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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ahner
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lassen?«
    »Nicht das Dorf selbst, nur die Gedanken der Menschen daran. Ein Philosoph würde sagen, dass das fast dasselbe ist. Vielleicht verschwindet das Dorf tatsächlich, wenn niemand mehr daran denkt …«
    Cassius brummte missmutig. »Jetzt ist nicht der Moment für Ausflüge in existenzialistische Philosophie, Cornelius.«
    »Was ich sagen wollte: Wir haben es hier mit Dingen zu tun, die weit über das hinausgehen, was du in der Schule gelernt hast, Jonathan. Du musst alles vergessen, was du zu wissen glaubtest.«
    Wer konnte fähig sein, einen ganzen Landstrich aus den Köpfen der Leute zu radieren? Jonathan zitterte bei dem Gedanken. Cassius lehnte sich an die Mauer. »Sie haben einen Belagerungsring um das Dorf gelegt. Da durchzukommen wird nicht einfach sein, mein Junge.«
    »An jedem dieser Lagerfeuer werden Riots Männer sitzen«, fügte Cornelius hinzu.
    Sie hatten genug gesehen. Der Reihe nach kletterten sie zurück in den Burgturm, wo sie von der wohligen Wärme des Holzofens empfangen wurden. Cassius schälte sich aus seiner Jacke und öffnete einen Schrank, in dem er Werkzeug, Besen und Putzlumpen aufbewahrte. Gerade als Jonathan sich fragte, was um alles in der Welt sein Onkel jetzt mit einem Besen wollte, nahm er die hintere Wand des Schranks heraus und offenbarte ein Geheimversteck. Gut verborgen vor neugierigen Blicken befanden sich hier zahllose kleine Fächer, die verschlossene Kästchen enthielten. Eine seltsame ausgedörrte Kletterpflanze mit dornigen Blättern wucherte an den Regalstreben empor. Trotz der Dunkelheit im Schrank schien es noch immer Leben in ihren hässlichen knotigen Ästen zu geben. Was mochte das für ein seltsames Gewächs sein?
    »Hübsche Pflanze«, sagte er.
    »Hübsch vielleicht nicht unbedingt. Aber ziemlich effektiv.« Demonstrativ griff Cassius in eins der Regalfächer. Schnell wie Peitschenhiebe knallten Äste um seine Hand und umschlangen sie. Er zog daran, doch sie ließen ihn nicht los.
    »Sie ist durstig«, lächelte Cornelius, als er Jonathans erschrockenen Blick bemerkte.
    Cassius griff zu einem Becher mit abgestandenem Wasser und leerte ihn in den Topf der Pflanze. Die Äste entspannten sich und ließen ihn los.
    »Nicht zur Nachahmung empfohlen«, warnte er. »Wenn eine Blutlilie trocken ist, sucht sie nach jeder Flüssigkeit, die verfügbar ist. Im Notfall nimmt sie auch menschliches Blut.«
    »Du hältst sie mit Absicht trocken«, stellte Jonathan fest.
    »Schlaues Bürschchen! Sie ist der ideale Wachhund. Hier sind eine Menge Dinge versteckt, die nicht für die Augen fremder Leute bestimmt sind.«
    Er zog – von der Blutlilie unbehelligt – drei Kästchen aus dem Schrank hervor und stellte sie vor sich auf den Tisch.
    »Als ich noch jung war, bin ich viel gereist«, sagte er.
    »Wohin?«, wollte Jonathan wissen.
    »In ferne Länder. Sehr weit entfernte Länder. Mehr musst du im Augenblick nicht wissen. Natürlich habe ich von diesen Reisen ein paar nützliche Souvenirs mitgebracht, für alle Fälle. Ein paar davon werde ich dir mitgeben. Da du ein kluges Kerlchen bist, muss ich dir sicher nicht erklären …«
    »… dass ich vorsichtig sein soll und niemandem davon erzählen darf. Schon klar.«
    Cassius sah ihn grimmig an. »Das ist kein Spaß, verflucht. Nur sehr wenige Menschen sind eingeweiht in dieses Wissen, und dafür gibt es gute Gründe. Wir gehen ein großes Risiko ein, weil wir dir diese Dinge ohne Zustimmung des Großen Kreises zeigen.«
    »Cassius!«, mahnte Cornelius und warf ihm einen strengen Blick zu.
    Grummelnd ließ Cassius das erste der drei Kästchen aufschnappen und zog ein Säckchen aus grobem Leinen hervor. Er öffnete es und ließ einige schwarze Kügelchen auf seine Handfläche rieseln.
    »Diese kleinen Wunderperlen dürfen niemals in Kontakt mit Feuer geraten. Jedenfalls nicht, solange du sie am Körper trägst. Sie enthalten ein Pulver, das zum schrecklichsten Feuerwerk wird, das du je gesehen hast. Ideal zur Abschreckung oder Ablenkung. Sei vorsichtig damit!«
    Jonathan ließ die Perlen behutsam zurück in das Leinensäckchen fallen und steckte es in seine Jacke. Aus einem zweiten Kästchen aus wurmstichigem Holz zog Cassius eine Phiole mit klarer Flüssigkeit hervor. Als er sie schüttelte, bildeten sich Flocken darin, die sofort wieder verschwanden.
    »Auch damit solltest du besser nicht spielen. Diese Substanz hat einen unaussprechlichen Namen, der so viel bedeutet wie ›Essenz der wahren Größe‹. Alles Getier, das

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