Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ahner
Vom Netzwerk:
alt! Das dürfen wir nicht zulassen!«
    »Ja, er ist noch ein Kind. Aber auch Kinder wissen, was Mut ist, Cornelius.«
    »Blödsinn! Außerdem hast du es selbst gesagt: Riots Spione haben ihre Augen und Ohren überall. Es gibt keinen Weg aus der Burg heraus.«
    »Doch, den gibt es. Zumindest für ein Kind. Du weißt genau, welchen Weg ich meine.«
    Cornelius verstand die Andeutung und wurde noch ein wenig bleicher. »Das ist Wahnsinn!«
    »Ja, vielleicht. Dieser Plan ist verrückt, aber in Anbetracht der Situation, in der wir uns befinden, ist er unsere vernünftigste Option. Jonathan hat recht: Die Zeit ist knapp, wir brauchen jeden Mann hier, der kämpfen kann, und Riot wird niemals damit rechnen, dass du deinen eigenen Sohn auf so eine gefährliche Reise schickst. Denn gefährlich wird es, Jonathan.«
    Jonathan nickte. Er fühlte die Angst, die in ihm aufstieg. Er musste an seine Mutter denken, um neue Kraft zu schöpfen. Cornelius packte ihn an den Schultern und sah ihn fest an.
    »Du weißt, dass Riot dich mit all seiner Macht jagen wird. Wenn es sein muss, bis ans Ende der Welt. Bist du dir ganz sicher, dass du das tun willst?«
    »Nein«, gestand Jonathan leise. »Aber es ist die einzige Möglichkeit.«
    Cornelius schloss ihn in seine Arme. Jonathan wusste, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten und dass er sie nicht zeigen wollte. Er hielt ihn fest, bis Cassius ihm sanft die Hand auf die Schulter legte.
    »Dann ist es beschlossen«, sagte er. »Kommt, wir müssen uns vorbereiten.«
    * * *
    Mit einem Faustschlag gab die störrische Luke den Weg frei. Schnee rieselte ihnen entgegen, als Cassius sie aufstemmte. Er trat zur Seite und ließ Cornelius und Jonathan nach oben klettern. Sie betraten die Spitze des Bergfrieds, der eine Aussichtsplattform bot. Nur ein Mauerring mit hüfthohen Schießscharten trennte sie vom Abgrund. Jonathan, der Angst vor großen Höhen hatte, wurde für einen Moment schwindelig. Sein Vater durfte seine Nervosität auf keinen Fall bemerken, sie hätte seine Zweifel nur noch mehr geschürt.
    Der Ausblick, der sich ihm bot, war atemberaubend: Wolkentürme brodelten über ihren Köpfen, verschluckten das letzte Licht des Tages und gebaren winterliche Stille. Vor ihnen erstreckte sich das Tal mit seinen Hügeln und Wäldern. Kein Wind regte sich, kein Tier war zu hören und kein Mensch zu sehen. Die Lichter von Bärenfels waren erloschen, das Dorf lag vor ihnen wie in einem finsteren Dornröschenschlaf. Fröstelnd vergrub Jonathan seine Hände in den Taschen. Es war nicht allein die Kälte, die ihn zittern ließ.
    »Wo sind die Leute?«, fragte er.
    Cassius schnaubte eine wütende Atemwolke hervor. »Riot hat Gott weiß was mit ihnen angestellt. Aber ich glaube nicht, dass sie in ernster Gefahr sind. So dumm, ihr Leben zu riskieren, ist nicht einmal er.«
    »Zumindest nicht, solange er nicht hat, was er will«, fügte Cornelius düster hinzu.
    Jonathan blickte über die Dächer hinüber zum Hof von Eliane. Die alte Linde trotzte dem Gewicht des Schnees und hielt noch immer ihre Äste über das Haus. Er hoffte, dass sie Eliane und ihre Familie vor Unheil beschützte.
    Cornelius nahm ein Fernglas zur Hand und ließ seinen Blick über die Hügel schweifen. Seine Miene verfinsterte sich zusehends.
    »Siehst du sie?«, fragte Cassius.
    Cornelius gab ihm das Fernglas. »Überall«, antwortete er düster. »Da sind Feuer im Osten, im Westen, im Südwesten, im Norden und direkt hinter dem Dorf. Alle Zugangsstraßen sind belagert. Riots Männer!«
    Jonathan kniff die Augen zusammen. Dann konnte auch er es sehen: Säulen aus Rauch, die aus den Wäldern emporstiegen.
    »Wir sind eingeschlossen«, bestätigte Cassius. »Sie haben ihre Lager an allen Straßen und Brücken aufgestellt. Damit ist Bärenfels von der Außenwelt abgeschnitten. Niemand kann hinein, niemand hinaus.«
    »Aber wir haben Winter mitten im August!«, widersprach Jonathan. »Das muss doch jemandem auffallen! Der Regierung, dem Fernsehen oder Lieferanten, Postboten, Freunden aus den Nachbardörfern …«
    »Keiner von denen verschwendet im Augenblick einen Gedanken an Bärenfels«, sagte Cornelius ernst. »Wir sind von der Landkarte verschwunden, so wie das Haus in den östlichen Wäldern lange Zeit verschwunden war. Erst du hast diesen Bann gebrochen, Jonathan. Vielleicht, weil dein Wille stark genug war. Du wolltest dich nicht täuschen lassen.«
    Ungläubig schüttelte Jonathan den Kopf. »Sie können ein Dorf verschwinden

Weitere Kostenlose Bücher