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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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hier? Was bedeuten sie?«
    Childermass zuckte die Achseln. »Manche Leute glauben, dass sie zu der Dunkelheit gehören, die Strange umgibt; sie glauben, er hat sie aus irgendeinem Grund Fleisch werden lassen und nach England zurückgeschickt. Andere Leute glauben, dass sie die Rückkehr von John Uskglass ankündigen.«
    »John Uskglass. Natürlich«, sagte Lascelles. »Der erste und letzte Ausweg vulgärer Geister. Was immer auch geschieht, es muss mit John Uskglass zu tun haben! Ich glaube, Mr. Norrell, es ist Zeit für einen weiteren Artikel für Die Freunde der englischen Zauberei , um diesen Herrn zu schmähen. Was sollen wir schreiben? Dass er unchristlich war? Unenglisch? Dämonisch? Ich glaube, ich habe irgendwo eine Liste der Heiligen und der Erzbischöfe, die ihn angeprangert haben. Das könnte ich ohne weiteres zusammenstellen.«
    Mr. Norrell schien unbehaglich zu Mute. Er blickte unsicher auf den Postillion aus Tuxford.
    »Wenn ich Sie wäre, Mr. Lascelles«, sagte Childermass leise, »dann würde ich etwas vorsichtiger daherreden. Sie sind jetzt im Norden. In dem Land, das John Uskglass gehört. Unsere Städte und unsere Abteien wurden von ihm erbaut. Unsere Gesetze wurden von ihm erlassen. Er ist in unseren Köpfen und in unseren Herzen und in unserer Sprache. Wäre es jetzt Sommer, dann würden Sie neben jeder Heckenreihe einen Teppich aus winzigen, bläulich weißen Blumen sehen. Wir nennen sie Johns Groschen. Wenn das Wetter sich entgegen der Jahreszeit verhält und es im Winter warm ist oder im Sommer nur regnet, dann sagen die Leute auf dem Land, John Uskglass ist wieder verliebt und vernachlässigt seine Geschäfte. 165 Und wenn wir einer Sache ganz sicher sind, dann sagen wir, sie ist so sicher wie ein Kieselstein in John Uskglass' Hosentasche.«
    Lascelles lachte. »Nichts liegt mir ferner, Childermass, als mich über deine altmodischen ländlichen Sprichworte lustig zu machen. Aber sicherlich ist es eine Sache, eine Geschichte mündlich zu überliefern, und etwas ganz anderes, wenn man davon spricht, wie man einen König zurückbringt, der Luzifer persönlich zu seinen Verbündeten und Oberherren zählte. Niemand wünscht sich das, oder? Ich meine, abgesehen von ein paar Johannitern und Wahnsinnigen.«
    »Ich stamme aus dem nördlichen England, Mr. Lascelles«, sagte Childermass. »Nichts wäre mir lieber, als dass mein König heimkehrt. Das ist, was ich mir mein Leben lang gewünscht habe.«
    Als sie in Hurtfew Abbey ankamen, war es fast Mitternacht. Von Strange war nichts zu sehen. Lascelles ging zu Bett, doch Mr. Norrell wanderte im Haus herum und untersuchte die Verfassung gewisser Zauber, die seit langem ihre Wirkung taten.
    Am nächsten Morgen sagte Lascelles beim Frühstück: »Ich habe mich gefragt, ob es in der Vergangenheit je zauberische Duelle gegeben hat? So etwas wie Zwistigkeiten zwischen zwei Zauberern.«
    Mr. Norrell seufzte. »Das ist schwer zu sagen. Ralph Stokesey hat anscheinend mit Zauberei gegen zwei oder drei Zauberer gekämpft – einer war ein sehr mächtiger schottischer Zauberer, der Zauberer von Athodel. 166 Catherine von Winchester sah sich einst gezwungen, einen jungen Mann nach Granada zu zaubern. Er störte sie dauernd bei ihren Studien, indem er ihr unpassende Heiratsanträge unterbreitete, und Granada war der am weitesten entfernte Ort, den sie sich damals vorstellen konnte. Dann gibt es die eigenartige Geschichte des cumbrischen Köhlers ...« 167
    »Und hatten diese Duelle jemals den Tod eines der Zauberer zur Folge?«
    »Was?« Mr. Norrell starrte ihn entsetzt an. »Nein! Das heißt, ich weiß es nicht. Ich glaube nicht.«
    Lascelles lächelte. »Aber den entsprechenden Zauber wird es doch sicherlich geben? Wenn Sie ganz scharf darüber nachdächten, dann würden Ihnen vermutlich ein halbes Dutzend Zaubersprüche einfallen, mit denen man dieses Kunststück anstellen könnte. Es wäre wie ein gewöhnliches Duell mit Pistolen oder Degen. Eine spätere strafrechtliche Verfolgung stünde außer Frage. Die Freunde und Diener des Siegers hätten übrigens jedes Recht, ihm dabei zu helfen, die Angelegenheit in aller Heimlichkeit zu verhüllen.«
    Mr. Norrell schwieg. Dann sagte er: »Dazu wird es nicht kommen.«
    Lascelles lachte. »Mein lieber Mr. Norrell! Wozu soll es denn sonst kommen?«
    Erstaunlicherweise war Lascelles noch nie in Hurtfew Abbey gewesen. Wann immer Drawlight in der Vergangenheit nach Hurtfew gefahren war, hatte Lascelles es stets so

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