Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Noch bevor Tom, Joshua und Peter irgendetwas unternehmen konnten, öffnete die Truhe blitzschnell ihren Deckel, schnappte sich die Jacken und Taschen, verschlang sie in einem Happs und rannte davon!
„Sie hat unsere Sachen gestohlen!“, rief Tom und ließ die Angel fallen. „Hinter ihr her!“
„Sollten wir nicht lieber einem Lehrer Bescheid geben?“, fragte Peter ängstlich und richtete sich zögerlich auf.
„ Wenn wir das tun, ist sie längst über alle Berge!“, wand Joshua ein, während er seine Hosentaschen abklopfte. „O nein! Die Truhe hat meinen Blaukristall! Ich hatte ihn in meine Jackentasche getan.“
„Ja, und meinen hat sie auch“, fiel Tom ein. „Er liegt in meiner Schultasche.“
„Ich habe meinen noch in der Hosentasche. Wir sollen die doch immer bei uns tragen“, sagte Peter vorwurfsvoll. „Das hat uns doch Mrs. Hobbingons etliche Male gesagt.“
Joshua hatte sich seine Schuhe als erster angezogen und rannte der Truhe hinterher. Kurz darauf kam auch Tom in Wallung, und was Peter anbetraf: Er war noch einen Moment hin- und hergerissen, denn die Lehrer hatten die Kinder vor den Zaubertruhen gewarnt und ihnen mehr als nur einmal erzählt, dass diese keine Spielzeuge seien und sich durchaus zu verteidigen wussten. Der Halblingslehrer Mr. Obilix hatte ihnen gar einmal gesagt, dass diese laufenden Truhen wie wilde, gezähmte Tiere zu betrachten seien, die aber durchaus rückfällig und dann sehr gefährlich werden könnten.
Peter hatte ein wenig Angst, aber dann gab er sich einen Ruck und rannte den beiden hinterher; er wollte seine Freunde schließlich auch nicht im Stich lassen.
Die Holzkiste lief zunächst auf eines der Nebentore der Schule zu und verschwand durch dessen Eingang. Als die drei Jungs das Tor durchliefen und sich anschließend in einem kleinen begrünten Vorhof befanden, glaubten sie die Truhe bereits aus den Augen verloren zu haben, aber da sah Tom etwas Metallisches aufblitzen.
„ Dort drüben!“, rief er und stürmte als erster wieder los.
Tom hatte gerade eben noch das hölzerne Hinterteil der Truhe gesehen, das kurz darauf hinter der nächsten Mauer verschwand. Als die drei die Mauerecke erreichten, war die Truhe schon wieder zwanzig Meter weitergelaufen, und die Jungs hatten Glück, dass sie gerade noch sahen, wie sie um die nächste Ecke bog.
Die magische Kiste lief recht schnörkellos durch die vielen verschiedenen Innenhöfe der Schule und die Jungs hatten alle Mühe ihr auf den Fersen zu bleiben. Der dicke Tom fing schon nach den ersten Metern an zu prusten und hatte auch schon ein ganz rotes Gesicht bekommen, aber er wollte sich nicht die Blöße geben gegen eine blöde Holztruhe aufzugeben, und so rannte er einfach weiter.
Die drei Jungs jagten der Truhe durch die Schulhöfe und etliche überdachte Korridore nach. Ein paar Mitschüler schauten der Gruppe teils verworren, teils belustigt hinterher. Schließlich gelangte die Zaubertruhe auf den großen Vorplatz und rannte durch das Haupttor auf die steinerne Brücke hinaus.
„Schneller, Jungs!“, rief der sportliche Peter über die Schulter zurück, der mittlerweile die Spitze des Trupps übernommen hatte. „Die Zaubertruhe entwischt uns! Wenn sie erst im Wald ist, dann haben wir sie verloren, denn dort kann sie sich zu gut verstecken.“
Die vielen Holzbeinchen der Truhe klackerten auf der Steinbrücke. Als sie das Ende erreicht hatte, schaute sie sich einmal nach ihren drei Verfolgern um. Dann wetzte sie wieder los und schlug den kleinen Waldpfad, der nach Kwirm führte, ein.
Als Peter und Joshua den Waldweg erreichten, sahen sie gerade noch, wie die Truhe hinter der Kuppe eines kleinen Waldhügels verschwand.
„Die ist über alle Berge“, meinte Peter und schien nicht allzu enttäuscht darüber zu sein, denn im Grunde genommen wollte er die Truhe aus lauter Angst gar nicht so gerne einholen.
Auch Joshua wusste nicht, was die Truhe tun würde, wenn sie sie eingeholt hatten, aber zu dritt müssten sie die Truhe eigentlich in die Knie zwingen können, dachte er sich.
Das Gleiche schien auch Tom zu denken, als er schnaufend die beiden Jungs einholte und im Vorbeilaufen – mittlerweile war es eigentlich nur noch ein schnelles Gehen – rief: „Worauf wartet ihr? Schnappen wir uns die Truhe!“
Joshua heftete sich sofort wieder an die Seite seines Kumpels und auch Peter nahm wieder die Verfolgung auf, wenn auch ein wenig zaghaft er und vorsichtiger: Er rannte nun nicht mehr voraus, sondern
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