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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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Máchal und alle Kinder brachen in Gelächter aus.
    »Was denn sonst? Für so ein Huhn?«, legte Šíša nach und Hnízdil setzte noch eins drauf: »Puuut put put put!«
    Josef kam aus dem Staunen nicht heraus. Er konnte nicht verstehen, warum die Jungs auf einmal so gemein zu Helena waren. Etwas musste mit den Tigerkrallen geschehen sein, aber er wusste noch nicht, was. Nach dem Unterricht ging er gleich in die Lustige Teh Cann und sagte Frau Nguyen, er hätte Hausaufgaben für Li mitgebracht. Aber Frau Nguyen ließ ihn nicht hinein und sagte, Li würde fast schon zwei Tage durchschlafen und könne keine Hausaufgaben machen.
    »Du weißt, sie nicht glücklich, sie die Papagei viel lieb gehabt«, sagte Herr Nguyen und sah selbst auch nicht sonderlich glücklich aus. Und so erfuhr Josef, dass Lis Papagei verschwunden war. Gleich darauf ging ihm ein Licht auf – Vogelfutter, Huhn, das Puuut put put put. Und er sagte: »Ich werde den Papagei finden. Das verspreche ich!«
    Damit hatte er Herrn Nguyen eine Freude gemacht, denn er sah nicht mehr so besorgt aus, und Frau Nguyen lächelte Josef sogar an.
    Als Erstes lief Josef in den verlassenen Garten. Auf dem Weg dorthin begegnete er Herrn Bílek und Olík. Sie standen vor der Tanzschule und Herr Bílek tat so, als würde er Josef nicht sehen, Olík aber tat so, als würde er ihn sehen. Doch Josef lief weiter und so sah er nicht, wie Herr Bílek durch die Tür der Tanzschule verschwand. Er wollte weder Olík noch sich selbst für die Ballettstunden einschreiben, sondern er trat ein, weil er auf der Tür das Schild Pianist gesucht gelesen hatte.
    Er war lange genug um das Schild herumgeschlichen, aber
erst heute nahm er allen Mut zusammen und ging hinein. Es war niemand zu sehen, durch die Fenster an der Decke drang das Tageslicht als dicke, milchige Lichtbündel, in denen Staub flimmerte, und auf der anderen Seite des Saals stand ein einsames Klavier.
    Nachdem er kurz gewartet hatte, konnte Herr Bílek nicht widerstehen, setzte sich an das Klavier und spielte ein paar Takte. Olík legte sich zu seinen Füßen und war ein wenig nervös.
    Neben ihm und Herrn Bílek befanden sich nämlich noch unendlich viele andere Herr Bíleks und Olíks, und er wusste nicht, was er davon halten sollte. Wenn er sich streckte, streckten sich auch die anderen Olíks. Wenn er knurrte, knurrten auch die anderen. Und als er schließlich ganz nah zu einem von ihnen hinging, stieß er mit seiner Schnauze an etwas Hartes, Kaltes und absolut Geruchloses.
    Olík war etwas Ähnliches schon einmal passiert, am See, aber da hatte sich der andere Olík, als er ihn mit der Pfote anpuffte, gleich gewellt und geschwungen, kurz, er hatte etwas Eigenes gemacht. Und nicht wie diese Olíks hier, die nichts anderes konnten, als ihn nachzuäffen.
    »Spielen Sie weiter, bitte«, sagte Frau Miluška, die Ballettlehrerin, als sie in den Saal trat. Es schien ihr zu gefallen, wie Herr Bílek spielte. Und so erfüllte sich Herr Bílek in seinem hohen Alter doch noch einen Traum – er wurde Pianist. Und es ist gut zu wissen, dass man im hohen Alter noch Träume haben kann und dass diese Träume manchmal in Erfüllung gehen.
    Im verlassenen Garten flogen nur ein paar Fetzen des zerrissenen Vertrags der Tigerkrallen herum, ein paar Kohlmeisen, Spatzen und Krähen, aber kein Papagei. Sie hat ihn bestimmt mit nach Hause genommen, dachte Josef und lief in die Straße, wo das Haus mit der roten Fassade stand.
    »Helena!«, rief er zum Fenster hoch, »Rück sofort den Papagei heraus!«
    Aber niemand antwortete ihm. Nicht dass ihn Helena bewusst ignorierte, sie war zu beschäftigt, als dass sie ihn wahrnahm. Sie spitzte die Lippen und betonte langsam und deutlich: »Josef ist ein Hosenscheißer und Li eine Hosenscheißerin! « Doch der Papagei wiederum nahm Helena nicht wahr.
    »Na komm schon, sag: Hosenscheißerin«, versuchte sie ihn zu überreden, aber der Papagei lockerte nur sein Gefieder auf und dachte sich seins. Nicht nur, dass sie ihn ohne zu fragen, ob er überhaupt wolle, einfach mitgenommen hatte wie einen Rohrspatz oder Dummspecht, sie sprach mit ihm auch wie mit irgendeinem Beschränkten – er konnte sich nichts Einfacheres vorstellen, als das Wort Hosenscheißer oder Hosenscheißerin zu sagen –, und zudem hatte sie für ihn keine richtige Unterkunft! Sie hatte ihn in den Schrank geschoben wie einen Mantel! Zum Glück musste er nicht sehr lange darin bleiben, denn die Frau, die er ein paar Male durch die

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