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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Nasiji war sein Name -, was er brauchte. Einen großen Raum, in dem sie ungestört waren, eine Drehbank, einen Vakuumofen, einen PC mit einfacher Konstruktionssoftware und ein Dutzend andere Werkzeuge.
    »Was wird das alles kosten?«
    »Geld ist kein Problem«, sagte Nasiji.
    »Und wozu diese Ausrüstung?«, fragte Baschir.
    »Das kannst du dir doch denken.«
    »Eine Bombe.«
    »Eine große Bombe.«
    »Die größte?«
    Nasiji blieb stehen und legte Baschir mit einer merkwürdig vertraulichen Geste die Hand auf die Schulter. »Bist du bereit, Doktor? Als ich von dir und deinem Onkel hörte, dachte ich, du wärst unser Mann. Aber du flickst Tag für Tag Amerikaner zusammen und rettest ihre Kranken. Wenn du dich also überfordert fühlst …«
    Baschir dachte an die beiläufige Brutalität des Wärters im Gefängnis von Tora und an alles, was er in seinen Jahren in den Vereinigten Staaten über dieses Land gelernt hatte. Sein Onkel hatte Recht gehabt. Die Amerikaner steckten hinter allem: hinter der Korruption in Ägypten und in der gesamten arabischen Welt, hinter der erdrückenden Armut in Pakistan.
    »Nein«, sagte er. »Ich bin bereit.«
     
    Die Benutzung von Vakuumofen, Drehbank und übriger
Ausrüstung zu erlernen war nicht leicht, vor allem da Baschir weiterhin im Krankenhaus arbeitete. Zum Glück war er schon immer handwerklich geschickt gewesen, und seine Ausbildung als Chirurg hatte seine Hand-Auge-Koordination verfeinert. Nachdem er sich einige Lehrbücher und Videos über die Grundlagen der Metallurgie bestellt hatte, übte er erst mit Aluminium, das bei relativ niedrigen Temperaturen schmolz, dann mit Eisen und Stahl. Die Arbeit mit den Geräten stellte sich als überraschend knifflig heraus, besonders was den Vakuumofen anging. Wurden die Formen, in denen das Material gegossen wurde, zu schnell zu großer Hitze ausgesetzt, schmolzen sie.
    Nachdem er sich über ein Jahr lang die Nächte um die Ohren geschlagen hatte, lernte Baschir allmählich den Umgang mit seiner Ausrüstung. Dabei kam ihm die Schlichtheit der Formen zugute, die er zu erstellen versuchte. Nachdem er erfolgreich mehrere Stahlformen gegossen hatte, begann er mit abgereichertem Uran zu üben. Abgereichertes Uran war das Gegenteil von angereichertem Uran, ein Abfallprodukt des Anreicherungsprozesses, und enthielt weniger radioaktive U-235-Isotope als natürliches Uranerz. Da es sich nicht für Kernwaffen einsetzen ließ, waren Erwerb und Besitz legal und ohne Genehmigung möglich. Schmelzpunkt und Dichte waren jedoch praktisch dieselben wie bei dem in Bomben eingesetzten Uran, so dass es sich hervorragend als Übungsmaterial für den Gießvorgang eignete.
    In den Jahren seit ihrer ersten Begegnung hatten sich Baschir und Nasiji mehrfach in Montreal getroffen. Baschir gab sich keinerlei Illusionen darüber hin, wer die Operation leitete. Letztendlich hing ihr Erfolg oder Misserfolg
von Nasiji ab. Nasiji hatte beschlossen, die Bomben über Kanada einzuschleusen. Dort sollten Baschir und seine Frau sie abholen, mit der Fähre nach Nova Scotia und von dort in die Vereinigten Staaten fahren. In einem großen Geländewagen mit Skiausrüstung und Koffern würden die Bomben nicht auffallen. Baschir hatte seine Zweifel an dem Plan gehabt, der ihm viel zu kompliziert erschien, aber Nasiji war der Boss.
    Jetzt hatten sie einen katastrophalen Rückschlag erlitten, daran führte kein Weg vorbei. Nasiji hatte Baschir gegenüber immer von zwei Bomben als Ausgangsmaterial gesprochen. Aus zwei mach eins, hatte er den Plan genannt. Und obwohl Baschir kein Kernphysiker war, war ihm klar, dass die Knappheit des Materials ihre Aufgabe ungleich erschwerte.
    Nun, zumindest eine Bombe hatten sie über die Grenze geschafft. Nach der Übergabe fuhren Baschir und Thalia die ganze Nacht durch das nächtliche Neufundland und nahmen dann die Fähre nach Sydney in Nova Scotia, dreihundertzwanzig Kilometer Überfahrt bei unruhiger See. Von Sydney aus ging es nach Montreal und weiter. Den Grenzbeamten am New York State Thruway erklärten sie, sie hätten einen tollen Skiurlaub am Mont Tremblant verbracht, aber beim nächsten Mal würden sie Lake Placid ausprobieren. Dann waren sie durch.
    Unterdessen hatten Nasiji und Jussuf die einfache Route genommen. Nachdem sie sich eine Nacht lang in St. John’s, der Hauptstadt von Neufundland, erholt hatten, nahmen sie eine Continental-Maschine, die praktischerweise direkt nach Newark flog. Dort mieteten sie ein Auto und fuhren zur

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