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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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den Kopf ab, bevor er antwortete: »Die einzige
Sache, die je zwischen uns stand, ist mit der
Fortune Noire
untergegangen.«
    Pierre erstarrte, nickte Remi aber freundlich zu. »Ich
danke dir für deine Offenheit«, murmelte er. Dann trat er
zurück, um die Mannschaft von einer erhöhten Position aus im
Auge zu behalten.
    Die Schiffe legten in den Abendstunden in der geschützten
Bucht von Bayahá an. Der Himmel glühte in einem hellen Rot,
und die Ruderboote glitten beinahe geräuschlos durch das
glatte Wasser der Bucht. Bayahá hatte Port de Margot als
Umschlagplatz für Fleisch, Leder und Holz abgelöst. Als Teil
eines weitläufigen Naturhafens konnte es von sehr vielen
Schiffen gleichzeitig angelaufen werden, und eine mühsame
Anfahrt über den Fluss entfiel. Das machte Bayahá auch für
schwere, tiefgängige Schiffe zu einem attraktiven Ort.
Pierre erkannte mehrere holländische und englische Segler,
die gerade dabei waren, Fracht aufzunehmen. Als sie an Land
gingen, wies er Remi an, sich um die Anwerbung zusätzlicher
Männer zu kümmern, und sein Gefolgsbruder nickte folgsam.
Pierre setzte seinen Weg alleine fort und schlenderte durch
die belebte Stadt. Entlang der unebenen Straßen, die
sternförmig vom Hafen abgingen, folgten Ansammlungen von
Warenlagern, Tavernen, Gerbereien und Holz verarbeitendem
Gewerbe. Die Bukaniere begannen vermehrt, die Blutholzbäume
zu fällen, aus denen ein Stoff gewonnen wurde, der die
Kleidung schwarz färbte. Pierre kannte die Bäume mit den
sonderbaren Stämmen aus seiner Kindheit. Befreite man das
Gehölz von der Rinde, besaß es eine natürliche braunrote
Farbe. Es war sehr hart und schwer zu spalten. Einzelne
Splitter wurden an der Luft, besonders in Verbindung mit
Wasser, unverzüglich blutrot. Ein Phänomen, das dem Baum
seinen Namen gegeben hatte. Der Witterung ausgesetzt,
verfärbte sich das Holz nach und nach immer mehr, bis es
schließlich nahezu schwarz war. Diesen Vorgang machte man
sich zunutze, raspelte die Stämme und ließ die Späne an der
Luft fermentieren, bis sie die richtige Tönung erreichten.
Dann wurden sie verpackt und säckeweise veräußert. Doch
aufgrund des langwierigen Verfahrens gingen die Bukaniere
inzwischen dazu über, einzig die Baumstämme zu verkaufen.
Abnehmer fanden sich ausreichend. Besonders Jamaika
entsandte regelmäßig Schiffe, um das begehrte Holz zu
erwerben.
    Pierre ließ den Blick über die kahlgerodeten Flächen
schweifen, die Bayahá umgaben, und atmete den Duft ein, den
die Stadt freisetzte. Der Geruch frisch gefällter Bäume
vermischte sich mit den fauligen Ausdünstungen der
Gerbereien und den Raucharomen, die von den Holzgestellen
der Bukaniere herüberwehten. Pierre stopfte seine Tonpfeife
und nahm mehrere genüssliche Züge, bevor er seinen Weg
fortsetzte. Er begegnete einigen Kapitänen, die er kannte,
und wechselte ein paar Worte mit ihnen. Die Hoffnung,
Antoine Du Puits zu begegnen, trieb ihn jedoch voran. Als
der Abend voranschritt, gab Pierre auf. Resigniert ließ er
sich in eine Taverne drängen, bestellte Rum und Cidre sowie
in Essig eingelegten Barrakuda mit spanischem Pfeffer und
Zwiebeln. Er aß alleine, saß vornübergebeugt und hing seinen
Gedanken nach. Als eine dunkelhäutige Frau an ihn herantrat,
winkte er mürrisch ab. Ihm war nicht nach Gesellschaft
zumute.
    »Mein Name ist Morelle«, sagte die Mohrin mit
wohlklingender Stimme, und Pierre blickte auf.
    »Kein Interesse«, knurrte er.
    »Ihr seid Pierre Le Picard?«, fragte sie. Es klang wie
eine Feststellung.
    Pierre schnippte ihr einen Escudo zu und machte eine
abwehrende Handbewegung. »Geht und vergeudet Eure Zeit mit
einem anderen!«
    Morelle fing das Geldstück auf. »Ihr seid großzügig«,
gurrte sie, warf die Münze geschickt in die Luft und ließ
sie zugedeckt auf ihr Handgelenk fallen. »Kreuz oder Zahl?«,
forderte sie ihn heraus. »Wählt ihr die richtige Seite,
lasse ich Euch gehen, wählt ihr die falsche, kommt Ihr mit
mir!«
    Pierre hob die Augenbrauen. Sein Blick wanderte über ihre
schlanke Figur. Sie war in die Jahre gekommen und nicht sein
Typ, aber ihre furchtlose Art reizte ihn. Er verzog den Mund
zu einem Lächeln.
    »
D’accord
«, sagte er müde. »Ich wähle das Kreuz.«
    Sie sahen sich herausfordernd in die Augen, während
Morelle ihre rechte Hand hob und Pierre die goldene Münze
präsentierte, die matt im Licht der Öllampen schimmerte.
    »Hol mich der

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