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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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wie ich fand, beugte sich zu Roxanne herab und küsste sie auf die Wange. »Sam«, sagte sie zu dem Freund, »das ist Professor Corey. Ich war in einem seiner Philosophieseminare.«
    Ich stand auf, und wir schüttelten uns die Hand. Sein Handschlag war weich, genaugenommen sogar ein bisschen schlaff, aber er sah einigermaßen gut aus. »Sie lehren Philosophie?« fragte er.
    »So ist es. Cogito ergo sum.«
    Er lächelte und erklärte mir: »Ich studiere Physik. Bei der Philosophie komme ich nicht mit.«
    »Ich auch nicht.« Es wurde Zeit, dass ich aufbrach, aber ich war mit Roxanne noch nicht fertig, deshalb setzte ich mich wieder.
    Sam setzte sich ebenfalls, und einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann sagte ich zu Roxanne: »Wann hatte die Bibliothek geöffnet?«
    Sie warf einen kurzen Blick zu Sam, wandte sich dann wieder mir zu und erwiderte: »Ich glaube, von acht bis acht.“
    »Was war, wenn ein Gast vor oder nach dieser Öffnungszeit ausziehen und ein Buch oder eine Videokassette zurückgegeben wollte?«
    Sie wirkte ein bisschen beklommen, lächelte Sam kurz zu und sagte dann zu mir: »Sie haben es dem Rezeptionisten gegeben, der das Quittungsheft verwahrte, wenn die Bibliothek geschlossen war.«
    Ich nickte. »Richtig. Wäre sinnvoll.« Ich sagte zu Sam: »Möchten Sie was trinken?«
    Sam erwiderte: »Äh ... vielleicht sollten wir an den Tisch gehen. Sie halten ihn frei ... möchten Sie uns Gesellschaft leisten.«
    »Nein, danke.« Ich wandte mich an Roxanne. »Können Sie sich erinnern, welche Taste am Videorecorder gedrückt war? Zum Beispiel Wiedergabe, Aufnahme, Rückspulen?«
    »Äh ... nein. Kann ich nicht.«
    »Ich komme überhaupt nicht mehr mit«, sagte Sam.
    Ich schaute Sam an und fragte: »Existiert diese Welt, oder gibt es sie nur in unserer Vorstellung?«
    »Natürlich. Es gibt Tausende Instrumente, mit denen man die physikalischen Gesetzmäßigkeiten dieser Welt erfassen und ihre Existenz nachweisen kann, und zwar besser, als es der menschliche Verstand vermag.«
    »Wie mit einer Kamera.«
    »Richtig.«
    Ich stand auf und sagte zu Roxanne: »Danke, dass Sie mir Gesellschaft geleistet haben.«
    Sie stand ebenfalls auf, schüttelte mir die Hand und sagte: »Danke für die Drinks, Professor.«
    Ich tätschelte Sam den Rücken und sagte: »Sie sind ein glücklicher Mann.« Ich ging mit Roxanne auf Blickkontakt, deutete mit dem Kopf zur Bar und ging hin, um zu bezahlen.
    Als ich die Rechnung beglich, stieß Roxanne zu mir, und ich sagte: »Danke für Ihre Hilfe.« Ich gab ihr meine Karte und sagte: »Rufen Sie mich an, wenn sich irgendjemand anders wegen dieser Sache bei Ihnen meldet.«
    »Mach ich. Sie können mich auch anrufen, wenn Sie noch irgendwas brauchen. Wollen Sie meine Handynummer?«
    »Klar.« Ich ließ mir die Nummer geben. »Danke«, sagte ich und fügte hinzu: »Sam ist ein netter Typ.«
    Ich verließ die Alma de Cuba und lief zurück zu meinem Wagen an der Chestnut Street.
    Mir hing der Hintern durch, aber in Gedanken war ich bereits im Bayview Hotel.

35
    Ich fuhr auf dem New Jersey Turnpike nach New York zurück, eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke, wenn man die Augen schließt und sich vorstellt, man wäre irgendwo anders.
    Ich drückte ein bisschen auf die Tube, obwohl eigentlich keine besondere Eile geboten war, wenn man einem Hinweis zu einem Fall nachgehen will, der fünf Jahre alt und abgeschlossen war; die Eile hatte eher etwas mit dem Office of Professional Responsibility des FBI zu tun, wo man mich vermutlich nicht vergessen hatte und zweifellos den Tag meiner Rückkehr aus Übersee rot im Kalender eingetragen hatte. Falls sie sich wunderten, wo John Corey heute Nacht war, mussten sie mich morgen fragen.
    Ich schaltete einen Nachrichtensender ein und hörte mir die neuesten Neuigkeiten an. Anscheinend hatte sich an dem Tag nicht viel getan. Genaugenommen war es ein ziemlicher ruhiger Sommer an der Terrorfront gewesen.
    Andererseits hatte die National Security Agency in einem geheimen Hinweis an alle Stellen mitgeteilt, dass in diesem Sommer außergewöhnlich starker Funkverkehr unter unseren islamischen Freunden geherrscht habe, was kein gutes Zeichen war.
    Ich wandte mich dringenderen Angelegenheiten zu und dachte über mein Gespräch mit Roxanne Scarangello nach. Mir wurde klar, dass die Unterhaltung auch ganz anders hätte verlaufen können, wie das bei den meisten Zeugenvernehmungen der Fall ist - hier ein Wort, dort eine zufällige Bemerkung, die richtige

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