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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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Herz klopfte bis zum Hals, sie hatte große
Angst, aber hierbei ging es nicht um irgendwelche Befindlichkeiten. »Das tue
ich nicht.«
    Er
packte sie hart an den Schultern. »Du weißt wohl nicht, was auf dem Spiel
steht! Erst bringst du mir alles durcheinander und dann … «
    »Lass
mich los!« Sie schlug seine Hände weg und warf ihm die Schachtel ins Gesicht.
    Reflexartig
wehrte er ab. Mit erhobener Hand hielt er inne. Sie fuhr zurück. »Du kannst
froh sein, dass ich keine Frauen schlage!«, zischte er. »Sonst würde ich dir
das Zeug jetzt einprügeln!«
    »Nein, bitte … «
    »Nein,
bitte … «, äffte er sie nach. Dann trat er mit voller Wucht vor das Sofa.
» Kuss uchtah !«
    Vor
seiner Wut wich Nina einen Schritt zurück. »Ich kann das nicht nehmen!«
    Er
wirbelte zu ihr herum. »Mund auf, Wasser rein, schlucken! Geht ganz einfach.«
    »Nein,
du verstehst das nicht. Ich … ich bin schwanger … und
ich will nicht einfach irgendwelche Medikamente nehmen, von denen ich nicht
weiß, ob … ob … « Ihre Stimme kippte.
    Mit
offenem Mund starrte er sie einige Sekunden an. Plötzlich lachte er humorlos.
»Netter Versuch. Wirklich. Respekt vor deiner Fantasie.« Er holte ihr
Wasserglas, füllte es nach und reichte es ihr mitsamt der Tablettenpackung.
»Hier.«
    Kopfschüttelnd
schloss sie ihre Augen.
    »Es ist
nur ein … ein Schlafmittel! Kein Gift! Glaubst du immer noch, ich will dich
umbringen, oder was?« Er stieß einen verächtlichen Laut aus. »Da gäbe es andere
Mittel und Wege! Jetzt schluck das Zeug endlich!«
    »Zwing
mich nicht. Bitte«, sagte sie leise, ihre Lider immer noch fest
zusammengepresst. Sie spürte, dass Tränen darunter hervorquollen. »Ich werde
dir keinen Ärger machen. Ich bin leise und … ich
verspreche dir, dass ich nicht versuchen werde wegzulaufen. Und wenn du … wenn
du willst, dann … dann schlafe ich auch mit dir.«
    Sie
zuckte leicht zusammen, als er ihr Gesicht berührte. »Sieh mich an.«
    Zögernd
öffnete sie die Augen. Er wirkte immer noch aufgebracht, während er sie
abschätzig musterte. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, machte sie
einen Schritt auf ihn zu und schmiegte sich an ihn. Erst nach einigen Sekunden
schloss er die Arme um sie. Ihr Gesicht lag an seiner rauen Wange und bald
fühlte sie eine Hand auf ihrem Rücken. Sanft liebkoste er mit der anderen ihren
Nacken. Sie versuchte, nicht an Jens zu denken. Am besten dachte sie an gar nichts,
sondern ließ es einfach geschehen. Es würde sein wie in jener Nacht. Sie
fühlte, wie sie allmählich ruhiger wurde. Wie lange sie so standen, wusste sie
nicht.
    Nach
einer Weile streiften seine Lippen zart ihre Wange. Schließlich blickte sie ihn
an. »Du willst das wirklich?«
    Sie
nickte einfach, weil sie das Gefühl hatte, der Kloß in ihrem Hals versagte ihr
die Stimme.
    Er
lachte. Zuerst leise, dann lauter. »Du bist eine sehr schlechte Lügnerin, Nina.
Deswegen glaube ich dir sogar fast, dass du schwanger bist. Aber eben nur fast.
Nun gut, nimm sie erst einmal nicht.« Er streichelte ihre Wange. »Und alles
andere werden wir sehen.«
    Nina
fühlte sich erleichtert. Sie musste einfach tun, was er von ihr wollte. Das
konnte sie. Es war nicht weiter schwer. Ihr würde nichts geschehen. Ihr nicht
und ihrem Kind nicht.
    Seinem
Kind – aber das würde sie ihm nicht sagen.
    Auch
wenn er vielleicht kein schlechter Mensch war.

Samstag, 23. Mai 2009
     
    Aus: Neustädter
Landeszeitung ›Zwei Tote durch unbekannte Krankheit!‹
     
    Im Krankenhaus Neustadt/Aisch
starben gestern ein zehn Monate altes Kind und dessen 58-jähriger Großvater.
Beide wurden mit grippeähnlichen Symptomen am Donnerstag in das Krankenhaus
eingeliefert.
    In den
letzten drei Wochen haben sich, so ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, zwar
ungewöhnlich viele Patienten mit ähnlichem Krankheitsbild in den Arztpraxen
gemeldet, von einer Epidemie könne aber nicht die Rede sein. Ein Vertreter der
Ärzteschaft empfahl zur Vorbeugung die üblichen Hygienemaßnahmen, wie zum
Beispiel häufiges Händewaschen. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht.
     
     
    Dechsendorf
     
    »Allmächd! Warum geht denn
nicht mal jemand ans Telefon!« Tropfnass stürmte Maria mit einem Handtuch um
den Körper aus dem Bad im oberen Stockwerk und sah sich nach dem Telefon um,
das prompt aufhörte zu klingen. »Irgendwann kaufe ich ein Telefon mit Schnur.
Das kann wenigstens keiner verbummeln«, brummte sie.
    Sie
kehrte zurück ins Bad, um sich

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