Judith
war es gewesen, der sie wieder zum Turnier zurückbegleitet hatte. Später hatte sie Lilian Valence mit Gavin gesehen und einen triumphierenden Blick der Frau aufgefangen.
Dann hatte sie wieder beim abendlichen Mahl an Gavins Seite sitzen müssen. Sie hatte gelächelt, als einer der Musikanten ihre Schönheit besang. Doch das Herz lag wie ein Stein in ihrer Brust.
Dann war zum Tanz aufgespielt worden. Nur einen einzigen Tanz hatte sie mit Gavin gemacht. Danach hatte er sich anderen Damen zugewandt und sie anderen Tänzern.
Nun stand sie müde in ihrem Zimmer. »Ich will ein Bad! « befahl sie Joan, die sie aus einem Winkel unter der Treppe hatte hervorziehen müssen, wo sie in inniger Umarmung mit einem jungen Mann gelegen hatte.
»Bring den Bottich und heißes Wasser! Vielleicht kann ich lesen schrecklichen Tag von mir herunterwaschen! « sagte Judith.
Sie wußte nicht, daß Gavin jede ihrer Bewegungen den ganzen Tag über beobachtet hatte. Er hatte sie von Walter Demari fortgeholt, weil er wußte, was dieser Mann im Sinn hatte. Sie war zu unschuldig, um zu erkennen, wie sehr sie mit ihrer Natürlichkeit jeden Mann reizte.
Er hatte beobachtet, daß Judith die Treppe hinaufstieg. Er tanzte gerade mit einer dicken Frau, die sich wie eine Verdurstende an ihn klammerte.
Nach zwei weiteren Tänzen war Judith nicht zurück. Und so verließ auch Gavin das Fest und ging nach oben. Als er die Tür öffnete, fand er Judith bis zum Hals in einem Bottich mit heißem Wasser. Ihr Haar ergoß sich wie eine schimmernde Flut über den Rand der Wanne. Ihr Gesicht war von dem heißen Dunst gerötet.
Gavin stockte bei ihrem Anblick der Atem. Sie hatte ihn wütend angeblitzt und trotzig reagiert. Doch sie war für ihn immer reizvoll gewesen. Jetzt sah sie aus wie die personifizierte Unschuld.
Es wurde ihm jäh bewußt, daß es genau das war, was ihn so an ihr faszinierte. So wollte er sie. Was kümmerte es ihn, daß sie ihn ablehnte? Sie gehörte ihm, ihm allein. Sein Herz raste, als er die Tür ins Schloß drückte.
Judith hatte ihn noch nicht gesehen, denn sie lag mit geschlossenen Augen im Wasser. Als sie jetzt das Geräusch der Tür hörte, fragte sie: »Joan? «
Da keine Antwort kam, riß sie die Augen auf. Sie wußte den Ausdruck in Gavins Augen sofort richtig zu deuten, und es ärgerte sie, daß sich ihr Pulsschlag beschleunigte.
»Laß mich allein! « brachte sie mühsam hervor.
Doch er näherte sich ihr weiter und stand gleich darauf neben der Wanne. Seine Hand faßte unter ihr Kinn. Judith wollte ihm ausweichen, aber er war stärker. Dann preßte sich sein Mund auf ihre Lippen. Grob und brutal zuerst, aber dann wurden sein Kuß und sein Griff sanfter.
Judith merkte, wie sie schwach wurde, wie immer, wenn er zärtlich zu ihr war. Gavin ließ sie los und sah in ihre goldenen Augen, die jetzt nicht mehr abweisend blickten. Aller Haß war vergessen, weil ihre Körper eine eigene Sprache hatten.
Gavin kniete neben der Wanne nieder, und seine Hand streichelte über Judiths Nacken. Dann küßte er sie wieder. Seine Finger zogen die anmutige Linie ihres Halses nach.
Ihre Haut war naß und warm, und das steigerte seine Leidenschaft. Er wollte sie haben, aber er wollte die Lustgefühle noch ein wenig verlängern. Ihre Haut duftete nach Rosen von der Seife.
Er wollte sie sehen, ihren herrlichen Körper. Gavin hob Judith aus der Wanne und hüllte sie in das bereitliegende Tuch. Judith ließ stumm alles mit sich geschehen, weil sie das Gefühl hatte, daß Worte den wundersamen Bann zerstören konnten.
Gavin behandelte sie so sanft. Er setzte sich auf eine Bank vor dem Kamin und nahm sie wie ein Kind zwischen seine Knie. Sie schämte sich ihrer Nacktheit nicht, obwohl er noch völlig angekleidet war. Es war alles wie ein Traum.
Gavin trocknete sie liebevoll ab. Er tat es ein bißchen ungeschickt.
»Umdrehen! « befahl er.
Judith gehorchte und ließ sich den Rücken abreiben. Dann warf Gavin das Tuch zu Boden. Judith hielt unwillkürlich den Atem an.
Gavin sprach jedoch nicht. Er fuhr mit den Fingern ihr Rückgrat entlang, und Judith erschauerte bei dieser Berührung. Seine streichelnden Finger sagten ihr mehr als tausend Worte.
»Du bist schön«, hörte sie ihn flüstern, als sich seine Hände um ihre Hüften schlossen.
Judith wagte nicht zu atmen, als sich seine Lippen auf ihren Hals preßten, während seine Hände sich um ihre Brüste legten. Sie lehnte sich an ihn und schloß die Augen, weil das Verlangen in ihr
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