Jonathan Strange & Mr. Norrell
Park, bis sie auf einen Zierteich stießen, der von einer niedrigen Mauer aus Stein umgeben war. 81 In seiner Mitte stand ein kleiner steinerner Pavillon, verziert mit in Stein gehauenen Gestalten. Manche ähnelten Hunden, nur dass ihre Körper lang und niedrig wie Eidechsen waren und auf ihrem Rücken Stacheln aufragten. Andere sollten springende Delphine darstellen, die es irgendwie geschafft hatten, sich an der Wand festzukrallen. Auf dem Dach saß ein halbes Dutzend klassischer Damen und Herren in klassischer Haltung mit Vasen in den Händen. Die Absicht des Baumeisters war es ganz eindeutig gewesen, Wasserfontänen aus den Mäulern der seltsamen Tiere und aus den Vasen auf dem Dach schießen und in dekorativem Bogen in den Teich fallen zu lassen, aber jetzt war alles gefroren und still.
Strange wollte gerade den melancholischen Anblick kommentieren, den der gefrorene Teich bot, als er Schreie hörte. Er schaute sich um und sah, dass eine Gruppe Leute sehr schnell den Abhang herunterrannte. Als sie sich näherten, konnte er vier Personen unterscheiden: zwei Herren, die er nie zuvor gesehen hatte, und die beiden Tollhauswärter – der eine mit dem Gesicht wie ein Cheshire Käse und der andere, der ausgeschickt worden war, um die Willise zu holen. Sie sahen alle wütend aus.
Die Herren hasteten heran und runzelten auf gewichtige, gekränkte Art die Stirn. Es war deutlich, dass sie sich in größter Eile angekleidet hatten. Einer versuchte, den Rock zuzuknöpfen, aber ohne großen Erfolg. Kaum hatte er die Knöpfe geschlossen, gingen sie wieder auf. Er war ungefähr so alt wie Mr. Norrell und trug eine altmodische Perücke (wie Mr. Norrell), die hin und wieder einen kleinen Satz auf seinem Kopf machte und sich drehte. Aber im Unterschied zu Mr. Norrell war er ziemlich groß, ziemlich gut aussehend und hatte ein gebieterisches, entschlossenes Auftreten. Der andere Herr (der ein paar Jahre jünger war) wurde von seinen Stiefeln malträtiert, die offenbar ein Eigenleben entwickelt hatten. Während er sich mühte, vorwärts zu gehen, versuchten sie, ihn in eine völlig andere Richtung zu tragen. Strange musste annehmen, dass seine kleinen Zaubereien wesentlich erfolgreicher ausgefallen waren, als er erwartet hatte, und Kleider und Stiefel schwer handhabbar geworden waren.
Der hoch gewachsene Herr (der mit der verspielten Perücke) starrte Strange wütend an. »Aufgrund von wessen Autorität ist der König draußen?«, wollte er wissen.
Strange zuckte die Achseln. »Aufgrund meiner, vermute ich.«
»Sie! Wer sind Sie?«
Da Strange diese Art der Ansprache missfiel, erwiderte er: »Wer sind Sie?«
»Ich bin Dr. John Willis. Das ist mein Bruder, Dr. Robert Darling Willis. Wir sind die Ärzte des Königs. Wir sind verantwortlich für die Person des Königs durch Erlass der Königin und des Kronrats. Niemandem ist es gestattet, Seine Majestät ohne Erlaubnis aufzusuchen. Ich frage noch einmal: Wer sind Sie?«
»Ich bin Jonathan Strange. Ich bin hier auf Bitte der Königlichen Hoheiten der Herzöge von York, Clarence, Sussex, Kent und Cambridge, um zu überprüfen, ob der König vielleicht durch Zauberei kuriert werden kann.«
»Ha!«, rief Dr. John verächtlich. »Zauberei! Die hauptsächlich dafür eingesetzt wird, Franzosen zu töten, nicht wahr?«
Dr. Robert lachte sarkastisch. Aber der Effekt kalter wissenschaftlicher Verachtung wurde verpatzt, als ihn seine Stiefel plötzlich mit solcher Vehemenz forttrugen, dass er mit der Nase gegen einen Baum stieß.
»Nun, Zauberer!«, sagte Dr. John. »Sie täuschen sich, wenn Sie glauben, dass Sie mich und meine Dienstboten ungestraft misshandeln können. Ich nehme an, Sie geben zu, dass Sie die Tore mit Zauberei verschlossen haben, damit meine Männer Sie nicht am Verlassen des Schlosses hindern konnten?«
»Gewiss nicht!«, erklärte Strange. »Ich habe nichts dergleichen getan. Ich hätte es tun können«, gestand er zu, »wenn es nötig gewesen wäre. Aber Ihre Männer sind ebenso faul wie unverschämt. Als Seine Majestät und ich das Schloss verließen, waren sie nirgendwo zu sehen.«
Der erste Tollhauswärter (der mit dem Gesicht wie ein Cheshire Käse) explodierte daraufhin. »Das ist nicht wahr!«, schrie er. »Dr. John, Dr. Robert, ich bitte Sie, nicht auf diese Lügen zu hören. Martin« – er deutete auf den anderen Tollhauswärter -»wurde die Stimme geraubt. Er brachte keinen Ton heraus, um Alarm zu schlagen.« Der andere Tollhauswärter öffnete und
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