Judith
sah, wie ihre Finger den Gürtel des Mantels lösten.
Der Mantel fiel zu Boden, und Judith stand in ihrer herrlichen Nacktheit vor ihm. Gavin starrte sie an, als könnte er es nicht begreifen.
Judith zitterte. Würde er sie fortschicken? »Gavin… «, hörte sie sich flüstern.
Da riß er sie schon in seine Arme. Und während seine Lippen die ihren suchten, trug er sie zum Bett.
Er ließ ihr Zeit. Er wartete, bis alle Anspannung von ihr wich. Und zu seiner Verwunderung fühlte er nicht den Triumph, den er sich vorgestellt hatte.
Als sie sich an ihn klammerte, ahnte er, daß ihre Sehnsucht nicht geringer war als seine. Er entledigte sich seiner Kleidung und stöhnte auf, als er ihre nackte Haut auf seiner spürte.
»Judith, wie habe ich dich vermißt, mich nach dir gesehnt«, flüsterte er.
Ihr Körper bog sich ihm entgegen, und ihre Lippen lockten. Sie schenkten sich Zärtlichkeiten, bis ihre Erregung auf den Höhepunkt zutrieb.
Als Gavin in sie eindrang, keuchte Judith vor Wonne. Sie preßte sich an ihn, so als wollte ihr Körper mit seinem verschmelzen. Und sie hielten sich umklammert, als die Leidenschaft sie mit sich riß. Judith wußte, daß sie diese Nacht nie vergessen würde. Morgen zog Gavin in den Kampf. Bis dahin wollte sie in seinen Armen sein.
13. Kapitel
Chatworth Manor war ein zweistöckiger Bau aus Ziegelsteinen. Das Haus war lang und schmal und wirkte recht häßlich. Das einzig Schöne war der von einer Mauer begrenzte Garten. Die üppigen Rasenflächen zogen sich bis zum Waldrand. Dieser Wald war der private Jagdgrund von Earl Edmund.
Drei Gestalten näherten sich dem Haus vom Wald her. Jocelin Laing hatte sich seine Laute über eine Schulter gehängt. Seine Arme umschlangen die beiden Küchenmädchen Gladys und Blanche. Er hatte mit den beiden liebestollen Dirnen einen aufregenden Nachmittag verbracht.
Aber Jocelin hielt keine Frau für zu liebestoll oder gar schlecht. Für ihn waren sie alle gleich begehrenswert.
»Und du bist wirklich ihretwegen hergekommen? « fragte Gladys.
Jocelin sah sie tadelnd an, so daß sie rot wurde. Blanche war jedoch nicht so leicht einzuschüchtern.
»Ich wundere mich, daß Lord Edmund erlaubt hat, daß du herkommst. Er hält Lady Lilian wie eine Gefangene. Sie darf nicht einmal allein ausreiten — nur mit ihm. «
»Und er reitet nicht gern, weil er ein so empfindsames Hinterteil hat. « Gladys kicherte.
Jocelin schien verwundert. »Ich dachte, es war eine Liebesheirat. Ein reicher Earl heiratete ein armes Mädchen. «
»Liebe? Niemals! Diese Frau liebt nur sich selbst. Sie hat Lord Edmund wohl für einfältig gehalten und gehofft, daß sie mit ihm machen kann, was sie will. Aber da hat sie sich geirrt. «
»Ich kenne Frauen wie sie«, fügte Gladys hinzu. »Sie wollte hier alles an sich reißen. Aber Lord Edmund würde das Schloß eher niederbrennen, als es ihr überlassen. «
»Warum hat er sie dann geheiratet? « wollte Jocelin wissen.
»Weil sie schön ist. « Blanche zuckte die Schultern. »Und er mag schöne Frauen. «
»So wie ich! « rief Jocelin. Er sah die beiden dabei so feurig an, daß ihre Gesichter zu glühen begannen.
»Er ist anders als du«, meinte Blanche. »Frauen sind für ihn minderwertige Wesen. «
»Ja, wie die arme Constance. « Gladys nickte düster.
»Kenne ich sie? « fragte Jocelin.
»Sieh dir den an! « rief Blanche. »Er hat von zweien nicht genug und denkt noch an eine dritte. «
Lachend und kichernd erreichten sie das Haus. Und dort wurden sie erwartet.
»Wo bist du gewesen! « fauchte Lilian den jungen Mann an, als sie in die Halle kamen.
Blanche und Gladys flohen schnell in die Küche. Jocelin ließ sich jedoch nicht einschüchtern.
»Ihr habt mich vermißt, Herrin? « fragte er und küßte Lilians Hand.
»Nein, nicht so, wie du glaubst. Du bist mit diesen Dirnen zusammen gewesen, während ich hier allein saß. «
Jocelin sah sie zerknirscht an. »Ihr wart allein? «
»Ja. « Lilian ließ sich in den mit Kissen gepolsterten Stuhl am Fenster sinken. Sie wirkte nicht mehr so liebreizend wie auf der Hochzeitsfeier. Ihre Figur hatte an Gewicht verloren, und ihr Blick war nervös und unstet.
»Ja«, wiederholte sie. »Ich bin einsam. Ich habe keinen Freund hier. «
»Wie ist das möglich. Euer Gatte liebt Euch doch. «
Lilian stieß ein bitteres Lachen aus. »Er liebt niemanden. Er hält mich wie einen Vogel im Käfig. Ich kann mit niemandem sprechen, niemanden sehen… « Lilian starrte in einen von
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