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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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zu sein, falls es sich herausstellen sollte, dass er den Alten doch nicht umgebracht hat. Für wahrscheinlich halte ich das aber nicht.«
    Árni nickte zustimmend und griff ganz automatisch wieder nach seiner Zigarettenschachtel, besann sich aber im letzten Moment. »Okay. Wenn nicht Úlfur, wer dann? Fangen wir einfach damit an, da oben die Etage durchzukämmen, dann ist das erledigt. Niemand von den Leuten, mit denen wir gesprochen haben, scheint den Kerl gut gekannt zu haben, und niemand wusste etwas darüber, ob außer Úlfur noch andere Kontakt zu Ólafur gehabt hatten. Und es kommt einem so vor, als wäre keiner von denen dazu fähig, total auszurasten und mit dem Messer auf einen anderen loszugehen, obwohl man so was natürlich nie wissen kann. Merkwürdiges Sammelsurium da in dem Block, jedenfalls auf dieser Etage.«
    »Wieso?«, fragte Katrín.
    »Einfach so. Beispielsweise Ólafur, Invalide und Schluckspecht, der sich auf einmal bekehrt. Und dann Úlfur, ihm direkt gegenüber – gehört die Wohnung ihm? Oder den beiden?«
    »Nein. Das ist noch eine von den wenigen städtischen Sozialwohnungen, die noch nicht verkauft worden sind.«
    »Okay. Also Úlfur, wie gesagt, ebenfalls notorischer Säufer und Kleinkrimineller, der seine Frau prügelt. Wovon lebt er?«
    »Tinna arbeitet halbtags als Putzfrau, und außerdem sitzt sie ein paar Stunden in einem Krónan-Billigmarkt an der Kasse. Úlfur übernimmt diese und jene Aufträge , wie sie sich ausgedrückt hat, was auch immer das bedeutet. Sie scheinen aber nicht schlecht dazustehen, offensichtlich bekommt er genug für seine Aufträge, worin auch immer sie bestehen mögen.«
    »Damit hätten wir also zwei Zechkumpane, der eine bekehrt und mit Invalidenrente, und der andere wahrscheinlich immer noch auf dem direkten Weg ins Verderben, mit zwei Kindern und einer Frau, die für Niedriglohn arbeitet. Außerdem ist da noch ein Lehrerehepaar mit einem Kind, ein LKW -Fahrer mit Frau und zwei Kindern, ein Klempner mit Familie, ein Ingenieur mit seiner Frau, ein Hafenarbeiter mit Familie und zwei alleinstehende Mütter. Habe ich sie alle?« Er sah Katrín fragend an und wunderte sich über ihren kritischen Gesichtsausdruck. »Was ist?«, fragte er. »Habe ich jemanden vergessen?«
    »Nein, niemanden«, antwortete Katrín. »Das war eine vollständige, aber eine typisch männliche Aufzählung.«
    »Männliche Aufzählung?«, erkundigte sich Árni argwöhnisch. »Was meinst du denn damit?«
    Katrín streckte den kleinen Finger an der linken Hand hoch. »Ein LKW -Fahrer mit Frau und Kindern .« Der Ringfinger folgte. »Ein Ingenieur und Frau …«, fuhr sie fort und war beim Mittelfinger angekommen. »Und nicht zu vergessen, zwei alleinstehende Mütter, natürlich. Nicht eine Friseurin und eine Studentin , sondern alleinstehende Mütter.«
    Árni, der sich und anderen immer wieder einredete, voll und ganz auf Seiten von Emanzipation und Gleichberechtigung zu stehen, errötete vom Scheitel bis zur Sohle. »Entschuldige, ich … Du hast vollkommen Recht, ich …«
    »Spielt keine Rolle«, sagte Katrín. »Aber was ist denn so seltsam an dieser Zusammensetzung? Ich hätte gedacht, das sei eigentlich ein ganz normaler Querschnitt durch die Bevölkerung. Genau wie in vielen anderen Wohnblocks. Wie ist es denn hier in deinem Haus? Ein Bulle und seine Freundin auf dieser Etage, ein junges Paar mit Kind auf der oberen, und wer war noch mal im Souterrain?«
    »Eine Lieferwagenfahrerin«, murmelte Árni geknickt, »und ihr Mann ist Anstreicher.« Katrín konnte sich kein Lächeln abringen.
    »Jedenfalls«, sagte Árni und gab sich einen mannhaften Ruck, »jedenfalls gibt es auf den ersten Blick unter diesen Leuten kaum einen wahrscheinlichen Kandidaten, mit Ausnahme von Úlfur. Können wir uns darauf vielleicht einigen?«
    »Das können wir«, stimmte Katrín ihm zu.
    Árni glaubte, immer noch Unmut aus ihrer Stimme herauszuhören. »Prima. Und Ólafurs Kinder erben vermutlich alles. Hat man ein Testament oder so etwas gefunden?«
    »Nein, bislang noch nicht. Wahrscheinlich erben die Kinder alles. Aber das mit diesem Geld ist wirklich seltsam.«
    Anscheinend hatte Katrín nicht vor, ihn weiter zu traktieren, und Árni atmete erleichtert auf. »Inwiefern?«, fragte er.
    Katrín verzog das Gesicht. »Ach, ich weiß nicht. Woher ist es gekommen, wohin ist es gegangen? Wie ich dir schon gesagt habe, dieser Bárður kam heute zu mir und hat mir geradezu den Befehl erteilt, die

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