Job Future - Future Jobs
wiederentdeckt.
Meine Freundin Herminia Ibarra hat sich mit Menschen befasst, die so eine Art Karrierewandel durchmachen. 41 An ihre Forschungsarbeit erinnert wurde ich, als ich mit mehreren Frauen vor einem Forum des Women in Business Club der London Business School einen Vortrag halten sollte. Das Forum trug den Titel »Noch nicht ausgetretene Pfade«. Die Diskussionsteilnehmerinnen waren Frauen, die Meisterinnen in Serie geworden waren. Für mich waren sie brillante Illustrationen der Kraft, die im Wandel steckt, um zukunftssichere Laufbahnen aufzubauen. Ihre Werdegänge sahen so aus:
Von der Unternehmensberaterin zur Dokumentarfilmerin und Aktivistin
Lorella Zanardo startete ihr Berufsleben in Italien nach einem Abschluss im Studienfach Zeitgenössisches Englisches Theater, für das sie sich sehr begeistert hatte. Sie trat in eine große Firma für Unternehmensberatung ein, arbeitete einen Großteil ihres Berufslebens als Beraterin und wurde Meisterin darin, Berichte zu verfassen, Kunden an ihr Unternehmen zu binden und Geschäfte zu analysieren. Gegen Mitte ihres Berufslebens ärgerte sich sie immer mehr über die Art und Weise, wie die italienischen Medien Frauen darstellten, und beschloss mit Freundinnen, einen Dokumentarfilm darüber zu drehen. Das Ergebnis wurde ein gewaltiger Hit: Unter dem Titel Il Corpo delle Donne 42 wurde der Film von über einer Million Zuschauern begutachtet und löste hitzige Debatten darüber aus, welches Frauenbild in den italienischen Medien vorherrschte.
Lorella hatte langfristig Zeit und Energie in ihre Schulung zur Unternehmensberaterin investiert. Als ihr die Darstellungsweisen von Frauen im italienischen Fernsehen stärker ins Bewusstsein rückten, entdeckte sie ihre einstige Liebe zum Theater wieder. Sie zog sich schrittweise aus ihrer angestammten Tätigkeit zurück und investierte immer mehr Zeit in die Bereiche Film und Dokumentation. Sie entwickelte sich so weiter, wie es Herminia Ibarra an klassischen Beispielen für Wenden in der Karriere beobachtet hatte. Sie bahnte sich aktiv den Weg in ein neues Denken, anstatt sich einen Weg auszudenken, um zu einem neuen Handeln zu kommen. Lorella wuchs in ein neues Gebiet gründlichen Könnens hinein, indem sie sich der neuen Welt schrittweise aussetzte, neue Beziehungen knüpfte und in neue Rollen schlüpfte. Allmählich fasste sie Optionen für eine neue Zukunft ins Auge, die sie dann ausprobierte. Grundlage ihrer Weiterentwicklung war hier eher ein Handeln als ein Denken.
Von der Führungskraft zur Autorin und zum Coach
Mireille Guiliano verbrachte den Großteil ihres Berufslebens in der französischen Wirtschaft und endete als Führungskraft bei LVMH, einem weltweiten Branchenführer der Luxusindustrie. Auf Geschäftsreisen rund um den Globus fiel ihr auf, dass Frauen außerhalb Frankreichs häufig wenig Selbstvertrauen hatten und sich in ihrer Haut unwohl fühlten. Daraufhin schrieb sie ein Buch über ein Gespür für das Savoir-faire , das sichere gesellschaftliche Auftreten der Pariserinnen. Es verkaufte sich weltweit millionenfach. Inzwischen arbeitet Mireille an einem vierten Buch.
Wie viele der gewandelten Existenzen, die Herminia Ibarra beobachtet hatte, musste Mireille erst einmal eine neue Welt erkunden und hing gewissermaßen zwischen verschiedenen Identitäten, während sie auslotete, ob sie sich von der Führungskraft zur Autorin weiterentwickeln konnte. Wie viele empfand sie dieses Leben zwischen zwei Welten, dieses Hin-und-her-Pendeln zwischen ihren althergebrachten Aufgaben und einem möglichen Selbst, das sich am fernen Horizont abzeichnete, als ziemlich anstrengend. In dieses neue Ich investierte sie irgendwann immer mehr Zeit und Energie. Wie Lorella zog sie bei ihrer Weiterentwicklung Energie unter anderem aus dem Gefühl, dass sie ihr Tun und ihr neues Selbstverständnis so besser zur Deckung bringen konnte.
Von der Börsenmaklerin zur Personalchefin und Komikerin
Heather McGregor trat nach ihrem Abschluss in Betriebswirtschaft an der London Business School als Börsenmaklerin in einen Bankenkonzern ein und brachte es zu einer der am höchsten dotierten Maklerinnen in diesem Geschäft. Nachdem sie auf ihrem Gebiet meisterhafte Beherrschung erworben hatte, wandte sie sich dem Aufbau eines eigenen Geschäfts zu. Gleichzeitig feilte sie an ihren Fähigkeiten als Autorin und schrieb für die Samstagsausgabe der Financial Times die berüchtigte Kolumne »Mrs. Moneypenny« . 2010 vollzog sie einen weiteren
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