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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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erwartet.«
    Strange zuckte die Schultern. »Ich habe nichts Besseres vorzuschlagen«, sagte er. »Wo ist Ihre Ausgabe der Sprache der Vögel?«
    Er sah sich im Raum um. Alle Bücher lagen, wohin sie gefallen waren, als sie aufhörten, Raben zu sein. »Wie viele Bücher haben Sie?«, fragte er.
    »Vier- oder fünftausend«, sagte Mr. Norrell.
    Jeder der Zauberer nahm eine Kerze und begann zu suchen.
    Der Herr mit dem Haar wie Distelwolle schritt rasch die von Feldmauern gerahmte Straße entlang, die nach Starecross führte. Stephen stolperte hinter ihm her, unterwegs von einem Tod zum nächsten.
    England schien ihm nur mehr Schrecken und Elend. Die Formen der Bäume waren wie gefrorene Schreie. Von einem Ast hing ein Bündel trockenes Laub und raschelte im Wind – das war Vinculus am Weißdornbaum. Der von einem Fuchs zerrissene Kadaver eines Kaninchens lag auf dem Weg – das war Lady Pole, die der Herr bald töten würde.
    Tod auf Tod, Schrecken auf Schrecken; und es gab nichts, was Stephen tun konnte, um es zu verhindern.
    In Starecross Hall saß Lady Pole an einem Schreibtisch in ihrem Wohnzimmer und schrieb wie wild. Auf dem Tisch lagen zahllose Blätter verstreut, alle bedeckt mit ihrer Handschrift.
    Es wurde an die Tür geklopft, und Mr. Segundus trat ein. »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte er. »Darf ich Sie etwas fragen? Schreiben Sie an Sir Walter?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Briefe sind für Lord Liverpool und den Redakteur der Times bestimmt.«
    »Wirklich?«, sagte Mr. Segundus. »Nun, ich habe gerade selbst einen Brief geschrieben – an Sir Walter –, aber nichts wird ihn gewiss so erfreuen wie eine oder zwei Zeilen von Ihrer Ladyschaft, die ihm versichert, dass sie wohlauf und entzaubert ist.«
    »Dafür wird Ihr Brief sorgen. Es tut mir Leid, Mr. Segundus, aber so lange meine liebe Mrs. Strange und der arme Stephen in der Gewalt dieses bösen Geistes sind, kann ich an nichts anderes denken! Sie müssen diese Briefe sofort abschicken! Und wenn ich damit fertig bin, werde ich an den Erzbischof von Canterbury und an den Prinzregenten schreiben.«
    »Glauben Sie nicht, dass Sir Walter die richtige Person wäre, um sich an so hochgestellte Herren zuwenden? Gewiss ...«
    »Nein, nein«, rief sie entrüstet. »Ich habe nicht vor, andere Leute um Dinge zu bitten, die ich genauso gut selbst erledigen kann. Ich habe nicht vor, mich innerhalb einer Stunde von der Hilflosigkeit der Verzauberung in eine andere Art von Hilflosigkeit zu begeben. Außerdem kann Sir Walter die wahre Grauenhaftigkeit von Mr. Norrells Verbrechen nicht halb so gut erklären wie ich.«
    In diesem Augenblick betrat eine weitere Person den Raum – Mr. Segundus' Diener Charles, der berichtete, dass im Dorf etwas sehr Merkwürdiges vor sich ging. Der große schwarze Mann – der Ihre Ladyschaft ursprünglich nach Starecross gebracht hatte – war mit einem silbernen Diadem auf dem Kopf zurückgekehrt, in Begleitung eines Herrn in einem leuchtend grünen Rock und mit Haar wie Distelwolle.
    »Stephen! Stephen und der Verzauberer!«, rief Lady Pole. »Schnell, Mr. Segundus. Sammeln Sie all Ihre Kräfte. Wir brauchen Sie, um ihn zu besiegen. Sie müssen Stephen befreien, so wie Sie mich befreit haben.«
    »Einen Elfen besiegen!«, rief Mr. Segundus entsetzt. »Nein! Das kann ich nicht. Es brauchte einen weit größeren Zauberer...«
    »Unsinn!«, rief sie mit funkelnden Augen. »Denken Sie daran, was Childermass zu Ihnen gesagt hat. Die Jahre des Studiums haben Sie darauf vorbereitet. Sie müssen es einfach versuchen!«
    »Aber ich weiß nicht...«, setzte er ratlos an.
    Aber es war nicht wichtig, was er nicht wusste. Kaum hatte sie aufgehört zu sprechen, stürzte sie aus dem Zimmer – und da er sich verpflichtet fühlte, sie zu beschützen, war er auch verpflichtet, ihr nachzulaufen.
    In Hurtfew hatten die beiden Zauberer Die Sprache der Vögel gefunden; das Buch lag auf dem Tisch, aufgeschlagen auf der Seite mit dem Elfenzauber. Aber es bestand weiterhin das Problem, einen Namen für John Uskglass zu finden. Norrell saß über die Silberschale mit Wasser gebeugt und betrieb Ortungszauberei. Sie hatten es bereits mit allen erdenklichen Namen und Titeln versucht, aber der Ortungszauber erkannte keinen davon wieder. Das Wasser in der Silberschale blieb dunkel und still.
    »Wie wäre es mit seinem Elfennamen?«, sagte Strange.
    »Der ist verloren«, erwiderte Norrell.
    »Haben wir es schon mit König des Nordens

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