Josepsson, Aevar Örn
es nicht«, sagte er nach langem Nachdenken. »Aber ich werde Gott bitten, ihm zu helfen. Und uns.« Er sah Svavar mit mildem Blick an. »Ich gebe dir Bescheid.«
Svavar nickte und ging. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dass Gott der Bitte des Meisters willfahren würde. Und wenn der Meister ihm Bescheid gab, würde er bereit sein. Hoffte er.
10
Montag
Wie Stefán vermutet hatte, waren Katrín und Árni noch vor sieben mit der Befragung der Hausbewohner fertig.
»Ist ja vielleicht verständlich«, brummte Árni, »dass sie gedacht haben, der Gestank käme aus dem Müllschlucker, meine ich.« Katrín nickte. Am Ende des Flurs befanden sich zwei Türen, die eine zum Aufzug, die andere zum Treppenhaus. Rechts neben dem Lift war der Müllschlucker, anderthalb Meter von der ersten Tür entfernt, die zu Ólafurs Wohnung führte.
»Vielleicht«, sagte sie.
Da beide nichts weiter für den Abend vorhatten, beschlossen sie auf dem Weg nach unten, zusammen essen zu gehen und dabei in Ruhe den Fall durchzusprechen. Sie konnten sich aber nicht auf ein Restaurant einigen. Schließlich schlug Árni vor, zu ihm nach Hause zu fahren und etwas beim Pizzaservice zu bestellen.
»Ich meine, ich wohne doch so ziemlich auf halbem Weg zwischen dem Krankenhaus und dem Pizzalieferanten. Wir bestellen die Pizzen, schauen kurz bei Guðni herein und treffen dann ungefähr zur gleichen Zeit bei mir zu Hause ein wie der Bote. Ist das nicht ein prima Plan?«
Katrín zögerte, aber nicht lange. »Ja, der Plan ist prima«, sagte sie. »Wir treffen uns im Krankenhaus.« Sie stiegen wieder in ihre Autos und fuhren los.
Guðnis Zustand war unverändert, und sie erhielten die Auskunft, dass er morgen geweckt werden würde, falls nichts dazwischenkäme.
»Was könnte das sein?«, fragte Katrín.
»Man kann nie wissen«, sagte die Krankenschwester achselzuckend. »Bei einem derartig schweren Herzversagen steht es während der ersten Tage immer auf Messers Schneide, vor allem, wenn die Betreffenden körperlich nicht gut drauf sind. Sein Zustand ist aber jetzt einigermaßen stabil, Puls und Blutdruck und anderes sind so weit okay. In Anbetracht der Umstände sieht es also nicht schlecht aus.« Weitere beziehungsweise präzisere Angaben konnten sie der Dame nicht entlocken.
»Furchtbar, den Kerl so zu sehen«, sagte Árni mit leicht zittriger Stimme, als ihnen draußen wieder der kalte Wind um die Ohren blies und er sich eine Zigarette angezündet hatte. Es hatte ihn mehr als erwartet mitgenommen, Guðni so hilflos und so grau im Gesicht in seinem Bett liegen zu sehen, mit einer Maske vor dem Gesicht und mit all diesen Schläuchen und Schnüren, die an Hände, Hals und Körper angeschlossen waren.
»Ja«, stimmte Katrín zu. »Das ist es, trotz allem. Aber offensichtlich nicht schrecklich genug«, fügte sie mit einem Seitenblick auf seine Zigarette hinzu.
Árni wurde rot und blies den Rauch von sich. »Irgendwann hör ich damit auf«, sagte er, »eines Tages höre ich mit diesem Scheiß auf.«
»Mir egal«, entgegnete Katrín achselzuckend.
Es passte ganz genau; kaum hatten sie Árnis Wohnung betreten, klingelte es schon, und Geld und Pizzen wechselten den Besitzer. Für Árni Hackfleisch, Pilze, Paprika und Chili, und für Katrín Oliven, Distelherzen, Thunfisch und sonnengetrocknete Tomaten. Trotz der gleichen Bezeichnung war das hier ein ganz anderes Essen als der geschmacklose Pappteig, den Stefán am Samstag für sie bestellt hatte, und Katrín verputzte die Köstlichkeit in Rekordzeit.
»Also dann«, sagte sie und wischte sich den Mund ab. »Machen wir uns an die Arbeit. Inwieweit hast du dich schon in den Fall eingearbeitet?«
Sie gingen ins Wohnzimmer, wo Katrín in groben Zügen auflistete, was alles passiert war, seit sie am vergangenen Freitag nach Krummahólar gerufen wurden. Árni stand unterdessen am offenen Fenster und versuchte, mehr nach draußen als drinnen zu rauchen. Zum Schluss gab er es auf und warf sich in seinen abgenutzten grünen Sessel, der gegenüber dem Sofa stand, auf dem Katrín Platz genommen hatte.
»Den Rest weißt du, nehme ich an«, beendete Katrín ihren Bericht und klappte ihre Mappe zu.
»Jawohl«, sagte Árni, »das kann man sagen. Wir haben aber wohl nicht vor, hier über Úlfar zu sprechen, oder?«
»Úlfur«, korrigierte Katrín, »er heißt Úlfur, nicht Úlfar. Ansonsten ja, ich sehe keinen Grund, im Augenblick irgendwelches Pulver auf ihn zu verschwenden. Es geht eher darum, vorbereitet
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