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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ahner
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nichts dabei?« Cornelius vergaß zu atmen, so bestürzt war er. »Du hast mit ihm gesprochen … und lebst noch?«
    Jonathan spürte einen eiskalten Windhauch auf seiner Haut. »Zuerst war er sehr freundlich. Aber dann, ganz plötzlich, wurde er ganz anders. Er hat fiese Sachen gesagt … Sachen, die er nicht wissen konnte …«
    »Er hat in dein Herz geblickt«, sagte Cassius.
    Cornelius packte Jonathan und hielt ihn fest. »Was hat er gesagt? Was wollte er von dir?«
    »Ich weiß nicht … er sagte, er sei nur ein einfacher Spaziergänger, der sich die Gegend anschauen wollte.«
    »Ein Spaziergänger! Mein Gott. Und du hast ihm geglaubt?«
    »Ich hatte keine Ahnung.«
    Cassius nickte ernst. »Der Weltenwanderer ist ein Meister der Täuschung, und wir Menschen sind dankbare Opfer seiner kleinen Tricks. Wir sehen leider nur selten hinter die Fassade des äußeren Scheins.«
    Jonathan sah seinen Vater fest an. »Ich bin noch da, Papa. Es ist nichts passiert. Wir haben nur geredet.«
    Cornelius schüttelte den Kopf. »Der Weltenwanderer kommt nicht einfach für ein Schwätzchen vorbei. Er wollte etwas von dir. Aber was?«
    »Vermutlich wollte er es mit eigenen Augen sehen, das wohlbehütete Geheimnis des Cornelius Harkan«, spottete Cassius.
    Cornelius schwieg, doch hinter seiner Stirn tobte ein Sturm.
    Jonathan wollte mehr wissen, auch wenn die Angst an ihm nagte. »Eben gerade habt ihr beide mir doch erzählt, dass der Weltenwanderer geschlagen wurde. Was geschah danach?«
    »Er ist verschwunden«, antwortete Cassius. »Niemand weiß, wohin. Jahrhundertelang hat man nichts von ihm gehört. Das kann aber auch daran liegen, dass die Menschen zu sehr damit beschäftigt waren, Kriege gegen sich selbst zu führen, sich wegen unterschiedlicher Hautfarben, Religionen oder dem irrsinnigen Streben nach Macht gegenseitig abzuschlachten.«
    »Cassius!« Cornelius warf ihm einen strengen Blick zu. Sein Bruder schwieg.
    »Und dann? Hat der Große Kreis das Herz des Lazarus wieder an die Chimeri … dingsda zurückgegeben?«, fragte Jonathan.
    Cornelius schüttelte den Kopf. »Chimerianer! Nein, das Herz des Lazarus ging verloren und wurde nie wieder gefunden.« Seufzend fügte er hinzu: »Bis vor wenigen Wochen …«
    »Erzähl weiter«, bat Jonathan.
    Sein Vater rang mit sich, bis er den Faden wieder aufnehmen konnte. »Lass mich kurz ausholen, Jonathan. Im Moment deiner Geburt habe ich beschlossen, dass ich dem Großen Kreis nicht länger dienen wollte, Versprechen hin, Eid her. Ich wollte ein guter Vater sein. Ich wollte, dass du die Chance bekommst, ein normales Leben zu führen. Deswegen habe ich deiner Mutter die Wahrheit gesagt. Ich habe sie eingeweiht. Dazu habe ich die Erlaubnis des Großen Kreises bekommen. Hätte ich das nicht getan, hätte das Eyn meine Erinnerungen ausgelöscht, all die gemeinsamen Jahre, unsere erste Begegnung, deine Geburt … das durfte ich nicht riskieren. Helena ist eine starke Frau. Du weißt das. Aber du hast keine Ahnung, wie stark sie wirklich ist. Sie hat die Wahrheit akzeptiert, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen. Gemeinsam haben wir einen Beschluss gefasst, der unser Leben grundlegend verändern sollte: Damit unser Kind die Chance auf ein normales Leben hatte, wollten wir ganz neu anfangen. Und dieses Mal ohne die Erlaubnis des Großen Kreises. Wir haben jeden Kontakt abgebrochen, uns versteckt, sind in eine fremde Stadt gezogen, haben uns neue Arbeit gesucht, neue Freunde. Wir wurden unsichtbar für die Augen des Großen Kreises. Niemand wusste, wo wir waren – niemand außer Cassius, deinem Patenonkel. Es hat tatsächlich funktioniert. Dreizehn Jahre lang waren wir einfach nur eine ganz normale Familie. So, wie ich es mir immer gewünscht habe.«
    Cassius gab einen grimmigen Laut von sich. »Du wusstest, dass diese Scharade nicht ewig gut gehen würde.«
    »Und wennschon«, gab Cornelius gereizt zurück. »Ich bin nicht dumm, Cassius. Mir war klar, dass uns der Große Kreis früher oder später finden würde. Aber ich hatte die Hoffnung, dass Jonathan bis dahin alt genug sein würde, um sein eigenes Leben zu führen. Dreizehn Jahre ging es gut. Ich hatte fast vergessen, dass ich das Eyn am Finger trug.«
    Jonathan führte den Gedanken weiter. »Bis Aurora kam.«
    Cornelius vergrub das Gesicht in seinen Händen und knetete es. Plötzlich wirkte er sehr müde. »Nicht ganz. Ich hatte tatsächlich geglaubt, dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen zu haben. Dreizehn Jahre hatten

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