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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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Nichts daran hätte den Körper einer jungen Frau vor Hitze erschauern lassen oder wie Cham- pagner in ihrem Inneren geprickelt, obwohl das Ganze ihr zu dem Zeitpunkt wie das wagemutigste, riskanteste Unterfan- gen auf der Welt erschienen war.
    Und sie war auf frischer Tat ertappt worden. Was würden ihre leiderprobten Geschwister nur sagen, wenn sie sie jetzt sehen könnten?
    Sie richtete sich auf. Nun, da etwas Distanz zwischen ih- nen lag, fühlte sie sich sicherer. Ihr fiel auf, dass er nicht ver- suchte, sie aufzuhalten. Schwächte ihn der Schmerz? Chloe musste sich fragen, ob diese ganze frivole Unterhaltung nur dazu dienen sollte, von seinen Beschwerden abzulenken.
    „Ihr Kuss", sagte sie leise und musterte ihn dabei, als sei er ein wildes Tier, vor dem sie auf der Hut sein musste, „war sehr, sehr viel schlechter. Geradezu grauenvoll."
    Demütigenderweise lachte er sie aus. „Natürlich war er das nicht. Erinnern Sie sich noch an seinen Namen?"
    „An wessen Namen?"

„Sie haben ihn bereits vergessen."
    „Wann beabsichtigen Sie zu gehen?", fragte sie und ver- drehte ihre Hände hinter dem Rücken, um sich davon abzu- halten, ihn zu erwürgen.
    „In ein oder zwei Tagen."
    „Ein oder zwei Tage!", platzte es aus ihr heraus. Sie kreisch- te beinahe vor Schreck.
    Er runzelte die Stirn. „Wenn es keine allgemein bekannte Tatsache ist, dass Sie im Schlaf schreien, würde ich vorschla- gen, dass Sie etwas leiser sprechen. Könnte ich mir für die Nacht eine Decke leihen? Um des Anstands willen werde ich hier drinnen schlafen."
    „Um des Anstands willen", wiederholte sie gedehnt. Als gäbe es im Leben dieses Mannes auch nur das geringste biss- chen Anstand. Nun, glücklicherweise war sie mit Boscastle- Jungen groß geworden, ansonsten wäre sie möglicherweise in Ohnmacht gefallen und hätte sich nie wieder erholt.
    „Beabsichtigen Sie, auf dem Boden zu schlafen?", fragte sie.
    „Sofern Sie mir nicht anbieten, Ihr Bett zu teilen."
    „Ich würde nicht einmal eine Kiste mit Ihnen teilen."
    „Darum habe ich Sie auch nicht gebeten."
    Chloe betrachtete seinen reglosen Umriss. Sie war sich nicht sicher, was sie tun sollte. „Sie sollten Ihre Schulter neu verbinden."
    „Wenn Sie mir helfen wollen, hören Sie auf, mich wie eine alte Jungfer zu umsorgen, und lassen Sie mich in Frieden." Er tastete den Boden hinter sich mit seinem gesunden Arm ab. Chloe vermutete, dass das halsstarrige Monstrum ihr nicht zeigen wollte, welche Schmerzen es hatte. „Ich nehme nicht an, dass Ihr übermütiger Bruder bei seinen Besuchen hier Brandy getrunken hat?"
    „Ich betreibe keine Herberge für ungehobelte Kerle, Sir."
    „Was, zum Teufel, ist das?" Er verlor langsam die Selbstbe- herrschung und runzelte die Stirn, als er ein Messingteleskop unter seinem Hintern hervorzog. „Gehört das hier Ihnen?"
    „Es gehört dem Cousin meines Onkels. Ich habe es mir aus- geliehen." Sie hoffte, dass er die schuldbewusste Verlegenheit in ihren Augen nicht sah. In Wirklichkeit hatten Pamela und

sie das Teleskop hierher geschmuggelt, um den Wald zu beob- achten und zu sehen, ob Devon kam.
    Und um sich damit zu amüsieren, auf Stratfields Anwesen nach seinem berüchtigten Geist zu suchen.
    „Sie haben sich ein Teleskop ausgeliehen", wiederholte er ungläubig. „Warum?"
    „Um, nun ja, Vögel zu beobachten."
    „Um Vögel zu beobachten?"
    „Das sagte ich."
    Er knirschte mit den Zähnen. „Gehen Sie einfach ins Bett. Ziehen Sie sich die Decke über den Kopf. Bitte. Lassen Sie mich in meinem Elend alleine. Wenn ich morgen früh tot bin, haben Sie meine Erlaubnis, zu schreien und eine Ohnmacht vorzutäuschen. Wenn ich nicht tot bin und Sie irgendjeman- dem davon erzählen - nun, ich glaube, Sie wissen, was dann passiert, nicht wahr?"
    Chloe ging nicht auf seine Drohung ein. Irgendwann inner- halb der letzten zwanzig Minuten hatte die Situation eine drastische Wende genommen. Ihm war die Kontrolle entglit- ten. Jetzt hatte sie die Oberhand. Sie konnte aus dem Zimmer schlendern und Hilfe holen. Oder ihren Erpresser sogar mit Strümpfen fesseln und ihn nach Herzenslust demütigen.
    Seine Augen fielen zu. Er sah sehr schlecht aus. Sie ging rückwärts von ihm weg und hob die Hand an den Türknauf. Was für ein arroganter Rohling. Ein armes, verwundetes Tier, das vor Elend schrie. Ob es ihm nun bewusst war oder nicht, sie war nicht mehr seine Gefangene. Er war jetzt in ihrer Ge- walt.

7. KAPITEL
    Chloe starrte die wandernden Schatten an der

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