John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung
sich.
»Sieht gut aus. Komm.«
Sie eilten rasch den Gang entlang wieder zurück, doch anstatt die Treppe hinunterzugehen, gingen sie direkt weiter zum Westflügel. »Hab mich ein bisschen umgesehen und eine Hintertür zu seinem Büro gefunden«, erklärte John.
»Ronsards Privaträume liegen ebenfalls in dieser Richtung.«
»Ich weiß. Die Hintertür führt durch seine Zimmer.«
Sie verdrehte die Augen, fragte jedoch nicht, wie er es angestellt hatte, bis in Ronsards Zimmerflucht vorzudringen. Kein Schloss der Welt konnte diesen Mann aufhalten.
Diese Route war jedoch nicht ohne Risiken. Es gab hier zwar weniger Leute, aber jeder, der ihnen über den Weg lief, gehörte mit Sicherheit zu Ronsards Privatpersonal und würde natürlich sofort merken, dass sie hier nichts zu suchen hatten. Ob Gast oder nicht, Ronsard würde es niemand erlauben, seine Tochter zu stören.
Vor einer auf Hochglanz polierten großen Holztür hielt John mit Niema an. Er drehte am Türknauf, und sie huschten hinein. Sie sah, dass es sich um ein Schlafzimmer handelte – ein ziemlich großes und ungemein luxuriöses Schlafzimmer. »Ronsards«, flüsterte John unnötigerweise. »Von hier führt ein privater Lift in den Gang zu seinem Büro.«
Der Lift war ziemlich klein, aber er war ja auch nur für eine Person konzipiert. Auch bewegte er sich überraschend geräuschlos und hielt nicht mit dem üblichen »Ping« eines normalen Lifts.
Der Gang, in den sie hinaustraten, lag ebenfalls verlassen da, was ein Glück war, denn es gab keine logische Erklärung für ihr Hiersein, ganz besonders nicht mit Ronsards Privatlift. John lief zu einer Tür, holte einen Minirecorder aus seiner Tasche und hielt ihn an das elektronische Türschloss. Er drückte auf einen Knopf, und eine Serien von Tönen erklang. Ein winziges grünes Licht am Schloss blinkte auf, ein leises, aber vernehmbares Klicken ertönte, und er öffnete die Tür.
Sie schlüpften hinein, und er schloss lautlos die Tür hinter ihnen. Dann stellte er irgendwas mit dem Schloss an. »Was machst du da?«
»Ich mache das Schloss vorübergehend unbrauchbar. Falls wir erwischt werden sollten, wird die Tatsache, dass das Schloss nicht funktioniert, die Sache zumindest ein wenig zu unseren Gunsten vernebeln, aber ich müsste mir trotzdem einen sehr guten Grund für unser Hiersein einfallen lassen.«
»Junge, Junge, du hast wirklich alles bis ins Kleinste ausgeklügelt, stimmt’s?«
»Ich habe nicht die Absicht, mich erwischen zu lassen. Und jetzt komm, beweg deinen hübschen Hintern, wir haben eine Menge zu tun.«
22
Niema blickte sich um, während John sich an Ronsards Schreibtisch setzte und den Computer anschaltete. In der gegenüberliegenden Ecke stand ein weiterer, offenbar viel stärkerer Computer, doch den beachtete er überhaupt nicht. Sie schaute sich die Steckdosen an diesem Schreibtisch an, der, wie sie vermutete, Cara Smiths sein musste; es waren drei Leitungen, die dort aus der Wand kamen, zwei Telefonleitungen und eine separate für den Computer. Danach schaute sie sich die Anschlüsse an Ronsards Computer an. Hier war es dasselbe, zwei Telefonleitungen. Eine wahrscheinlich die Geschäfts-, die andere die Privatleitung.
Auf Ronsards Schreibtisch stand ein zweiter, kleinerer Monitor, auf dem der Gang draußen zu sehen war. Sie folgte der Leitung bis zur Wand, um zu sehen, an welcher Stelle sie herauskam. Sie versuchte immer, zuerst einen Überblick über die Vernetzung eines Raums zu bekommen, bevor sie sich an die Arbeit machte. Auf diese Weise wusste sie genau, was sie vor sich hatte und wo.
Ronsards Telefonbuchse befand sich nicht hinter seinem Schreibtisch; wahrscheinlich wollte er das Kabel nicht im Weg haben. Sie folgte auch dieser Leitung. Die Anschlussbuchse war an der Wand hinter einem Ledersofa. Um ja keine verräterischen Geräusche zu verursachen, hob sie ein Ende des Sofas ein wenig an und hievte es beiseite.
Dann kniete sie sich auf den Boden, faltete die Stola auseinander und holte den kleinen schwarzen Samtbeutel mit ihrem Werkzeug hervor. Die SIG beiseite legend, schraubte sie rasch das Gehäuse auf, trennte die Leitungen voneinander, isolierte sie ab, indem sie ein wenig von der orangeroten Gummiummantelung wegschnitt, und bog die Drähte auseinander.
Zu einem normalen Abhörgerät gehörte gewöhnlich ein Minirecorder. Der wäre in diesem Fall jedoch unnütz, weil niemand das Band holen oder die Anrufe abhören könnte. Der Mann, den die CIA bei Ronsard
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