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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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Aufmerksamkeit mich, muss ich gestehen, allmählich langweilt. Wie du siehst, habe ich ihn noch immer nicht ermordet. Ich bin die Güte in Person.«
    »Du wirst dich ins Verderben stürzen, da draußen.«
    »Das kann schon sein.« Eine letzte Minute blieb ihr, um seinen Körper zu streicheln, um sich an seiner Wärme festzuhalten. Er war stark und verdiente Respekt, außerdem war er sanft, und ihr Feind. Dass sie ihn erwählt hatte, war so unabwendbar wie Ebbe und Flut. Im Meer ertrinkt man. »Kennst du das Gastmahl , Grey?« Sie schmiegte ihre Hand an seine stoppelige Wange. Frauen fühlten sich ganz anders an als Männer. »Das Gastmahl von Platon.«
    »Ich werde dich finden, egal wohin du gehst. Das weißt du. Ich werde nie aufgeben.«
    »Du wirst mich nicht finden. Du wirst überhaupt nicht wissen, wo du mich suchen sollst. Hör zu. Platon sagt, Liebende seien wie die perfekt zusammenpassenden Hälften eines Eis. Eine Hälfte wurde für die andere gemacht, das Gegenstück der anderen. Alleine sind wir unvollständig. Zusammen sind wir das Ganze. Alle Menschen suchen nach ihrer anderen Hälfte. Erinnerst du dich?«
    »Das ist verdammt noch mal nicht der richtige Zeitpunkt, um über Platon zu reden.«
    Sie musste lächeln. »Ich glaube, du bist meine andere Hälfte. Es gab ein großes Durcheinander im Himmel. Einen Skandal. Für dich war ein hübsches englisches Schulmädchen in Bath vorgesehen und für mich ein feiner italienischer Konditor in Palermo. Aber die Wiegen wurden irgendwie vertauscht, was hierzu führte … zu diesem undenkbaren, unbeschreiblichen Ergebnis.«
    »Annique … «
    Sie beugte sich schnell, aber zärtlich über ihn und küsste ihn auf den Mund. Er schien überrascht zu sein.
    »Ich wünschte, ich hätte dich nie getroffen«, bedauerte sie leise. »Und mein Leben lang werde ich nicht mehr vergessen, wie ich neben dir lag, Seite an Seite, und dich begehrte.«
    »Um Himmels willen … «
    Sie stand auf und rammte das Messer ein Stück entfernt in eine Fuge am Boden, sodass es eine Weile dauern würde, bis er es erreichte. »Adrian hatte recht. Ich hätte mit dir schlafen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.«
    Sie verließ die Kapelle und achtete nicht auf die äußerst erbosten Worte, die er ihr hinterherrief. Sie passte auf, dass sie nicht auf die überall im Eingang verstreuten Teilchen ihrer Falle trat.
    Henris Pferd freute sich, sie zu sehen. Es gefiel ihm nicht, inmitten von Dornenbüschen zu stehen. Das Aufsteigen bereitete ihr weniger Probleme als gedacht, und in diesem verlassenen Kloster bekam niemand mit, dass ihr Kleid dabei erheblich höher rutschte, als es sich schickte. Sie gab die Zügel frei, damit sich das Pferd einen Weg aus dem Hof und auf die Straße suchen konnte. Dann blieb ihr nicht mehr, als sich nach dem Rauschen des Meeres zu richten, sich an Zügel und Mähne festzuhalten und kräftig zu treiben. Bald würde es dämmern. Für das Pferd war es schon hell genug. Am Wasser angekommen konnte sie dann der Linie der Brandung nach Norden folgen.
    Sie war eine Meile weit gekommen, als die Straße gerader und abschüssig wurde. Henris Pferd wurde schneller.
    Dann traf sie der Schlag. Schock. Schmerz. Sturz. Sie brauchte eine Sekunde, um zu erkennen, dass sie von einem über die Straße ragenden Ast getroffen worden war … und dass es reine Absicht des Pferdes gewesen war.
    Sie stürzte, schrie vor Angst auf. Ihr Kopf schlug auf den Boden, und die Welt explodierte.
    Dann nichts.
    Nachdem das Pferd seine heimtückische Ader, aufgrund derer Henri es so günstig hatte kaufen können, auf diese Weise demonstriert hatte, stieß es ein zufriedenes Ächzen aus und trabte in Richtung St.-Pierre-le-Proche davon. Annique lag im Straßengraben, und feiner Regen fiel ihr ins Gesicht.
    Sie hatte Schmerzen. Diese langten wie Ranken ins Nichts und gaben ihnen Gestalt. Sie wurde unfreiwillig an einen Ort gezogen, wo der Schmerz sie mit Stichen überfiel. Ganz besonders tat ihr der Kopf weh.
    Es ist besser, bewusstlos zu sein . Das war ihr erster Gedanke.
    Der Schmerz befiel ihren Kopf wie Feuer. Wie Feuer. Wie …
    Das war ihr zweiter Gedanke. Von einer Sekunde auf die andere wusste sie es.
    Licht . Durch die geschlossenen Lider drang Licht. Voller Panik und Ehrfurcht öffnete sie die Augen und blickte auf die fahle Dämmerung am Morgenhimmel. Überall Licht. Licht inmitten einer gewaltigen Ansammlung herumwirbelnder Wolken.
    Nun war es also geschehen. Der Doktor in Marseille mit

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