besessene Schwes- ter hätte einen eleganten Ausweg aus dieser Situation gefun- den. Mit ihren eigenen, impulsiven Tendenzen würde Chloe das Ganze vermutlich nur noch schlimmer machen.
    „Der Mörder", sagte sie und blickte in sein überschattetes Gesicht. „Meinten Sie ihn, als Sie sagten, dass jemand Sie bis hierher gejagt hat?"
    „Ah, Sie sind genauso neugierig wie Ihr Bruder. Das sollte mich wohl nicht überraschen."
    Hinter dem Rücken wrang sie die Hände. Sie wollte ihn

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