Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
seine. Rund um ihn erstreckte sich die großartige Stadt in alle Richtungen. Pekings Apartmenthäuser und Bürotürme durchbrachen den Dunst, dichter Verkehr auf den Ringstraßen und Boulevards, und Li dachte: Mein. All das ist mein.
    Aber zunächst musste er seinen Vorteil nützen. Die Menschen, die den Platz unter ihm füllten, waren von entscheidender Bedeutung für seinen nächsten Schritt hin zur Macht. Diesem Schwächling Zhang würde sein neuer Vorschlag nicht gefallen. Li glaubte jedoch, dass der alte Xu die Lage ebenso sah wie er, auch wenn der Generalsekretär zu gerissen war, um ihm ausdrücklich seine Unterstützung zu versprechen. Li winkte der Menge unter ihm zu – auch wenn sie ihn nicht erkennen konnte – und sah auf die Uhr. 11:18. Gut. Eine gute Zeit. Er tippte dem Piloten auf die Schulter, damit er umkehrte und wieder den Landeplatz innerhalb von Zhongnanhai ansteuerte.
     
    Die Besprechung begann zwei Stunden später im Festsaal des Huairentang, des »von Mitgefühl durchdrungenen Palastes«. Zunächst sprach der Außenminister über die internationalen Reaktionen zu dem Schiffsuntergang. Die Welt hatte sich an die Seite Chinas gestellt. Die Vereinten Nationen hatten sich dafür ausgesprochen, die USA wegen dieses »grundlosen Aggressionsaktes gegen ein ziviles Boot« zu verurteilen. Selbst die engsten Verbündeten der USA, wie Großbritannien und Polen, stimmten darin überein, dass
die USA ihre Grenzen überschritten und die Konfrontation provoziert hatten.
    »Wir dürfen nicht vergessen, dass die Wut der USA grenzenlos wäre, hätte ein chinesisches Kriegsschiff vor New York einen amerikanischen Fischkutter gerammt«, sagte der französische Premierminister. Die USA jedoch weigerte sich, eine Entschuldigung wegen der Kollision anzubieten, und argumentierte, dass der Zwischenfall in internationalen Gewässern geschehen sei und dass die Decatur die Fischkutter aufgefordert und gewarnt habe, den Weg freizugeben. In den Tagen nach dem Unfall hatte sich die Decatur dreihundertzwanzig Kilometer von der Küste zurückgezogen, während andere amerikanische Kriegsschiffe ihren Platz eingenommen hatten.
    »Die Welt hat die Gewalt der Amerikaner gesehen«, sagte der Außenminister. »Unsere Position ist sicher. Wenn wir jedoch überhastet reagieren, könnten wir diese Unterstützung verlieren.«
    »Danke, Außenminister«, sagte Yu. »General Li.«
    »Die Volksbefreiungsarmee ist bereit, den Willen des Ständigen Ausschusses in die Tat umzusetzen, Generalsekretär. Was auch immer wir entscheiden.«
    »Und was ist Ihrer Ansicht nach die richtige Art zu handeln?«
    »Wir müssen die Aggression der Hegemonisten bestrafen.«
    »Aber was ist mit den Risiken?« Diese Frage kam von Zhang. Li sah sich im Raum um, als wäre die Unterbrechung kaum einer Antwort würdig.
    »Wissen Sie, warum die Mongolen vor achthundert Jahren durch unsere Wälle brachen, Genosse Zhang?«
    »Ich bin kein General, Genosse Li. Vermutlich waren ihre
Truppen stärker und besser organisiert wie jene der Amerikaner.«
    »Falsch. Sie haben uns geschlagen, weil wir es zugelassen haben. Und dann haben wir behauptet, sie seien stärker als wir. Das Volk will, dass wir unsere Stärke zeigen. Es erinnert sich noch daran, was die Amerikaner in Jugoslawien getan haben.« 1999 hatten amerikanische Kampfjets die chinesische Botschaft in Belgrad bombardiert und dabei drei Chinesen getötet. Die USA beharrten darauf, dass der Bombenangriff ein Irrtum war, aber viele Chinesen waren immer noch nicht bereit, diese Erklärung zu akzeptieren. »Das Volk ist die Ausflüchte der Hegemonisten leid. Es will, dass wir handeln.«
    »Und wenn die Amerikaner zurückschlagen, wenn sie unsere Kriegsflotte zerstören, was wird das Volk dann sagen?«
    »Die Amerikaner werden uns nicht angreifen, Genosse Zhang. Die Welt wird es nicht zulassen.«
    »Die Welt wird sie vielleicht nicht aufhalten.«
    »Wir werden sie nur noch einmal unter Druck setzen, nur ein einziges Mal noch, und dann bieten wir ihnen einen Ausweg.«
    »Was meinen Sie damit, sie unter Druck zu setzen? Sprechen Sie deutlich.«
    Li wusste, der Augenblick, auf den er all diese Monate hingearbeitet hatte, war gekommen. Er erklärte seinen Plan. Als er geendet hatte, blieb es still im Raum.
    »Und Sie glauben, die Amerikaner werden nicht reagieren?«
    »Solange sie verstehen, dass wir nicht beabsichtigen, in Taiwan einzumarschieren, werden sie unsere Reaktion als gerechtfertigt akzeptieren. Sie wissen,

Weitere Kostenlose Bücher