Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.
ihre Forderung, und ungestüm drang sie auf ihn ein: »Glaubst du, du allein brauchst Glanz? Wenn du schon größer bauen willst als die vor dir, dann will ich auch was davon haben. Bekomme ich das Ziegeleimonopol?«
Er mußte ihr das Monopol überlassen, und während dieser Nacht bereute er es nicht einmal.
Die Bestimmungen, welche der Kabinettsrat des Kaisers gutgeheißen hatte, bedurften, um Gesetz zu werden, der Zustimmung des Senats. Die Bestimmungen wurden also zusammengefaßt in vier Vorlagen, und schon wenige Tage nach dem Kabinettsrat wurde der Senat einberufen, um darüber zu beraten.
Da standen und saßen sie denn herum, die Berufenen Väter, unausgeschlafen, in der weißen, großartigen, riesigen Halle des Friedenstempels, in der die Sitzung stattfand. Es war früh am Morgen, die Tagung sollte pünktlich mit Sonnenaufgang beginnen, denn nur zwischen Sonnenaufgang und -niedergang durfte der Senat beraten, und man mußte, um die vier Gesetze zu debattieren und zu beschließen, die Zeit nutzen.
Es war ein sehr kalter Tag, die Kohlenbecken vermochten die weiten Hallen nicht zu erwärmen. Die Herren warteten herum in ihren Purpurmänteln und purpurgesäumten Kleidern, flackerig belichtet von den vielen Leuchtern und von den Kohlenbecken, schwatzend, hüstelnd, frierend, sie vertraten sich die Füße, die in den hochgesohlten, unbequemen, prunkenden Schuhen staken, und sie suchten die Hände an den mit heißem Wasser gefüllten Behältern zu wärmen, die sie in den Ärmeln ihrer Galakleider trugen.
Den meisten unter ihnen war es eine höllische Erniedrigung, daß sie nun auch noch diese kleinen Widrigkeiten auf sich nehmen mußten, nur um in feierlicher Tagung Gesetze zu beschließen, die sie für immer entmachten und der Willkür dieses Domitian preisgeben sollten, des maßlos frechen Urenkels des kleinen Bürobeamten. Doch auch die Tapfersten hatten nicht gewagt fernzubleiben.
Hier und dort führte man mißmutige, gedämpfte Gespräche. »Das Ganze ist Schande und Scheiße«, brach plötzlich der Senator Helvid aus, und er wollte, der hagere, große, verwitterte Herr, den Saal verlassen. Mit Mühe hielt ihn Publius Cornel zurück. »Ich verstehe es, mein Helvid«, sagte er und ließ den Ärmel des andern nicht fahren, »daß Sie mit diesem Senat nichts zu tun haben wollen. Wir alle möchten uns am liebsten den Purpurstreif abreißen, unter diesem Kaiser. Aber was ist erreicht, wenn Sie jetzt mit großer Gebärde von hier weggehen? Der Kaiser würde es Ihnen als frechen Trotz aus legen, und Sie würden es zu zahlen haben, früher oder später. Das ängstliche, geduckte Leben, das wir führen müssen, ist kein Leben, wie viele unter uns zögen einen blendenden, großartigen Untergang vor. Aber ein ostentativer Märtyrertod ist sinnlos. Bleiben Sie vernünftig, mein Helvid. Es ist wichtig, daß diejenigen, welche die Freiheit lieben, diese Zeit überleben. Es ist wichtig, daß sie am Leben bleiben, auch wenn es ein erbärmliches Leben ist.« Cornel war viel jünger als Helvid, er war einer der jüngsten unter den Senatoren, doch trotz seiner Jugend zeigte sein Gesicht finstere, starke Falten. Statt daß er mir zuredet, dachte er, als er den Helvid sanft auf seinen Platz zurückgedrängt hatte, muß ich ihn besänftigen. Freilich habe ich es leichter als er. Ich bin da, aufzuschreiben, was unter dem Tyrannen geschieht. Sagte ich mir das nicht immerzu vor, dann wüßte ich auch nicht, wie ich dieses Leben ertragen sollte.
Endlich, wenige Minuten vor Sonnenaufgang, traf Domitian ein. Die Türen des Gebäudes wurden weit aufgetan, damit die Öffentlichkeit der Sitzung hergestellt sei, und alles Volk sah den Kaiser prunken auf seinem erhöhten Sitz. Purpurn und golden thronte er, gewillt, so auszuharren bis zum Ende der Tagung. Er wünschte, daß die vier Gesetze, die heute zur Debatte standen, seine Gesetze, mit allem Pomp beraten und beschlossen würden.
Das wichtigste unter diesen Gesetzen, jenes, das dem Kaiser auf Lebenszeit die Zensur zusprach, das Amt, Mitglieder des Senats aus dieser Körperschaft auszuschließen, stand als drittes auf der Tagesordnung. Begründet wurde die Vorlage von dem Senator Junius Marull, dessen Namen das Gesetz tragen sollte. Der alte, elegante Herr hatte heute einen guten Tag und fühlte sich jung. Er, der sich mit solcher Leidenschaft so viele entlegene Sensationen bereitet hatte, kostete es aus, den puritanischen Kollegen den feindseligen Hohn
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