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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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sich dann eng an Brüste und Hüften, um sich gleich darauf wieder aufzuplustern. Greys Hemd. Sie hatte ein etwas allgemeines Wissen über Männer. Der eine fände es verführerisch, wenn sie in einem zu großen Männerhemd barfuß und mit wild ins Gesicht fallenden Haaren vor ihm stünde. Für den anderen wäre sie in dem arg durchscheinenden Seidenfummel, den sie in den Fingern hielt, Inbegriff einer Hure. In einem Herrenhemd dagegen wirkte sie wie die kluge, scharfsinnige Kurtisane. Wie auch immer sie sich heute Nacht entschied, falsch wäre die Wahl allemal.
    Sie hörte, wie er die Tür hinter sich schloss.
    »Ihr habt Euch also mit meinem Hemd geschmückt. Na schön … gut.« Bei allem, was er sagte, hatte er immer diesen verärgerten, von Unverständnis zeugenden Unterton. »Ich hätte es eigentlich wissen müssen, dass das Nachthemd zu aufdringlich ist. Niemand soll Euch vorwerfen können, aufreizend zu sein.«
    »Habt Ihr mich noch nicht genug dafür büßen lassen, dass ich eine Französin und obendrein Spionin bin? Wir befinden uns mitten in Frankreich, Monsieur Grey. Ich bin nicht Eure rechtmäßige Beute. Also lasst mich gehen. Das ist die einzig vernünftige Lösung für alle Beteiligten.«
    »Erst, wenn Ihr mir die Albion-Pläne ausgehändigt habt. Wir bezahlen auch dafür, falls Euch das überhaupt interessiert. Äußerst großzügig.«
    Ah, da hatte Leblanc vielleicht was angerichtet. Denn seine Worte waren der letzte Halm eines riesigen Strohhaufens gewesen, um diesen Engländer auf sie anzusetzen, damit er, Leblanc, an die Pläne gelangte.
    Wie gerne würde sie jetzt sagen: Ihr wollt die Albion-Pläne? Aber ja doch, ich habe sie hier in meinem Strumpfband, seht Ihr? Nehmt sie Euch und haltet Monsieur Napoleon davon ab, so dumm zu sein, auf Eurer Insel einzufallen, was den Tod Tausender französischer Soldaten und zahlloser Engländer bedeuten und nicht einmal zum Erfolg führen würde.
    So einfach war es jedoch nicht und war es auch nie gewesen.
    Ohne zu zögern, log sie stattdessen sehr überzeugend: »Ich habe diese Pläne nicht. Nicht ein einziges Mal habe ich sie zu Gesicht bekommen.«
    »Ihr seid eine gute Lügnerin. Aber wahrscheinlich bin ich nicht der erste Mann, der Euch das sagt.«
    Sie schlug mit der Faust aufs Fensterbrett. »Nein und nochmals nein! Ich habe diese Spinnerei so satt. Leblanc versprüht sein Gift wie eine Kobra, und Ihr fallt, warum auch immer, darauf rein. Wegen nichts verschleppt Ihr mich in die Normandie. Ihr bringt mich und Euch in Gefahr, indem Ihr an diesem blödsinnigen Gedanken festhaltet, ich – «
    »Dreht Euch um und seht mich an. Ich bin es wirklich leid, mich mit Eurem Rücken zu unterhalten.«
    »Für mich seid Ihr weder attraktiv noch interessant genug, Euch anzuschauen. Ich wünschte sogar, Ihr würdet ganz verschwinden.«
    Eiserne Hände packten sie, ohne ihr wehzutun, jedoch sehr bestimmt, und drehten sie um. Sie hielt ihren Kopf gesenkt und verbarg das Gesicht im Dunkel.
    »Ihr überlegt Euch gerade, wie Ihr mich bezwingen könnt. Lasst es. Glaubt mir, Füchschen, Euch würde nicht gefallen, was ich dann mit Euch machen würde. Bringt mich nicht dazu, Euch vor Augen zu halten, wie gründlich Ihr in der Falle sitzt.«
    »In der Falle? Nun ja, ich muss gestehen, dass ich dieser Tage leicht hineinzulocken bin. Sogar einem Tölpel wie Henri konnte es gelingen.«
    »So einfach fand ich es eigentlich nicht. Ich werde die Regeln unseres Spiels ändern.«
    »Ich lasse mich auf keine Spielchen gegen Grey vom britischen Geheimdienst ein. Das würde ich nicht wagen.«
    »Ihr seid schon mittendrin.«
    Dort, wo sich viele Nervenbahnen an ihrem Schultergelenk trafen, gingen seine wie beiläufig kreisenden Finger auf eine pikante Entdeckungsreise. Sie war wie gelähmt. Dann strich er langsam und sanft über ihren Arm. Das Gefühl vollkommener Hilflosigkeit bemächtigte sich ihrer, als sie merkte, dass seine Hand mühelos ihren Oberarm umschließen konnte. An ihrem Ellbogen fand er besonders empfindliche Stellen.
    Verwundbare Stellen. Dort streichelte er sie so lange, bis sie anfing zu zittern. Sie war sich dieser offensichtlichen Tatsache nie bewusst gewesen, aber an diesen Schwachpunkten, auf die man im Kampf zielte, waren die empfindlichen Nerven ohne Schutz und sehr verletzlich, reagierten auf jede Berührung sehr sensibel. Er wusste das. Es war niederschmetternd, derart bewundernswerten Fachkenntnissen bei einem Feind zu begegnen.
    Sie kniff die Augen zu und

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