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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sie es tat, käme sie bloß auf den Gedanken, er würde ihretwegen zurückkommen, und das war das Dümmste, was sie tun konnte.
     
    Niema verpackte ihre neuen Sachen in den Vuitton-Koffern, die am Vortag geliefert worden waren. Die Koffer waren ganz schön raffiniert, fand sie; sie waren teuer und passten zu ihrer angeblichen Herkunft, sahen aber alles andere als neu aus. Tatsächlich sahen sie aus, als hätten sie die Welt schon mehr als einmal umrundet. Auf den Gepäckschildchen standen ihr fiktiver Name und ihre Adresse.
    Sie wählte ein elegantes, gerade geschnittenes, schlichtes graugrünes Kleid aus einem Leinen-Baumwollgemisch, dazu eine leichte Cardiganjacke. An den Füßen trug sie vernünftige, flache, graublaue Pumps. Gerade die elegante Schlichtheit des Kleides verriet die Herkunft der Trägerin. Nicht Neureiche kleideten sich so, sondern solche, die auf alten Reichtum zurückblicken konnten und damit nicht protzen mussten.
    Es war ein schöner, sonniger Tag; es würde also keine Verzögerungen wegen schlechten Wetters geben. Sie war richtig aufgeregt, konnte aber nicht sagen, ob aus Angst oder aus Vorfreude. Aber sie spürte, dass sie bereit war; am liebsten wäre sie jetzt schon in Paris. Sie wollte diesen Louis Ronsard kennen lernen und sehen, ob sie wirklich nur leben und atmen musste, um verlockend auf ihn zu wirken. John brauchte sie zur Unterstützung in Ronsards Villa; er würde die Sache zwar auch allein durchziehen, aber mit ihrer Hilfe wäre es weniger riskant für ihn. Sie musste diese Einladung unbedingt bekommen.
    Unbehaglich dachte sie an eine Vorsichtsmaßnahme, auf der John bestanden hatte: die Pille. Das war für weibliche Agenten so üblich, hatte er gesagt. Erwartete er etwa, dass sie mit Ronsard schlief? Sie wusste, dass Frauen oft »mit ganzem Körpereinsatz« arbeiteten, um den Mann ihrer Wünsche zu bekommen, ob nun im richtigen Leben oder in der Welt der Spionage. Wie auch immer, ihre Hingabe an den Beruf ging gewiss nicht so weit; sie konnte und wollte nicht mit dem Waffenhändler schlafen, egal wie gut aussehend er angeblich auch sein mochte.
    Das Taxi erschien pünktlich, und der Fahrer kam an die Haustür, um ihr Gepäck zum Wagen zu tragen. Als er über den Vorweg verschwand, blickte sie sich noch einmal zu ihrem gemütlichen Heim um. Komisch, wieso hatte sie auf einmal dieses Gefühl der Distanz, als würde sie es nie wieder sehen? Das, was sie vorhatte, unterschied sich kaum von einem ganz normalen Urlaub. Eine Woche, höchstens zwei, und sie wäre wieder zu Hause, würde wieder ihren gewohnten Alltag – Haushalt und Büro – aufnehmen. Diese Episode würde sich nicht wiederholen.
    Sie sperrte gewissenhaft zu und schaltete die Alarmanlage an. John hatte sie zuvor wieder aktiviert. Auf jeden Fall war sie nun, dank ihm, ein wenig wachsamer geworden; trotz der Alarmanlage ging sie noch einmal um das ganze Haus herum und prüfte jedes Fenster, ob es auch wirklich verschlossen war, einschließlich der Kettenschlösser. Sie hatte einen Timer für das elektrische Licht und den Fernseher gekauft, damit das Haus zumindest bewohnt wirkte. Und John hatte versprochen, dass das CIA-Personal gelegentlich ein Auge auf ihr Haus haben würde, also machte sie sich nicht wirklich Sorgen.
    Der Taxifahrer schaute schon ganz ungeduldig drein, daher eilte sie jetzt die Auffahrt entlang, und ihre Laune hob sich mit jedem Schritt. Endlich ging es los!
     
    Am Pariser Flughafen wurde sie von einem uniformierten Chauffeur abgeholt, der ihr Gepäck im Kofferraum verstaute und ihr dann umsichtig in die große Mercedes-Limousine half. Mit einem Seufzer ließ sie sich in die Ledersitze sinken. Bekam man nach einem Flug mit der Concorde keinen Jet-Lag, fragte sie sich, oder registrierte der Körper automatisch die Position der Sonne und wusste, dass etwas nicht stimmte? Der Flug mit dem Überschallflugzeug war viel kürzer gewesen als ein gewöhnlicher Flug, doch sie war ebenso erschöpft, als hätte sie die normale Zeit abgesessen. Alles, was sie sich wünschte, war ein langes, heißes Bad und ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen.
    Die Soldaten an der Einfahrt zur amerikanischen Botschaft überprüften den Wagen und ihren Pass, bevor sie den Wink zur Weiterfahrt gaben. Als der Mercedes vor dem Botschaftsgebäude anhielt, trat eine große, schlanke Frau Anfang sechzig mit auffallenden, silbergrauen Haaren heraus und kam mit ausgestreckten Armen und einem strahlenden Lächeln auf dem runzligen Gesicht

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