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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ahner
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ersten Blick erinnerte es ihn an einen Löwen, doch es war weit mehr als das. Es hatte ein Geschirr am Leib, das einer Rüstung glich, auf seinem Rücken hatte es Flügel, die bedrohlich zuckten, und um seinen Hals trug es einen Ring aus blau leuchtendem Metall – ein Eyn!
    »Du bist unerlaubt hier eingedrungen!«, brodelte das Tier. »Um ein Haar hätte ich dich getötet! Und vielleicht tue ich es noch, wenn du mir keinen guten Grund nennen kannst, warum du hier bist!«
    Jonathan rang nach Worten.
    Elianes Stimme überfuhr ihn. »Zur Seite, Jonathan!«
    Sie hatte ein Schwert von der Wand gerissen und fuchtelte drohend damit herum. Jonathan wusste nicht, ob es Mut oder Verzweiflung war, die sie antrieb. Die Muskeln des Tiers spannten sich. Mit einem spielerischen Prankenhieb schlug es ihr die Waffe aus der Hand. Eliane fiel zu Boden, war aber sofort wieder auf den Beinen und zog ein Taschenmesser hervor. Es mochte beim Brotschneiden gute Dienste leisten, wirkte aber angesichts einer Bestie, die sie um Mannshöhe überragte, bestenfalls lächerlich. Jetzt hatte das Wesen genug. Es stellte sich auf die Hinterbeine, entfaltete seine Schwingen und brüllte so markerschütternd, dass Staub von der Decke rieselte.
    Eliane trat unweigerlich einen Schritt zurück und besann sich. Rasch faltete sie ihr Messer zusammen und stellte sich an Jonathans Seite. Das geflügelte Wesen kam so nahe, dass Jonathan seinen heißen Atem im Gesicht spürte.
    »Ich frage euch zum letzten Mal: Wer seid ihr, woher kommt ihr, und was habt ihr hier zu suchen?«
    Eliane wollte antworten. Jonathan kam ihr zuvor.
    »Mein Name ist Jonathan Harkan, und ich suche das Herz des Lazarus.«
    Die Augen des Tiers verengten sich zu Schlitzen. »Hat er dich geschickt?«
    »Niemand hat mich geschickt. Ich bin aus freien Stücken hier. Und ich habe Eliane gebeten, mich zu begleiten. Wenn du also jemanden bestrafen willst, dann mich.«
    Knurrend ging das Tier vor ihm auf und ab. »In deinen Worten ist keine Lüge. Aber verrate mir, Menschlein, was will ein Zwerg wie du mit dem Herz des Lazarus? Du bist kein Abgesandter des Großen Kreises.«
    »Ich weiß nicht, was es mit diesem Herz oder dem Großen Kreis auf sich hat. Ich will nur meine Mutter retten«, sagte Jonathan.
    Das Tier taxierte ihn. »Lange habe ich nichts von Cornelius Harkan gehört. Ich fürchtete schon, er sei tot. Und du Winzling willst sein Sohn sein? Nein, Cornelius Harkan hat keinen Sohn. Der Kreis müsste davon wissen.«
    Dieses Wesen kannte seinen Vater! Jonathan tauschte einen verwunderten Blick mit Eliane, die langsam wieder zu sich kam.
    »Niemand wusste davon«, sagte er leise. »Ich war sein Geheimnis.«
    »Du lügst!«, brüllte die Kreatur. »Niemals hätte er ein Kind vor uns versteckt. Beweise es! Zeig mir, dass du sein Sohn bist, oder du wirst dieses Haus nicht mehr verlassen!«
    Erschrocken krempelte Jonathan seinen Ärmel hoch, um das Eyn zu zeigen. Als der geflügelte Löwe das bläulich schimmernde Schmuckstück vor Augen hatte, wich er zurück. Wieder sprach er in dieser fremden Sprache, die Jonathan nicht verstand, und fügte dann hinzu: »Das ist unmöglich.«
    »Es gehört meinem Vater. Er hat es mir überlassen, damit es mich beschützt …«
    Schlagartig veränderte sich die Haltung des Tiers. Es neigte sein Haupt vor Jonathan und senkte die Stimme. »Vergib mir, Jonathan Harkan. Du bist ein Mitglied des Großen Kreises. Das konnte ich nicht wissen.«
    Eliane beobachtete die Geste mit wachsender Verblüffung. »Großer Kreis? Was ist das? Hat es was mit dem Ding zu tun, das du da am Arm trägst, Jonathan?«
    »Ja … aber mehr weiß ich auch nicht.« Verunsichert wandte er sich an das Tier. »Ich bin kein Mitglied von … was auch immer. Das Eyn gehört meinem Vater.«
    »Es gehört dem, den es erwählt hat«, widersprach die geflügelte Kreatur und hob ihren Schädel. Riesige Augen funkelten Jonathan an, und der breite Unterkiefer mahlte.
    »Bitte sag mir deinen Namen«, bat Jonathan.
    »Man nennt mich Thorne.«
    »Thorne, vielleicht kannst du mir helfen. Meine Mutter wurde entführt von einem Kerl namens Riot …«
    »Riot!« Thorne spie aus. Sein ganzer Körper stand plötzlich unter Spannung. »Das hätte ich mir denken können. Ja, ich kenne ihn.«
    »Was bist du? Und was tust du hier?«, fragte Eliane, die ihre Neugier nicht länger zügeln konnte.
    »Wie du vielleicht vermutest, stamme ich nicht von hier, kleines Menschenmädchen. Cornelius Harkan bat mich,

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